Die Hitze klebt in der Luft. Der Wind pfeift durch die dürren Zweige. Und in der Ferne ein züngelndes Glühen – die Vorzeichen sind eindeutig: Frankreich steckt mitten in einer höchst gefährlichen Waldbrandsaison. Besonders der Süden des Landes gleicht einem Pulverfass. Die Behörden schlagen Alarm. Und sie bitten die Bevölkerung um eines: Wachsamkeit.
In den Départements Bouches-du-Rhône, Var und Vaucluse hat Météo-France die höchste Alarmstufe ausgerufen – „Vigilance Rouge“. Was das bedeutet? Die Gefahr eines Feuers ist nicht nur hoch, sie ist sehr hoch. Und wenn es brennt, dann brennt es richtig – schnell, unkontrollierbar, mit zerstörerischer Wucht.
Warum ist die Lage dieses Jahr so angespannt?
Das liegt vor allem an einer gefährlichen Wetter-Mischung: brütende Temperaturen, ausgedörrte Vegetation und starke Winde. Der Mistral fegt über die Ebenen, die Tramontane wirbelt Staub durch die Täler. Manchmal mit bis zu 100 Stundenkilometern. Das reicht, um ein kleines Glutnest in einen lodernden Flächenbrand zu verwandeln.
Für die Feuerwehrleute heißt das: Ausnahmezustand.
Denn unter diesen Bedingungen werden selbst kleine Brände zu einem Kampf gegen Windmühlen. Die Flammen fressen sich durch ausgetrocknete Wälder, überspringen Wege, entzünden Hecken und Häuserdächer. Und das in einer Geschwindigkeit, die Mensch und Maschine an ihre Grenzen bringt.
Wie reagieren die Behörden?
Mit klaren Ansagen. In den Bouches-du-Rhône zum Beispiel ist der Zugang zu 23 der 25 Waldmassive komplett untersagt. Auch in anderen Départements gelten harte Beschränkungen. Wer trotzdem einen Ausflug wagt, riskiert nicht nur ein Bußgeld – sondern auch das Entfachen einer Katastrophe.
Was also tun – oder besser: Was lassen?
Keine Grillpartys im Freien. Keine Gartenarbeiten mit Funkenflug. Und bitte, bitte: Keine achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel. Es braucht nur einen winzigen Funken – und ein einziger unbedachter Moment kann verheerende Folgen haben.
Klingt streng? Vielleicht. Aber in diesem Sommer geht Sicherheit vor.
Zur Unterstützung der Bevölkerung hat der französische Staat ein modernes Warnsystem etabliert: FR-Alert. Dieses System versendet automatisch Warnmeldungen direkt auf die Mobiltelefone von Personen, die sich in gefährdeten Gebieten befinden. Eine digitale Sirene, wenn man so will – die nicht nur alarmiert, sondern auch klare Handlungsempfehlungen liefert.
Ein Schritt in Richtung flächendeckender Prävention.
Doch Technik allein reicht nicht. Es braucht Verantwortung – von jeder und jedem Einzelnen. Das Feuer löscht sich nicht von selbst. Und die Feuerwehr kann nicht überall gleichzeitig sein. Der Schutz von Mensch, Tier und Natur beginnt im Kopf. Mit Achtsamkeit. Mit Rücksicht. Und mit der Bereitschaft, eigene Pläne hinter das Wohl aller zu stellen.
Die gute Nachricht? Viele halten sich bereits daran. Die Solidarität wächst, das Bewusstsein auch. Gemeinden informieren, Nachbarn helfen einander, Schulen und Medien klären auf. Frankreich rückt zusammen – gegen die Flammen und mit dem Wissen darum, wie schnell aus einem Sommertag ein Albtraum werden kann.
Denn eines ist klar: Die Gefahr ist real.
Von C. Hatty
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