Tag & Nacht

Eine neue Studie des französischen nationalen Instituts für Statistik und Wirtschaftsstudien (Insee) wirft ein beunruhigendes Licht auf die Bildungssituation in Frankreich. Demnach haben zehn Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren Schwierigkeiten mit grundlegenden Fähigkeiten wie Schreiben und Rechnen. Das entspricht rund vier Millionen Menschen, wobei die meisten, die Probleme mit dem Schreiben haben, auch im Rechnen schlecht abschneiden.

Diese Herausforderungen im Bildungsbereich sind nicht gleichmäßig verteilt. Während Frauen und Männer beim Schreiben ähnliche Schwierigkeiten haben (10% bzw. 11%), zeigen sich beim Rechnen größere Unterschiede: 15% der Frauen gegenüber 9% der Männer haben hier Probleme. Die Studie zeigt auch, dass ältere Generationen tendenziell größere Schwierigkeiten mit dem Schreiben haben – 14% der 55- bis 64-Jährigen im Vergleich zu nur 6% der 18- bis 24-Jährigen. Dieser Trend kehrt sich jedoch beim Rechnen um, was die Insee als Indikator für die nachlassenden Leistungen jüngerer Schülergenerationen sieht.

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt der Studie ist der signifikante Unterschied zwischen Personen aus sozial schwächeren Stadtteilen und den Überseedepartements im Vergleich zum Rest Frankreichs. In diesen Gebieten haben 32% der Einwohner Schwierigkeiten mit dem Schreiben und 31% mit dem Rechnen, was deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegt. Diese Diskrepanz wird auf den höheren Anteil von Personen ohne Schulbildung und von gering Qualifizierten in diesen Regionen zurückgeführt.

Die Studie betont auch die Rolle des Bildungsniveaus der Eltern: Personen, deren Eltern gering qualifiziert oder nicht qualifiziert sind, haben deutlich häufiger Probleme mit dem Schreiben (19%) und Rechnen (19%) als jene, deren Eltern einen höheren Bildungsabschluss besitzen.

Die Auswirkungen dieser Bildungsdefizite sind weitreichend und beeinträchtigen nicht nur den persönlichen Alltag, sondern auch die Nutzung moderner Technologien wie das Internet. So nutzen nur 83% der Personen mit Schreibschwierigkeiten das Internet, verglichen mit 97% der Gesamtbevölkerung. Zudem erschweren diese Defizite die Erledigung administrativer Aufgaben online, was für viele Menschen in der modernen Welt eine zusätzliche Hürde darstellt.

Diese Ergebnisse sind ein klares Signal, dass in Frankreich dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Bildungschancen zu verbessern und insbesondere die Unterstützung für benachteiligte Gruppen zu verstärken. Bildung ist ein Schlüssel zur sozialen Integration und zum beruflichen Erfolg, und die Verbesserung der Bildungsqualität und -zugänglichkeit muss eine Priorität sein, um die gesellschaftliche Teilhabe aller Bürger zu fördern und zu sichern.


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