Tag & Nacht




Fünf Wochen lang bangten die Gläubigen um den Heiligen Vater. Hinter den Mauern der Gemelli-Klinik in Rom kämpfte Papst Franziskus gegen die schwerste gesundheitliche Krise seines bisherigen Pontifikats. Jetzt aber gibt es ein großes Aufatmen im Vatikan und bei Gläubigen rund um den Globus: Der Papst wird entlassen. Am Sonntag darf er das Krankenhaus verlassen und kehrt zurück in seine vertraute Umgebung in der Casa Santa Marta – nicht ohne einen längeren Genesungsweg vor sich zu haben.

Es war ein nüchternes Statement seines behandelnden Arztes, das für Erleichterung sorgte: „Der Papst wird morgen entlassen“, sagte Dr. Sergio Alfieri am Samstag vor Journalisten in Rom. Und obwohl es sachlich klang, ließ sich das kleine Lächeln auf seinem Gesicht nicht ganz verbergen.

Der Grund zur Freude ist nachvollziehbar – denn der 87-Jährige Papst war im Februar in einem besorgniserregenden Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden. Diagnose: Doppelseitige Lungenentzündung. Eine ernste Infektion der Atemwege, die selbst für deutlich jüngere Patienten gefährlich werden kann. Zwei kritische Zwischenfälle brachten ihn laut Angaben der Ärzte sogar in Lebensgefahr. Dass er sich davon nun einigermaßen erholt hat, ist keine Selbstverständlichkeit.

Seit zwei Wochen sei sein Zustand jedoch stabil, berichten die Mediziner. Franziskus selbst sei es, der seine Entlassung „dringend“ gewünscht habe. Wer den Papst kennt, weiß: Geduld gehört nicht zu seinen Lieblingsdisziplinen. In seiner Wohnung im Vatikan will er sich nun zwei Monate lang erholen – mit Ruhe, Gebet und vermutlich auch ein bisschen Arbeit im stillen Kämmerlein.

Aber wie erholt sich ein Papst eigentlich?

Ganz klar: Nicht wie ein gewöhnlicher Patient. Zwar wird er medizinisch betreut und soll sich schonen, doch sein Kalender – voller Termine, Treffen und Ansprachen – ruht nie komplett. Dennoch will man ihm Zeit geben. Zwei Monate Rekonvaleszenz sind angesetzt, ein Zeitraum, in dem er sich möglichst nicht überfordern darf. Leicht wird das nicht. Franziskus ist bekannt für seine Energie und seinen unermüdlichen Einsatz, auch wenn der Körper inzwischen öfter mal bremst.

Dass dieser Mann nicht so schnell aufgibt, hat er mehrfach bewiesen – nicht zuletzt im vergangenen Jahr, als er sich einer komplizierten Bauchoperation unterzog und nur kurze Zeit später wieder vor Publikum sprach. Seine Stimme, seine Gestik, sein Humor – all das macht ihn für viele Menschen so nahbar.

Und es ist eben diese Nahbarkeit, die ihn auch in schweren Momenten trägt. In der Zeit im Krankenhaus bekam er unzählige Briefe, Gebete und Botschaften der Unterstützung. Von Kardinälen, Gläubigen, aber auch von Menschen, die mit Religion wenig am Hut haben. Franziskus ist mehr als nur das Kirchenoberhaupt – er ist ein moralischer Kompass für viele, ein Hoffnungsträger in unruhigen Zeiten.

Doch auch der stärkste Kompass braucht mal eine Pause.

In den nächsten Wochen wird also vor allem das stille Wirken im Vordergrund stehen. Keine großen Reisen, keine hitzigen Debatten oder aufreibenden Audienzen. Stattdessen: Heilung. Körperlich wie seelisch. Denn wer mit der Welt ringt, braucht Kraft – und die will nun erst einmal gesammelt werden.

Ob diese Phase der Erholung vielleicht auch neue Impulse mit sich bringt? Man darf gespannt sein.

Denn wenn Franziskus eines immer wieder gezeigt hat, dann ist es seine Fähigkeit, aus persönlichen Erfahrungen größere Lehren zu ziehen – und sie mit der Welt zu teilen. Vielleicht wird gerade diese schwere Zeit zu einem Moment der Besinnung, für ihn und für viele andere.

Von C. Hatty

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