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In einer Welt, in der die Wirtschaftsindikatoren oft so wechselhaft sind wie das Wetter, bringen die jüngsten Bewertungen der Ratingagenturen Fitch und Moody’s ein gewisses Maß an Beständigkeit für Frankreichs finanzielle Landschaft. Trotz eines deutlichen Anstiegs des öffentlichen Defizits und eines erhöhten Schuldenstands hat sich das Rating der französischen Staatsanleihen nicht verändert. Doch was bedeutet das für Frankreich und seine Wirtschaftspolitik?

Am vergangenen Freitag bestätigten Fitch und Moody’s ihre Bewertungen für Frankreich. Fitch behält seine Bewertung von „AA-“ mit einer stabilen Aussicht bei, während Moody’s seine Bewertung von Aa2, ebenfalls mit einer stabilen Perspektive, aufrechterhält. Diese Entscheidungen sind von entscheidender Bedeutung, da sie anzeigen, dass beide Agenturen trotz der jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen Vertrauen in die französische Wirtschaft haben.

Frankreichs öffentliches Defizit ist 2023 auf 5,5 % des BIP gestiegen, angetrieben vor allem durch geringere Einnahmen als erwartet. Mit einer Verschuldung von 110,6 % des BIP weist Frankreich das drittgrößte Schuldenverhältnis in der EU nach Griechenland und Italien auf. Diese Zahlen sind alarmierend, doch das Festhalten an den bisherigen Ratings signalisiert ein gewisses Vertrauen in die Kapazität der französischen Regierung, die Situation zu bewältigen.

Die französische Regierung unter der Leitung von Finanzminister Bruno Le Maire hat bereits reagiert und seit Februar zwei Haushaltssparpakete im Wert von jeweils 10 Milliarden Euro angekündigt. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Plans, das Defizit bis 2027 auf unter 3 % des BIP zu senken. Diese Zielsetzung ist ehrgeizig, insbesondere vor dem Hintergrund, dass weder Fitch noch Moody’s derzeit daran glauben, dass dieses Ziel erreicht wird.

Die Rating-Agenturen betonen, dass eine Verbesserung der Bewertung möglich wäre, sollte die Regierung erfolgreich Reformen durchführen und umsetzen, die die Schuldenlast signifikant reduzieren. Andererseits könnte eine Verschlechterung der Situation in Frankreich im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn eine Herabstufung in der Zukunft nach sich ziehen.

Die Wirtschaftspolitik Frankreichs steht unter genauer Beobachtung, insbesondere vor den Europawahlen im Juni. Eine Herabstufung hätte erhebliche politische Diskussionen auslösen können. Daher könnte die Entscheidung der Ratingagenturen, die Bewertungen unverändert zu lassen, auch als ein strategischer Schachzug gesehen werden, um in einer sensiblen Wahlperiode „nicht mit dem Feuer zu spielen“.

Am 31. Mai wird die Bewertung durch S&P erwartet, die derzeit auf der gleichen Ebene wie Moody’s mit einer negativen Perspektive liegt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für die französische Regierung, ihre finanzpolitischen Anstrengungen fortzusetzen und zu vertiefen.

In einer Zeit, in der wirtschaftliche Stabilität alles andere als selbstverständlich ist, bietet das Festhalten an den Ratings eine lebenswichtige Atempause für Frankreich. Es gibt der Regierung den dringend benötigten Raum, um weiterhin Reformen durchzuführen und das Vertrauen in die französische Wirtschaft zu stärken. Doch die Herausforderungen bleiben groß und die Zeit drängt, das Vertrauen der Märkte und der Bürger zu erhalten und zu stärken.


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