Tag & Nacht

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass die wachsende Ausbreitung von Mpox (auch bekannt als Affenpocken) in Afrika nun als globaler Gesundheitsnotstand eingestuft wird. Diese Warnung kam nach einem Treffen des Notfallkomitees der WHO, bei dem die jüngsten Entwicklungen und das zunehmende Risiko einer internationalen Verbreitung des Virus diskutiert wurden.

Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, äußerte tiefe Besorgnis über die Situation, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich eine neue, möglicherweise tödlichere Variante des Virus auf dem afrikanischen Kontinent ausbreitet. Diese Variante, die zuerst in einer Bergbaustadt in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt wurde, könnte eine Sterblichkeitsrate von bis zu 10% aufweisen – das macht sie besonders gefährlich. Ein weiterer Punkt, der alarmierend ist: Diese neue Form des Virus zeigt sich mit milderen Symptomen und weniger auffälligen Hautläsionen, die vorwiegend im Genitalbereich auftreten, was eine frühzeitige Erkennung und Eindämmung erschwert.

Bereits Anfang der Woche hatte das Africa Centers for Disease Control and Prevention (Africa CDC) den Ausbruch von Mpox auf dem Kontinent als öffentlichen Gesundheitsnotstand eingestuft. Laut Africa CDC sind mehr als 14.000 Fälle und 524 Todesfälle registriert worden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Der Kongo ist besonders schwer betroffen, mit über 96% aller Erkrankungs- und Todesfälle.

Vor allem in den Konfliktgebieten im Osten des Kongo breitet sich das Virus schnell aus. Die Bedingungen in überfüllten Flüchtlingslagern, in denen Menschen auf engstem Raum zusammenleben, tragen maßgeblich zur Verbreitung bei.

Fehlende Impfstoffe und internationale Unterstützung

Die Impfstoffsituation in Afrika ist düster. Während westliche Länder während des Ausbruchs im Jahr 2022 Mpox größtenteils mit Hilfe von Impfstoffen und Behandlungen eindämmen konnten, sind diese in Afrika kaum verfügbar. Bis heute hat die Demokratische Republik Kongo keine der angeforderten Impfstoffdosen erhalten – das Land hat um 4 Millionen Dosen gebeten, vorwiegend für Kinder unter 18 Jahren. Cris Kacita Osako, Koordinator des Mpox-Krisenstabes im Kongo, betont die Dringlichkeit: „Die USA und Japan haben sich bereit erklärt, Impfstoffe zu liefern, aber bislang ist noch nichts angekommen.“

In der Zwischenzeit wird über alternative Impfstrategien nachgedacht. Michael Marks, Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, schlägt vor, in Ermangelung spezifischer Mpox-Impfstoffe, Menschen gegen Pocken zu impfen, da diese Krankheiten verwandt sind. Diese Strategie könnte besonders für Risikogruppen wie Kinder, Sexarbeiter*innen und Menschen in den Ausbruchsgebieten von Bedeutung sein.

Die Herausforderung der Überwachung und Diagnose

Ein weiteres Problem ist der Mangel an Überwachung und Diagnosetests. „Wir arbeiten blind, wenn wir nicht in der Lage sind, alle Verdachtsfälle zu testen“, sagt Ogoina. Er fordert eine stärkere Überwachung der Ausbrüche, um ein besseres Verständnis der Virusverbreitung zu erhalten und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.

Die WHO hofft, dass die Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstandes die internationale Gemeinschaft dazu bewegen wird, dringend benötigte Ressourcen wie Diagnosekits, Medikamente und Impfstoffe nach Afrika zu bringen.

Was nun?

Die weltweite Gemeinschaft steht in diesen Tagen an einem entscheidenden Punkt – wird sie die Lehren aus der Vergangenheit ziehen und Afrika im Kampf gegen Mpox unterstützen? Die Zeit drängt, und das Ausmaß der humanitären Krise, insbesondere in den am stärksten betroffenen Regionen, könnte sich weiter verschlimmern, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Ein starkes internationales Engagement ist notwendig, um eine weitere Eskalation zu verhindern und das Leben der Menschen in den betroffenen Ländern – und darüber hinaus – zu schützen.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!