Fünf Wochen – so lange war Papst Franziskus außer Gefecht. Die Diagnose: doppelseitige Lungenentzündung. Eine lebensbedrohliche Erkrankung, besonders in seinem Alter. Jetzt ist der 88-Jährige wieder im Vatikan – erschöpft, aber lebendig. Und das ist nicht selbstverständlich.
Seine Rückkehr wirkte fast filmreif. Der weiße Fiat 500 rollte langsam durch das Peruginotor der Vatikanstadt, Franziskus auf dem Beifahrersitz. Er trug eine Sauerstoffbrille, seine Gesichtszüge wirkten müde, aber irgendwie auch erleichtert. Hunderte Menschen hatten sich versammelt, um ihn willkommen zu heißen – ein emotionaler Moment für viele, die um das Leben des Pontifex gebangt hatten.
Doch statt den direkten Weg zu nehmen, überraschte Franziskus mit einer Abweichung. Der Konvoi machte einen Abstecher zur Basilika Santa Maria Maggiore – seinem Herzensort. Dort ließ er über einen Kardinal einen Blumenstrauß an der berühmten Marienikone „Salus Populi Romani“ niederlegen. Ein stilles Gebet aus dem Auto heraus, das viel mehr sagte als tausend Worte. Für Franziskus ist das kein gewöhnlicher Ort. Er hat bereits festgelegt, dass er dort beerdigt werden möchte.
Vor dem Verlassen des Krankenhauses hatte sich der Papst noch ein letztes Mal gezeigt. Im Rollstuhl wurde er auf einen Balkon geschoben, wo er der wartenden Menge mit einem schwachen Lächeln und einem Daumen-hoch-Zeichen dankte. Seine Stimme war leise, sein Dank ehrlich. Nach all den Wochen – ein Lebenszeichen, das Hoffnung macht.
Sein Aufenthalt in der römischen Gemelli-Klinik war alles andere als ein kurzer Zwischenstopp. Die beidseitige Lungenentzündung hatte dem Pontifex schwer zugesetzt. Zwischenzeitlich war unklar, ob er sich jemals ganz davon erholen würde. Die Ärzte sprachen von einer heiklen Phase, in der sein Zustand „sehr kritisch“ gewesen sei. Eine Rücktrittsdebatte flammte sogar erneut auf – die Frage stand im Raum: Wird Franziskus seinem Vorgänger Benedikt XVI. folgen und das Amt freiwillig niederlegen?
Jetzt steht fest: Noch nicht. Doch die kommenden zwei Monate stehen ganz im Zeichen der Erholung. Ruhe, medizinische Betreuung, Sauerstoffunterstützung – das ist das neue Tagesprogramm des Papstes. Ob er zu Ostern wieder öffentlich auftreten kann, bleibt ungewiss. Viele hoffen darauf, doch die Realität sieht vorsichtiger aus. Die Verantwortung für eine ganze Kirche kann warten – Gesundheit geht vor.
Eine Frage drängt sich auf: Wie lange kann ein 88-jähriger Papst noch an der Spitze der katholischen Kirche stehen, wenn sein Gesundheitszustand so fragil ist? Diese Frage ist unbequem, aber unausweichlich. Franziskus hat oft betont, dass auch ein Papst gehen darf, wenn die Kraft fehlt. Er hat ein modernes Papstverständnis geprägt – voller Menschlichkeit, auch in der Schwäche.
Und doch – er ist zurück. Noch da. Noch kämpfend. Vielleicht nicht mehr mit voller Kraft, aber mit einem ungebrochenen Willen. Franziskus bleibt Franziskus – der Papst, der Nähe sucht, selbst im Angesicht der Krankheit.
In Rom kehrt langsam der Alltag zurück. Im Vatikan bereitet man sich auf die Zeit der Genesung vor. Audienzen fallen aus, Termine werden verschoben. Stattdessen kehrt Ruhe ein hinter den vatikanischen Mauern – eine Pause, die lange überfällig war.
Manche sagen, dieser Krankenhausaufenthalt sei ein Zeichen. Ein Weckruf für die Kirche, sich auf Veränderungen vorzubereiten. Vielleicht auch eine Erinnerung daran, dass selbst ein Papst nicht unverwundbar ist. Dass Stärke nicht nur im Amt liegt, sondern im Mut, Schwäche zu zeigen.
Wie es weitergeht, weiß nur der Himmel. Aber heute zählt: Franziskus ist wieder da. Und das allein ist schon ein kleines Wunder.
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!