Tag & Nacht

Diese Entwicklung ist auf den bisher sehr milden Winter, eine höhere Windkraftproduktion und die Bemühungen des Stromerzeugers EDF zurückzuführen, abgeschaltete Atomreaktoren wieder ans Netz zu bringen.

Zum ersten Mal seit Monaten war Frankreich zum Jahreswechsel 2023 wieder ein Nettoexporteur von Strom. „Seit dem 1. Januar beläuft sich der Nettoexportsaldo von Strom auf 1,4 Terawattstunden (TWh)“, erklärte der Betreiber des Hoch- und Höchstspannungsnetzes, RTE, am Dienstag, dem 10. Januar, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Dieser Saldo entspricht der Leistung, die in einem Jahr von 450.000 Haushalten verbraucht wird.

Der Wiederanstieg der Atomstromproduktion, das milde Winterwetter, das verhindert, dass die Heizungen zu sehr aufgedreht werden, und günstige Winde für die Windenergieerzeugung führen dazu, dass Frankreich zumindest vorübergehend wieder mehr Strom in seine europäischen Nachbarländer exportiert als es importiert.

„Der extrem niedrige Verbrauch, Windkraftanlagen, die auf Hochtouren produzieren, und Kernkraft, die in dem von RTE prognostizierten Durchschnitt produziert, all das führt dazu, dass wir Nettoexporteur von Strom sind und niemand mehr von Stromausfällen spricht“, so RTE in der Erklärung.

Laut RTE ist Frankreich bereits seit der ersten Woche der Weihnachtsferien wieder zum Nettoexporteur geworden, also genau das Gegenteil der Situation von 2022. Bei einer historisch niedrigen Stromerzeugung durch Kernenergie, die 2022 nur 275-285 TWh betrug, war Frankreich fast das ganze Jahr über (außer im Februar, Mai und ab Ende Dezember) Nettoimporteur von Strom. Das war seit 42 Jahren nicht mehr vorgekommen.

Historisch gesehen war Frankreich das größte Stromexportland in Europa, musste 2022 aber Strom aus Spanien, Deutschland oder dem Vereinigten Königreich importieren, um Stromausfälle zu vermeiden. Im vergangenen Jahr sah sich Frankreich mit einem bisher beispiellosen Stillstand seiner Kernkraftwerke konfrontiert, da Wartungsarbeiten an Reaktoren durchgeführt werden mussten und länger dauerten als geplant. Ende 2021 wurden Korrosionsprobleme an Teilen von Rohrleitungen, die für die Sicherheit der Kraftwerke entscheidend sind, entdeckt, was langwierige Reparaturen erforderlich machten. Frankreich konnte im Sommer auch kaum auf seine Staudämme zurückgreifen, die unter der beispiellosen Dürre des Jahres 2022 litten. In diesem Herbst hat sich auch hier die Situation teilweise wieder entspannt.


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