Ein Konzertabend voller Euphorie verwandelte sich in eine Katastrophe: In der nordmazedonischen Stadt Kocani ist eine Diskothek in Flammen aufgegangen. Das verheerende Feuer forderte mindestens 59 Todesopfer, mehr als 150 Menschen wurden verletzt. Nach ersten Erkenntnissen könnte Pyrotechnik die Ursache gewesen sein.
Feuer bricht mitten in der Nacht aus
Die Tragödie ereignete sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als die beliebte Hip-Hop-Gruppe DNK in der Diskothek „Pulse“ auftrat. Laut den Behörden brach das Feuer gegen 3 Uhr morgens aus – nur wenige Stunden nach Beginn des Konzerts.
In sozialen Netzwerken kursieren Aufnahmen, die zeigen, wie Funken von sogenannten „Bühnenfontänen“ in den Raum sprühen – kleinen Indoor-Feuerwerkskörpern, die bei Shows für spektakuläre Effekte sorgen. Später aufgetauchte Videos zeigen gewaltige Flammen, die aus dem Club schlagen, während Feuerwehr- und Rettungswagen vor dem ausgebrannten Gebäude stehen.
Laut Innenminister Pance Toskovski könnte sich das Feuer durch Funken, die auf ein leicht entzündliches Material an der Decke trafen, rasant ausgebreitet haben. „Innerhalb weniger Augenblicke war das gesamte Lokal in Flammen gehüllt, dicker Rauch füllte den Raum“, erklärte er.
Schreckensbilanz: Dutzende Tote und viele Verletzte
Von den 59 bestätigten Todesopfern konnten bisher 35 identifiziert werden, die meisten stammen aus Kocani und der nahegelegenen Stadt Stip. Die Verletztenzahlen sind erschreckend: 155 Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert, viele mit schweren Verbrennungen oder Rauchvergiftungen.
Auch der DNK-Musiker Vladimir Blazev erlitt schwere Gesichtsverbrennungen und musste künstlich beatmet werden. Laut seiner Schwester kämpft er weiterhin um sein Leben. Unter den Opfern befindet sich zudem ein Polizist, der während des Konzerts im Dienst war.
Eine Augenzeugin, die das Konzert besuchte, schilderte die dramatischen Szenen: „Zuerst haben wir es nicht ernst genommen. Dann brach Panik aus, überall wurde geschrien, Menschen drängten zur Tür, aber viele kamen nicht schnell genug raus.“ Sie selbst wartete vor einem Krankenhaus in Skopje auf einen Freund, der Verbrennungen an der Hand erlitten hatte.
Laut Krankenhausberichten waren viele Opfer zwischen 14 und 25 Jahre alt – eine erschütternde Tatsache.
Internationale Anteilnahme und Hilfsangebote
Die Katastrophe erschütterte nicht nur Nordmazedonien, sondern rief auch internationale Reaktionen hervor. Ministerpräsident Hristijan Mickoski sprach von einem „unermesslichen Verlust“ und versprach staatliche Unterstützung für die betroffenen Familien.
Der EU-Botschafter in Nordmazedonien, Michalis Rokas, bekundete auf X (ehemals Twitter) seine „aufrichtige Anteilnahme“ und betonte, dass Europa mit dem Land trauere. Auch die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, äußerte ihr Beileid. Sogar Papst Franziskus, der selbst im Krankenhaus liegt, ließ über den Vatikan sein Mitgefühl ausrichten.
Neben den Beileidsbekundungen wurden auch konkrete Hilfsangebote gemacht. Bulgarien erklärte sich bereit, Schwerverletzte in Krankenhäuser nach Sofia und Varna zu verlegen, während Albanien ebenfalls Unterstützung zusicherte.
Ermittlungen und offene Fragen
Vier Haftbefehle wurden bereits ausgestellt, doch die Behörden machten bislang keine Angaben zu den Verdächtigen. Die zentrale Frage bleibt: Wer trägt die Verantwortung für diese Tragödie?
War die verwendete Pyrotechnik überhaupt genehmigt? Gab es Sicherheitsmängel im Club? Wurden Fluchtwege blockiert? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, doch es könnte dauern, bis alle Fragen geklärt sind.
Eines ist jedoch sicher: Der Brand von Kocani wird als eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte Nordmazedoniens in Erinnerung bleiben.
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!