Ein starkes Erdbeben hat die autonome Region Tibet im Südwesten Chinas erschüttert und dabei eine verheerende Spur der Zerstörung hinterlassen. Laut den chinesischen Behörden forderte das Beben mindestens 95 Menschenleben und verletzte mehr als 130 Personen. Die Region, die für ihre abgelegene Lage und geringe Bevölkerungsdichte bekannt ist, steht vor einer humanitären und infrastrukturellen Krise.
Die Fakten zum Beben
Das Erdbeben ereignete sich am Dienstag, dem 7. Januar 2025, um 9:05 Uhr Ortszeit (2:05 Uhr MEZ) im Kreis Dingri, nahe der nepalesischen Grenze. Die chinesische Behörde für Erdbebenüberwachung (CENC) bezifferte die Magnitude des Bebens auf 6,8, während das US-amerikanische Institut für Geologie (USGS) von 7,1 spricht. Die Erschütterungen waren so stark, dass sie selbst im benachbarten Nepal zu spüren waren.
Fernsehbilder des staatlichen Senders CCTV zeigen ein erschütterndes Bild: hochgelegene, weiße Gebäude mit eingestürzten Dächern und aufgerissenen Wänden. Überall liegen Trümmer und Steine verstreut. Auf sozialen Netzwerken wie X (ehemals Twitter) wurden Videos geteilt, die verzweifelte Bewohner und Rettungskräfte inmitten der Zerstörung zeigen.
Massive Zerstörungen und anhaltende Nachbeben
Der Kreis Dingri, in dem sich das Epizentrum des Bebens befindet, zählt rund 62.000 Einwohner. Laut CCTV wurden die Erschütterungen in der Region „sehr stark gespürt“, und in der Nähe des Epizentrums seien „zahlreiche Gebäude eingestürzt“. Seit Dienstagmorgen gab es zudem mehrere Nachbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 4,4 erreichte.
Die Temperaturen in dieser hochgelegenen Region, unweit des chinesischen Teils des Mount Everest, verschärfen die Lage zusätzlich. Tagsüber sinken die Temperaturen auf etwa -8°C, während sie nachts auf bis zu -18°C fallen können, wie das chinesische Wetteramt meldet. Unter diesen extremen Bedingungen wird die Rettungsarbeit zur Herausforderung – jede Minute zählt, um Verschüttete zu retten.
Ein Erdbeben von historischem Ausmaß
Obwohl Erdbeben in Tibet häufig vorkommen, ist das aktuelle das stärkste in einem Umkreis von 200 Kilometern seit fünf Jahren. Die Region liegt in einer seismisch aktiven Zone, da die indische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinandertreffen. Diese tektonische Aktivität führt zu Spannungen, die sich in starken Erdbeben entladen.
Rettungsarbeiten laufen auf Hochtouren
Die chinesischen Behörden haben sofortige Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Bilder zeigen Feuerwehrleute in orangefarbenen Uniformen und Helmen, die durch die Trümmer suchen, sowie Einsatzfahrzeuge, die sich durch die zerstörten Straßen kämpfen. Dennoch wird es Tage dauern, das volle Ausmaß der Katastrophe zu erfassen.
Die stille Gefahr der Isolation
Die abgelegene Lage des Kreises Dingri, gepaart mit den extremen Wetterbedingungen, macht die Versorgung der Betroffenen schwierig. Es stellt sich die Frage: Wie kann eine Region, die so isoliert ist, auf solche Katastrophen vorbereitet werden? Infrastrukturprojekte zur Erdbebensicherung könnten Leben retten, doch häufig fehlen dafür die Mittel. Und dann gibt es noch die soziale Dimension: Was geschieht mit den Menschen, die alles verloren haben?
Die Bilder und Berichte aus dem Tibet erinnern uns daran, wie unberechenbar die Natur sein kann. Doch sie zeigen auch die Stärke menschlicher Solidarität, wenn in den dunkelsten Stunden Menschen zusammenkommen, um einander zu helfen.
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