Lanzarote, 13. April 2025 – Statt Sonne, Strand und Entspannung erlebten Einheimische und Touristen auf Lanzarote am vergangenen Wochenende ein Naturereignis, das die Kanareninsel an den Rand des Ausnahmezustands brachte. Sintflutartige Regenfälle legten Teile der Infrastruktur lahm, überschwemmten ganze Stadtteile und sorgten für Hunderte Notrufe – ein Szenario, das viele Urlauber eiskalt erwischte.
Wetter-Drama in Zahlen
Allein in Tahíche prasselten binnen zwei Stunden mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter nieder – mehr als sonst im ganzen Monat. Auch Arrecife (61,7 Liter) und Teguise (48 Liter) meldeten Rekordwerte. Die Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, Keller liefen voll, die Kanalisation kapitulierte. Besonders heftig traf es Costa Teguise, wo in einem Strandhotel sogar die Rezeption überschwemmt wurde. Tiefgaragen? Vollgelaufen bis zur Decke.
Ausnahmezustand – und schnelle Reaktion
Die Regionalregierung rief am Samstag rasch den Notstand aus – und konnte ihn Sonntagmorgen bereits wieder aufheben. Doch die Spuren der Katastrophe bleiben. Über 300 Notrufe in nur einer Nacht zeugen von der Dramatik der Situation. Der Leiter der Notfalldienste, Enrique Espinosa, sprach von einer „enormen Menge an Schlamm“ und mehreren überfluteten Häusern – der Schlamm ist zäh, nicht nur im wörtlichen Sinne.
Urlaub mit Gummistiefeln
Die Bilder in den sozialen Medien waren ebenso surreal wie erschreckend: Barfuß durch knöcheltiefes Wasser watende Touristen, durchweichte Koffer, improvisierte Evakuierungen. Ein deutscher Urlauber berichtet: „Wir saßen beim Abendessen, da kam plötzlich das Wasser unter der Tür durch. Minuten später standen wir im Wasser.“ Das Hotelpersonal habe blitzschnell reagiert – raus durch den Hintereingang, hochgelegene Zuflucht. Urlaub, wie man ihn sich nicht wünscht.
Sturm Olivier: Mehr als nur ein Unwetter
Hinter dem Ganzen steckt „Sturm Olivier“, der bereits am 9. April die Kanarischen Inseln heimsuchte. Die spanische Wetterbehörde AEMET warnt eindringlich vor weiteren Wetterextremen. Denn: Diese Ereignisse sind längst kein Zufall mehr. Meteorologen sehen im Klimawandel die Ursache für die zunehmenden Wetterkapriolen auf den sonst so ausgeglichen temperierten Kanaren. Der Tourismus – bisher auf verlässliches Wetter bauend – muss umdenken.
Einbruch in die Urlaubsidylle
Lanzarote ist nicht nur geologisch ein Insel-Unikat, sondern auch eine der meistbesuchten Ferieninseln Spaniens. Dass ganze Hotelanlagen unbewohnbar wurden und zahlreiche Ausflüge gestrichen werden mussten, stellt den Tourismussektor vor große Herausforderungen. Die Behörden loben zwar die reibungslose Zusammenarbeit mit Hotels und Rettungsdiensten – doch bis wieder Normalität einkehrt, werden Tage vergehen.
Wichtige Hinweise für Reisende
Wer in den kommenden Tagen eine Reise nach Lanzarote plant, sollte sich gut informieren. Offizielle Kanäle und Wetterdienste liefern regelmäßig Updates. Die Generaldirektion für Notfälle rät eindringlich, Schluchten und Wanderwege entlang der Küste zu meiden. Auch in beliebten Regionen wie Arrecife und Teguise könnten noch Aufräumarbeiten laufen. Urlauber, die bereits vor Ort sind, sollten Anweisungen des Hotelpersonals und der Behörden folgen – und bei Regenwarnungen besser auf Abenteuer verzichten.
Was bleibt, ist ein Weckruf
Lanzarote hat einmal mehr gezeigt, wie schnell sich Idylle in Ernst verwandeln kann. Und vielleicht ist dieses Unwetter mehr als nur ein meteorologisches Ereignis – vielleicht ist es ein weiterer Weckruf an uns alle: Die Natur ist nicht planbar, schon gar nicht im Zeitalter des Klimawandels.
Von C. Hatty
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