Tag & Nacht


Donald Trump spricht von Frieden – aber unter Vorbehalt.

Am 29. Oktober 2025 stellte der ehemalige US-Präsident klar: Der aktuelle Waffenstillstand im Gaza-Konflikt „hält“. Und nichts, so seine Worte, „wird diesen Waffenstillstand gefährden“. Eine klare Botschaft, scheinbar. Doch sie hat einen Haken.

Denn in demselben Atemzug machte Trump deutlich, was für ihn unter „Frieden“ fällt – und was nicht. Sollte Israel während dieser Waffenruhe angegriffen werden, so sei es völlig legitim, zurückzuschlagen. Seine Worte: „Wenn das geschieht, dann sollten sie zurückschlagen.“

Ein Waffenstillstand mit eingebauter Verteidigungsklausel also. Oder anders gesagt: Ruhe ja – aber nur, solange sie nicht gestört wird.

Zwei Botschaften – ein Ziel?

Trump zeigt sich einmal mehr als politischer Drahtseilartist. Einerseits der staatsmännische Vermittler, der sich als Architekt eines historischen Waffenstillstands inszeniert. Andererseits der entschlossene Unterstützer Israels, der dem Land das uneingeschränkte Recht auf Selbstverteidigung zuspricht.

Diese doppelte Rhetorik wirkt auf den ersten Blick pragmatisch – sie enthält aber auch Sprengstoff.

Denn sie setzt Bedingungen, wo viele hoffen, endlich klare Friedenssignale zu sehen. Und sie sendet eine Botschaft an die Welt: Amerika unter Trump denkt Frieden neu – aber nicht naiv.

Der Waffenstillstand: Mehr als nur eine Pause?

Der Waffenstillstand wurde im Oktober 2025 zwischen Israel und der Hamas geschlossen – maßgeblich mit Unterstützung der USA. Es markiert einen wichtigen Moment: Zum ersten Mal seit Monaten schweigen – weitgehend – die Waffen.

Trump hatte bereits im Vorfeld signalisiert, dass ein Ende der Angriffe auf Gaza möglich sei, wenn die Hamas im Gegenzug alle Geiseln – auch die getöteten – freigebe. Ein Deal, der ganz nach Trumps Art funktioniert: Geben und Nehmen, klarer Tauschhandel.

Doch hinter dem historischen Moment lauern viele Fragezeichen. Wie geht es weiter mit Gaza? Wer soll dort künftig regieren? Wie kann Wiederaufbau gelingen – und wer verhindert ein Wiederaufflammen der Gewalt?

Fragen, auf die auch Trump bislang keine konkreten Antworten gibt.

Zwischen Sicherheitsversprechen und Symbolpolitik

Trumps Botschaft richtet sich nicht nur an die Konfliktparteien im Nahen Osten – sondern auch ans heimische Publikum. Innenpolitisch inszeniert er sich als Macher, als Deal-Vermittler, als Garant für Amerikas Einfluss.

Doch Kritiker werfen ihm vor, mehr an Schlagzeilen als an Substanz interessiert zu sein. Symbolpolitik statt nachhaltiger Lösung?

Trump widerspricht dem natürlich. Doch sein Modell eines „bewaffneten Friedens“ bleibt interpretationsbedürftig. Denn was genau bedeutet „zurückschlagen“ im Rahmen eines Waffenstillstands? Und wer entscheidet, ob ein Angriff die Grenze dieses Stillstands wirklich überschreitet?

Europas Rolle – Herausforderung oder Chance?

Auch in Europa sorgt Trumps Linie für Unruhe. Vor allem Frankreich, das traditionell eine vermittelnde Rolle im Nahen Osten einnimmt, muss nun abwägen: Mitziehen? Dagegenhalten? Neu positionieren?

Denn Trumps klare Parteinahme für Israel könnte die ohnehin fragile diplomatische Balance ins Wanken bringen. Während europäische Staaten auf Dialog und humanitäre Hilfe setzen, bringt Trump nun wieder ein Narrativ von Stärke und Gegenschlag ins Spiel.

Doch der Gaza-Konflikt betrifft Europa direkt: durch Migrationsbewegungen, durch Sicherheitsfragen, durch die humanitäre Verantwortung, die mit jedem neuen Aufflammen des kriegerischen Konflikts wächst. Ein bloßer Waffenstillstand reicht da nicht – was es braucht, ist eine glaubhafte politische Strategie. Eine, die über Schweigen hinausgeht.

Frieden zum Sondertarif?

Trumps Verständnis von Waffenruhe ist pragmatisch – vielleicht sogar realistisch. Aber es wirft eine zentrale Frage auf:

Was ist ein Friedensabkommen wert, das nur gilt, solange nicht geschossen wird?

Denn ohne Perspektive für Gaza, ohne politische Lösung, ohne Garantien für die Rechte der Palästinenser bleibt der aktuelle Stillstand womöglich nicht mehr als ein kurzes Innehalten. Eine Pause zwischen zwei Gewaltrunden.

Trump mag den ersten Schritt gemacht haben. Der nächste aber wird entscheiden, ob aus Waffenruhe ein echter Frieden wird – oder nur eine Verhandlung auf Zeit.

Von C. Hatty

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