Tag & Nacht

Man stelle sich vor, man fährt gemütlich durch die Stadt, denkt vielleicht darüber nach, was es zum Abendessen geben soll oder ob man noch genug Milch im Kühlschrank hat. Und dann – surprise! – spaziert ein Kamel seelenruhig neben dem Auto her. Genau das passierte den Bewohnern von Bressuire im Departement Deux-Sèvres, als Yvan, das Kamel, beschloss, sich einen Tag freizunehmen.

Yvan ist kein gewöhnliches Kamel. Mit 20 Jahren ist er im wohlverdienten Ruhestand, nachdem er sein Leben im Zirkus Zavatta verbracht hat. Doch Rente hin oder her, Yvan zeigte, dass in ihm noch immer der Abenteuergeist eines jungen Kamels steckt. Mit einem gekonnten Manöver durchbrach er den Zaun seines Geheges und machte sich auf den Weg in die Stadt.

Die Reaktionen? Von Verblüffung bis hin zu ungläubigem Staunen. Automobilisten trauten ihren Augen kaum, als sie neben sich auf dem vielbefahrenen Boulevard nicht den üblichen Stadtverkehr, sondern einen flanierenden Kamel-Rentner erblickten.

Vincent Justin, der Sprecher des Zirkus, beschrieb Yvan als ein „Kamel im Ruhestand, das nicht mehr in der Manege arbeitet“. Aber offensichtlich hatte Yvan noch nicht genug von den Lichtern der Stadt oder sehnte sich vielleicht nach einem kleinen Abenteuer außerhalb seiner vier Wände.

Als die Ordnungshüter schließlich eintrafen, um den ungeplanten Ausflug zu beenden, zeigte sich Yvan von seiner besten Seite: ruhig und kooperativ. Kein Wunder, dass diese Rettungsaktion den Beamten noch lange in Erinnerung bleiben wird. Auch mehrere Gendarmen waren im Einsatz, um sicherzustellen, dass dieser außergewöhnliche Spaziergang ohne Zwischenfälle endete.

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Selbst im Ruhestand kann das Verlangen nach einem kleinen Abenteuer unerwartet aufkommen – ob man nun Mensch oder Kamel ist. Yvan mag vielleicht für einen Tag dem Alltag entflohen sein, aber er hat sicherlich auch für einige heitere Geschichten unter den Einwohnern von Bressuire gesorgt. Wer weiß, vielleicht überlegt sich der Zirkus jetzt, Yvan gelegentlich einen kontrollierten Spaziergang zu gönnen – natürlich nur unter Aufsicht, um die Sicherheit aller zu gewährleisten.


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