Kaum waren die Gewitterwolken über dem Puy-de-Dôme verzogen, begann für viele Betroffene ein neues Unwetter – diesmal in Form von skrupellosen Betrügern, die die Notlage ihrer Opfer schamlos ausnutzen.
Ein Donnerschlag trifft die Schwächsten
Anfang Juni 2025 erlebte die Region Puy-de-Dôme eine Gewitterfront mit Hagelschlägen, wie sie die Bewohner selten gesehen haben. In der kleinen Gemeinde Tours-sur-Meymont etwa durchschlugen tennisballgroße Hagelkörner Dächer, zerschlugen Fenster und hinterließen eine Schneise der Verwüstung.
Doch der wahre Albtraum begann erst nach dem Sturm.
Da stand Huguette, 77 Jahre alt, allein auf ihrem Hof. Das Dach: durchlöchert. Die Verzweiflung: groß. Zwei Männer klingelten, stellten sich als professionelle Dachdecker vor und versprachen schnelle Hilfe – gegen Barzahlung. 5.000 Euro für das Anbringen einer simplen Plane. Kurz danach waren sie verschwunden. Die Not aber blieb.
Die Masche der falschen Helfer
Solche Geschichten häufen sich derzeit im Département. Die Betrüger geben sich als Handwerker aus, behaupten, von Feuerwehr oder Kommune beauftragt worden zu sein, und zeigen gefälschte Ausweise. Die Masche ist immer ähnlich: schnelles Eingreifen, viel Druck – und am Ende hohe Bargeldforderungen ohne Rechnung.
Ein Fall für die Gendarmerie. Der Chef der örtlichen Einheit, bringt es auf den Punkt: „Sie kommen nicht mit Werkzeug, sondern mit dem Ziel, die Schwächsten um ihr Geld zu bringen.“ Der Tonfall der falschen Handwerker? Drängend. Die Haltung? Aggressiv. Und die Folgen? Verheerend.
Offizielle Stellen reagieren mit klaren Ansagen
Die Behörden sind längst alarmiert. In Tours-sur-Meymont und Umgebung patrouillieren Gendarmen verstärkt, kontrollieren Baustellen, geben Hinweise an die Bevölkerung. Wichtigster Rat: Niemand sollte Fremde auf sein Grundstück lassen, ohne Identität und Auftrag genau geprüft zu haben.
Auch die Versicherungen übernehmen in dieser Situation eine Schlüsselrolle. Laut Stéphanie Duraffourd von Assurland.com ist der erste Schritt nach einem Unwetterschaden immer: Kontakt zur eigenen Versicherung aufnehmen. Sie vermittelt geprüfte Handwerksfirmen – und schützt so vor dubiosen Angeboten.
Die Schwelle zur Panik ist niedrig – aber Vorsicht bleibt das beste Mittel
Wer nach einem Unwetter vor einem zerstörten Zuhause steht, will nur eines: zurück zur Normalität. Diese Sehnsucht nutzen die Betrüger gnadenlos aus. Deshalb: keine Entscheidungen unter Druck. Nicht beim ersten Angebot zuschlagen. Nachbarn fragen. Gemeinde kontaktieren. Sich Zeit nehmen.
Denn genau diese Ruhe fehlt oft nach solchen Ereignissen – und öffnet Betrug Tür und Tor.
In manchen Straßen helfen sich die Anwohner inzwischen gegenseitig. Ein Tipp, ein Hinweis, ein aufgeweckter Blick genügen oft, um eine drohende Abzocke zu verhindern. Der Zusammenhalt wird plötzlich zur stärksten Waffe gegen die Tricks der Gauner.
Ein Plädoyer für mehr Miteinander
Natürlich hinterlassen Gewitter Schäden. Doch was wirklich gefährlich ist: das Gefühl, allein gelassen zu sein. Hier können alle mithelfen – nicht nur die Polizei, sondern auch Nachbarn, Freunde, Angehörige. Ein kurzer Anruf, ein gemeinsamer Blick auf ein Angebot oder ein vorbeigehender Polizist können über Tausende Euro entscheiden.
Und mal ehrlich: Darf man einem unbekannten Handwerker wirklich trauen, der bei Sturm und Regen im Dorf auftaucht und 5.000 Euro bar für eine Plane verlangt?
Die Moral nach dem Sturm
Blitz und Donner kommen meist schnell – und gehen ebenso rasch. Doch die Schäden bleiben. Damit nicht auch noch finanzielle Katastrophen folgen, braucht es eine klare Strategie: Ruhe bewahren. Offizielle Kanäle nutzen. Hilfe suchen, aber nicht blind vertrauen.
Die besten Schutzschilde gegen Betrug? Ein gesunder Menschenverstand – und gute Nachbarschaft.
Von Daniel Ivers
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