Tag & Nacht




Ein Geruch liegt in der Luft, den die Menschen in Südfrankreich nie vergessen werden: verbranntes Harz, glühende Erde, Angst.

Seit dem 5. August wüten in den Corbières im Département Aude die heftigsten Waldbrände, die Frankreich seit Jahrzehnten erlebt hat. Das Feuer, entfacht nahe der kleinen Gemeinde Ribaute, fraß sich durch dichte Pinienwälder und steile Hänge, als gäbe es kein Morgen – über 16.000 Hektar Land wurden seither ein Raub der Flammen.

https://twitter.com/LivioFerrero/status/1953337432838918529

Eine Tragödie historischen Ausmaßes

15 Gemeinden – betroffen. Dutzende Häuser – zerstört. Eine Frau – tot. 13 Menschen – verletzt. Die Bilanz des Feuers ist bitter, aber noch nicht abgeschlossen. Die Feuerwehrleute, über 2.100 an der Zahl, kämpfen mit übermenschlichem Einsatz gegen ein Feuer, das kaum zu bändigen ist. Unterstützt von Löschflugzeugen, Helikoptern und mehr als 500 Fahrzeugen versuchen sie, das Schlimmste zu verhindern.

Ein Wettlauf gegen Zeit, Wind und Hitze.

Wetterwechsel – Hoffnung oder trügerisches Spiel?

Der heiße, trockene Nordwestwind – die Tramontane – hatte dem Feuer den Weg geebnet. Nun bringt ein feuchterer Seewind zumindest etwas Erleichterung. Der sogenannte „vent marin“ hat die Dynamik verändert. Die Luftfeuchtigkeit steigt, das Feuer verlangsamt sich. Ein Hoffnungsschimmer?

François Gourand von Météo-France warnt: Der Wind könnte wieder drehen. Und dann? Könnte alles von vorn beginnen.

Orte im Ausnahmezustand

In Villesèque-des-Corbières spricht der stellvertretende Bürgermeister Bruno Zubieta von einer Katastrophe. „Alles um uns herum hat gebrannt.“ Es klingt wie ein Satz aus einem Kriegsfilm – doch hier ist es Realität. Vorbeugende Evakuierungen laufen, die Bevölkerung lebt in Anspannung. Taschen stehen gepackt neben den Türen, Autos parken fluchtbereit am Straßenrand. Niemand weiß, was die nächste Stunde bringt.

Wie fühlt es sich an, wenn deine Heimat zu Asche zerfällt?

https://twitter.com/Le_Figaro/status/1953335337062629499

Die große Frage nach dem Warum

Noch ist unklar, wie das Feuer entstanden ist. Technisches Versagen? Ein Blitz? Oder gar Brandstiftung? Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Die Stadt Ribaute hat einen öffentlichen Zeugenaufruf gestartet – wer etwas gesehen hat, soll sich melden. Derweil wächst der Frust, aber auch die Solidarität.

Klimawandel? Keine Theorie mehr.

Der französische Premierminister François Bayrou hat sich bereits geäußert: Was in den Corbières geschieht, ist kein Zufall, sondern eine Folge des menschengemachten Klimawandels. Hohe Temperaturen, extreme Trockenheit, starker Wind – die perfekte Mischung für ein Inferno.

Frankreichs Süden erlebt, was Klimaforscher seit Jahren prophezeien: Wälder, die zu Zunder werden. Wetterlagen, die ausreichen, um einen Funken zur Katastrophe werden zu lassen.

Was muss noch passieren, bevor Klimapolitik nicht mehr nur in Wahlprogrammen steht, sondern auf dem Boden umgesetzt wird?

Was bleibt?

Die Feuer verlieren langsam an Kraft, doch die Region bleibt in Alarmbereitschaft. Feuerwehr und Bevölkerung kämpfen weiter – Schulter an Schulter. Und Frankreich steht vor einer ungemütlichen Erkenntnis: Die Brände von 2025 sind keine Ausnahme. Sie sind ein Vorgeschmack.

Ein Vorgeschmack auf eine Zukunft, in der Naturgewalten nicht mehr nur Schlagzeilen machen – sondern unseren Alltag bestimmen.

Autor: C.H.

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