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Die UNESCO hat vor einem sehr hohen Tsunami-Risiko im Mittelmeerraum in den nächsten 30 Jahren gewarnt. In Frankreich könnte die Côte d’Azur besonders gefährdet sein.

Für die UNESCO ist das Risiko, dass sich in den nächsten dreißig Jahren ein Tsunami im Mittelmeer ereignet, „sehr hoch“. Die Organisation der Vereinten Nationen hat sogar ihr Programm „Tsunami Ready“ zur Verhinderung einer Katastrophe auf bestimmte Gebiete in Frankreich ausgeweitet. Das Mittelmeer ist groß und die Risiken betreffen auch griechische Inseln oder ägyptische Städte, aber einige Gebiete an der Côte d’Azur sind im Falle eines Tsunamis besonders stark gefährdet.

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Das UN-Präventionsprogramm „Tsunami Ready“ betrifft bereits die Stadt Alexandria in Ägypten und auch die griechischen Inseln Kos und Samos sind laut Bernardo Aliaga, Ozeanexperte im UNESCO-Büro, darin eingebunden.

In Frankreich arbeitet die Stadt Cannes an dem Programm. Die lokalen Behörden sind sich der Gefahr bewusst und weisen die Anwohner sogar darauf hin, wie man sich im Falle einer Katastrophe verhalten sollte. „In Cannes betrifft das Tsunami-Risiko vor allem den unmittelbaren Küstenbereich. Gefährdet ist das Gebiet, das weniger als 5 Meter über dem Meeresspiegel liegt und im Flachland weniger als 200 Meter von der Küste entfernt ist“, heißt es auf der Website der Stadt Cannes.

Es ist eine ernste Sache. Es wurde sogar eine „Charta über das Risiko von Tsunamis und Meeresüberflutungen in der Bucht von Cannes“ angefertigt. In dieser ist unter anderem zu lesen, dass in der Gegend zwei Tsunami-Warnübungen im Oktober 2017 und November 2018 durchgeführt wurden und dass ein Rundfunknetz „Cannes Alerte“ eingerichtet wurde.

Nizza wurde 1979 von einer Flutwelle getroffen
Das Département Alpes-Maritimes ist deshalb alarmiert, weil die Stadt Nizza bereits 1979 von einem Tsunami heimgesucht wurde. Aufgrund dessen kann man sich in der Stadtverwaltung vorstellen, dass Nizza genauso wie Cannes in den nächsten dreißig Jahren zu den Risikogebieten gehören kann. Die damalige Katastrophe wurde durch einen Erdrutsch am Flughafen von Nizza ausgelöst. Die Stadt Nizza sowie mehrere Wohnviertel an der Küste von Antibes wurden von einer 3,5 Meter hohen Welle überschwemmt. Die Bilanz: elf Tote und hohe Sachschäden.

Insgesamt wird in Alpes-Maritimes alles getan, um sich auf eine Tsunami-Katastrophe vorzubereiten. Vor kurzem wurde am Flughafen von Nizza eine „Krisenmanagementübung“ organisiert, wie die Zeitung 20minutes berichtete, bei der „die Reaktionsmechanismen getestet“ werden sollten.

Marseille könnte vom Tsunami-Risiko verschont bleiben. Das behauptete zumindest Michel Villeneuve, Geologe und ehrenamtlicher Forschungsdirektor am CNRS, in einem Artikel in La Provence im Jahr 2021: „Die Stadt Marseille, die in Nord-Süd-Richtung liegt und durch das Massiv der Calanques geschützt ist, wird eine Welle wahrscheinlich in Richtung Frioul vorbeiziehen sehen“, so der Experte.

Andere Städte wie Cassis könnten hingegen die verheerenden Folgen eines Tsunamis mit voller Wucht zu spüren bekommen: „Buchten und tief liegende Landstriche verstärken die Wellen. So werden Buchten wie die von Cassis oder die flache Camargue die Auswirkungen eines Tsunamis im Vergleich zu einer geradlinigen und hohen Küste verstärkt erleben“, schrieb Michel Villeneuve in der Zeitung La Provence.


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