Ein riesiges Sturmsystem hat am Donnerstag den mittleren Süden der USA erschüttert – mit tödlichen Folgen. Tornados, sintflutartige Regenfälle und heftige Winde forderten mindestens sieben Menschenleben und hinterließen eine Spur der Zerstörung in mehreren Bundesstaaten.
Ein Sturm ohne Pause
Seit Tagen zieht eine nahezu ununterbrochene Wetterfront von Texas bis Tennessee. Nach Angaben des Wettervorhersagezentrums drohte am Donnerstagabend rund vier Millionen Menschen eine „anhaltende, lebensbedrohliche Sturzflutlage“. Allein bis zum Abend wurden über 30 Tornados gemeldet – mit teils verheerenden Auswirkungen. In einigen Gegenden hagelte es sogar Baseball-große Eisklumpen.
Was macht so ein Wetterereignis mit den Menschen, die mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden, weil das eigene Haus plötzlich auf dem Dach liegt?
In Tennessee wurden fünf Todesopfer bestätigt, darunter zwei Menschen in Fayette County, deren Haus buchstäblich umgedreht wurde. In Missouri kam eine weitere Person ums Leben, in Indiana starb jemand, als er mit dem Auto über eine heruntergerissene Stromleitung fuhr.
Zerstörung auf ganzer Linie
Die Infrastruktur hat ebenfalls schwer gelitten. Über 200.000 Haushalte zwischen Mississippi und Michigan waren ohne Strom. In Nashville versagten die Tornado-Sirenen – sie heulten so lange, dass sie am Ende schlicht den Geist aufgaben. In manchen Straßen konnte man nicht mehr erkennen, wo der Gehweg aufhört und der Fluss beginnt.
Am Flughafen von Nashville fielen binnen weniger Stunden rund 7,5 Zentimeter Regen – fast so viel wie sonst im gesamten April. In McNairy County kollabierten Kommunikationssysteme, Feuerwehrleute wateten durch Trümmer, wie Videos der Highway Patrol zeigen.
Keine Entwarnung in Sicht
Der Sturm ist noch nicht vorbei. Auch am Freitag wurden neue Tornados erwartet. Für Teile von Arkansas galt bereits die zweithöchste Warnstufe für schwere Gewitter. Noch dramatischer: Die NOAA rief am Donnerstagabend für Arkansas, Tennessee und Kentucky die höchste Risikostufe für übermäßigen Regen aus – ein äußerst seltenes Ereignis.
Darone Jones vom National Weather Service in Memphis erklärte, dass angesichts der weiteren Wetterlage zunächst keine vollständigen Schadensanalysen durchgeführt werden könnten. Die Priorität liege auf der Warnung der Bevölkerung. Erst später sollen Teams in betroffene Regionen geschickt werden, um das Ausmaß zu erfassen.
Tornado-Serien ohne Ende
Allein von Dienstag bis Donnerstag wurden über 36 Tornados vorläufig gemeldet – und es könnten noch mehr werden. In Lake City, Arkansas, raste am Mittwochabend ein gewaltiger Wirbelsturm über die Stadt hinweg. Auch nördlich von Indianapolis hinterließ ein Tornado eine Schneise der Verwüstung. Dort stürzte ein Lagerhaus teilweise ein, und Überflutungen sorgten für zusätzliche Probleme.
Im Osten Tennessees meldeten sich am Donnerstagmorgen neue Tornadogefahren. Besonders betroffen waren Selmer und Bethel Springs – vermutlich von zwei Tornados nur zwei Stunden auseinander getroffen. Wenig später zog ein weiteres Sturmgebiet direkt an Nashville vorbei, begleitet von erneuten Tornado-Warnungen.
Regierungen reagieren
In Kentucky, Tennessee und Arkansas wurde der Notstand ausgerufen. In Missouri unterzeichnete Gouverneur Mike Kehoe einen Erlass zur Aktivierung der Nationalgarde. Die Behörden sind im Dauereinsatz – doch die Wetterlage bleibt kritisch.
So grausam es klingt: Die Region ist Stürme gewohnt. Aber diese Art von anhaltender Extremwetterlage – mit Tornados, Überschwemmungen und Stromausfällen auf so breiter Fläche – zeigt, wie verletzlich moderne Gesellschaften trotz aller Technik sein können.
Bleibt die Frage: Wie viele solcher Warnzeichen braucht es noch, bis sich wirklich etwas ändert?
Von C. Hatty
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