Die US-Präsidentschaftswahlen 2024 stehen vor der Tür, und für den Klimaschutz sind die Konsequenzen enorm. Während der Klimawandel inzwischen nachweislich die größte globale Bedrohung unserer Zeit darstellt, bieten die beiden Hauptkandidaten, Donald Trump und Kamala Harris, völlig unterschiedliche Visionen, wie – oder ob – die USA darauf reagieren sollten. Diese Wahl wird daher nicht nur über die Richtung der Klimapolitik in den nächsten vier Jahren entscheiden, sondern möglicherweise über die Zukunft des Planeten selbst.
Was Trump vertritt: „Drill, Baby, Drill!“
Donald Trump bleibt ein lautstarker Kritiker der Klimaschutzmaßnahmen. Seit Jahren bezeichnet er den Klimawandel als „Schwindel“, sogar als Erfindung der chinesischen Regierung, um den Westen wirtschaftlich zu schwächen. Das allein zeigt seine grundsätzliche Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse über die wachsende Zahl von extremen Wetterereignissen und steigenden Meeresspiegeln direkt mit der Erderwärmung in Verbindung zu bringen.
Unter seiner Präsidentschaft 2016-2020 zog er die USA aus dem Pariser Abkommen zurück, lockerte Umweltvorschriften und ermöglichte es der Öl- und Gasindustrie, auf zuvor geschütztem Land zu bohren. Sein Ansatz: Umweltschutz sei ein Hemmschuh für die Wirtschaft – und mit wirtschaftlichen Einbußen sei niemandem geholfen. Wie oft hört man ihn über Umweltschutz scherzen: „Etwas mehr Strand ist doch nicht das Schlimmste, oder?“ Doch während Trump mit vermeintlichem Humor und wirtschaftlichem Pragmatismus auf Stimmenfang geht, zeigen die Fakten, dass die USA, insbesondere die Küstenstaaten, zunehmend mit den Folgen der Erderwärmung kämpfen: Überschwemmungen, steigende Versicherungskosten und ein immer realer werdender Immobiliencrash.
Seine Pläne für eine zweite Amtszeit sind klar: Mehr fossile Brennstoffe, weniger Regulierung. Trump plant, die Energiepolitik wieder in die Hände der Öl- und Gasindustrie zu legen. Schon jetzt entwirft er detaillierte Strategien, um die von der Biden-Administration verabschiedeten Klimagesetze zu kippen. Und dies alles im Austausch gegen Unterstützung – finanziell und politisch.
Was Harris vertritt: Investitionen in eine grüne Zukunft
Kamala Harris, derzeit Vizepräsidentin der USA, hat sich dagegen als klare Befürworterin des Klimaschutzes positioniert. Während sie Trump in einer Debatte direkt kritisierte, weil er den Klimawandel als „Schwindel“ abtut, setzte sie gleichzeitig ein starkes Signal, als sie mit ihrer entscheidenden Stimme im Senat den „Inflation Reduction Act“ (IRA) durchbrachte. Dieses Gesetz stellt das größte Klimapaket in der Geschichte der USA dar und zielt darauf ab, die Wirtschaft nachhaltig umzustrukturieren und gleichzeitig den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen. Hunderte Milliarden Dollar fließen in Solarenergie, elektrische Fahrzeuge und grüne Landwirtschaft – eine Mammutaufgabe, die den CO2-Ausstoß der USA drastisch senken soll.
Harris sieht den Klimawandel nicht nur als Umweltproblem, sondern auch als wirtschaftliche Herausforderung. Sie argumentiert, dass es die Pflicht der Regierung sei, die Bürger vor den schlimmsten Auswirkungen zu schützen – und sie hat Recht: Schon heute leidet die amerikanische Bevölkerung – aber nicht nur diese – unter extremeren Wetterbedingungen, sei es durch Hitzewellen, Dürren oder steigende Meeresspiegel. All diese Faktoren beeinflussen direkt den Alltag und die wirtschaftliche Stabilität des Landes.
Ein Widerspruch bei Harris?
Trotz ihrer progressiven Haltung in Bezug auf den Klimawandel bleibt ein Punkt kritisch: Harris‘ Haltung zu fossilen Brennstoffen. Obwohl sie sich klar für den Ausbau der erneuerbaren Energien einsetzt, hat sie gleichzeitig die heimische Gasförderung befürwortet – diese ist auf ein Rekordniveau gestiegen. Diese Doppelmoral könnte für einige Wähler irritierend sein: Einerseits spricht sie von der Notwendigkeit, die Erderwärmung zu bekämpfen, andererseits fördert sie weiterhin eine Industrie, die maßgeblich zu dieser Erwärmung beiträgt.
Was soll man davon halten? Kann man Gas und Kohle weiterhin fördern, während gleichzeitig Milliarden in Solaranlagen und Windkraft investiert werden? Diese Frage ist entscheidend, wenn es um die Zukunft der amerikanischen Energiepolitik geht – und Harris bleibt hier bisher noch eine Antwort schuldig.
Die Vergangenheit im Rückblick: Trumps Angriffe auf den Klimaschutz
Die Bilanz von Donald Trump spricht dagegen eine sehr klare Sprache: Klimaschutz ist nicht sein Ding. Seine Amtszeit war geprägt von Angriffen auf den Klimaschutz und dem Abbau bereits erzielter Fortschritte. Unter seiner Führung trat die USA aus dem Pariser Abkommen aus, und er sorgte dafür, dass umweltfreundliche Initiativen, wie die Begrenzung der Methanemissionen, untergraben wurden. Diese wurden als „unzumutbare Belastungen“ für Unternehmen und die Wirtschaft abgetan – eine Haltung, die dem globalen Trend entgegenläuft, der auf klimafreundliche Innovationen setzt.
Trump genehmigte den Bau der umstrittenen Keystone-XL-Pipeline und erleichterte den Zugang zu fossilen Ressourcen auf staatlichem Boden. Gleichzeitig schuf seine Regierung Bedingungen, die es Unternehmen erleichterten, Umweltauflagen zu umgehen. Kein Wunder, dass er mit den großen Öl- und Gasfirmen bestens auskommt – schließlich haben sie von seiner Politik enorm profitiert.
Harris‘ Taten: Der Wandel beginnt
Kamala Harris hingegen kann auf eine eindrucksvolle Liste von Erfolgen im Kampf gegen den Klimawandel verweisen. Der Inflation Reduction Act, den sie mit ihrer entscheidenden Stimme möglich machte, ist eine bahnbrechende Errungenschaft. Es handelt sich um das bislang ambitionierteste Klimaprojekt der USA, das saubere Energien fördert und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen soll. Zusätzlich war sie an der Formulierung des Green New Deal beteiligt – einer radikalen Strategie, um die USA klimaneutral zu machen. Auch wenn dieser Plan noch nicht Gesetz wurde, zeigt er doch, wie Harris denkt: Weitblickend und mutig.
Doch auch Harris ist nicht frei von Kritik. So hat sie in der Vergangenheit Fracking – eine umstrittene Methode zur Förderung von Gas – nicht kategorisch ausgeschlossen, obwohl Studien zeigen, dass dies erhebliche Umweltfolgen hat. Zudem ist die USA unter der Biden-Harris-Administration zum weltweit führenden Exporteur von Flüssigerdgas geworden, obwohl dieses in seiner Klimabilanz sogar noch verheerender ist als Kohle.
Die Entscheidung: Welche Zukunft wählen wir?
Die Frage, vor der die amerikanischen Wähler jetzt stehen, könnte kaum bedeutsamer sein: Setzen wir auf eine Politik, die die Erde weiter erhitzt, oder wagen wir den Schritt in eine grüne Zukunft?
Donald Trump sieht keine Gefahr im Klimawandel – er sieht nur wirtschaftliche Chancen durch fossile Brennstoffe. Seine zweite Amtszeit würde wahrscheinlich weitere Jahre von Umweltzerstörung, Regelabbau und einer Rückkehr zur Kohle- und Ölwirtschaft bedeuten.
Kamala Harris hingegen weiß um die Dringlichkeit des Problems und will mit Investitionen in saubere Energien eine Lösung bieten. Doch selbst bei ihr bleibt die Frage offen: Reicht der aktuelle Ansatz, um die Erderwärmung wirklich zu stoppen?
Im Kern geht es bei dieser Wahl um mehr als nur die Umweltpolitik der USA: Es geht darum, welche Art von Welt wir den zukünftigen Generationen hinterlassen wollen. Werden wir den Mut haben, die richtigen Entscheidungen zu treffen – oder werden wir zusehen, wie die Ozeane steigen und die Wälder brennen?
Die Wahl liegt bei den Menschen in den USA – dieses Mal.
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