Tag & Nacht

Der Sieg der Partei von Giorgia Meloni könnte die Beziehungen zwischen Frankreich und Italien belasten. Um das zu verhindern, haben Mitglieder aus dem Umfeld der Chefin der Fratelli d’Italia bereits versucht, Kontakte zum Umfeld von Emmanuel Macron zu knüpfen.

Während ihrer gesamten Kampagne hat die Italienerin Giorgia Meloni den französischen Präsidenten Emmanuel Macron gegeißelt, kritisiert und manchmal sogar beleidigt. Hinter den Kulissen haben in den letzten Wochen jedoch Mitglieder ihrer Partei Fratelli D’Italia versucht, Kontakt zu Parlamentariern des Präsidentenlagers aufzunehmen.

Nach Informationen von Franceinfo war dieser Austausch rein informell, um das Terrain abzutasten. Es ging nicht darum, eine Zusammenarbeit vorzuschlagen, sondern vielmehr darum, Netzwerke zu testen, die in der Lage sind, Botschaften in Richtung Elysée-Palast zu transportieren. Einfache Versuche der Paralleldiplomatie, die bislang nichts gebracht haben… „Zu verfrüht“, sagt ein Mitarbeiter Macrons.

Kein Kontakt zwischen dem Elysée-Palast und Meloni.
Diejenigen, die die italienischen Institutionen gut kennen, bleiben vorsichtig, man müsse die offizielle Aufstellung der neuen italienischen Regierung abwarten. Die Verhandlungen in Rom sind in vollem Gange, aber in Italien kann die Zusammenstellung einer Regierung bekanntermassen manchmal Wochen dauern.

Aus genau diesem Grund gibt es derzeit offiziell auch keinen Kontakt zwischen dem Elysée-Palast und den Teams von Giorgia Meloni. Wenn sie schließlich tatsächlich zur italienischen Ministerpräsidentin ernannt wird, „wird der institutionelle und diplomatische Prozess in Gang gesetzt werden … mit Pragmatismus“, so eine Beraterin von Emmanuel Macron.

Giorgia Meloni hat jedoch bereits Kontaktpersonen in Frankreich. Seit Jahren ohne Kontakt zu Marine Le Pen, steht sie einem Eric Zemmour näher, mit dem einige Überzeugungen teilt. Meloni und Zemmour sind sich nie persönlich begegnet, aber die Italienerin hat ziemlich regelmäßigen Kontakt zu dessen Vertrauter Marion Maréchal. Die ehemalige FN-Abgeordnete ist mit dem Italiener Vincenzo Sofo verheiratet, der als Europaabgeordneter Mitglied der Fratelli d’Italia ist. Das schafft zwangsläufig Verbindungen…

Es ist in Brüssel, wo sich die Verbindungen zwischen Giorgia Melonis Team und der französischen extremen Rechten ausbauen könnten. Der Plan von Zemmours Reconquête ist einfach: Wenn Eric Zemmours Partei 2024 Abgeordnete im Europäischen Parlament stellt, könnten sie und Fratelli d’Italia in der ECR-Fraktion der europäischen Konservativen sitzen, anstatt in der ID-Fraktion, in der sich die Abgeordneten der Rassemblement National wiederfinden. Man kann hier durchaus eine neue politische Koalition zwischen Italien und Frankreich erkennen. Das macht auch die Vorsicht des Elysée-Palastes und der Macronie verständlich: Es gibt keinen Grund, Brücken zu Teams zu bauen, die ohnehin auf Grund ihrer extremen Ideen und Einstellungen nie wirklich Verbündete sein können.


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