Er war der lässigste Held des amerikanischen Kinos, ein Mann mit Haltung, Herz – und einer verdammt guten Sonnenbrille. Robert Redford, Schauspieler, Regisseur, Umweltaktivist und Festivalgründer, ist am 16. September 2025 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Utah friedlich im Schlaf gestorben. Zurück bleibt ein Vermächtnis, das weit über Hollywood hinausreicht.
Ein Gigant geht. Und hinterlässt mehr als bloßen Glanz.
Der schöne Rebell
Geboren am 18. August 1936 in Santa Monica, Kalifornien, wuchs Charles Robert Redford Jr. in einfachen Verhältnissen auf. Kein Kind der Traumfabrik, sondern ein Jugendlicher, der sich durchs Leben hangelte, in Europa malte, trank, träumte – und scheiterte. Erst übers Theater fand er seine Berufung: die Schauspielerei.
Sein Durchbruch? 1969, mit Butch Cassidy and the Sundance Kid an der Seite von Paul Newman. Zwei Gesetzlose, zwei Charismatiker, ein Film für die Ewigkeit. Aus „Sundance“ wurde nicht nur ein Spitzname, sondern eine Mission.
Die 1970er- und 1980er-Jahre machten Redford zur Projektionsfläche des liberalen Amerika. Ob in The Sting, All the President’s Men oder Out of Africa: Er spielte Männer mit Haltung. Nachdenklich, unbequem, charmant. Kein lauter Held – ein leiser.
Der Mann hinter der Kamera
Doch Redford wollte mehr, als nur Held sein. 1980 gab er sein Regiedebüt mit Ordinary People – ein psychologisches Familiendrama, das mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, darunter für die beste Regie. Kein Paukenschlag, sondern eine melancholische Meisterklasse.
Es folgten Werke wie A River Runs Through It, Quiz Show oder The Horse Whisperer. Filme, die nicht schreien, sondern nachhallen. Redford inszenierte mit einem Blick für Zwischentöne, für moralische Dilemmata, für das Menschliche im Unvollkommenen.
Er war kein stilistischer Visionär. Aber ein Erzähler mit Haltung.
Sundance – mehr als ein Festival
1981 gründete Redford das Sundance Institute. Eine Heimat für den unabhängigen Film, fernab vom Blockbuster-Betrieb. Daraus erwuchs das Sundance Film Festival – heute das bedeutendste seiner Art weltweit.
Hier wurden Karrieren geboren: Quentin Tarantino, Steven Soderbergh, Ava DuVernay – sie alle fanden bei Sundance ihr erstes Publikum. Für Redford war das Festival keine Bühne des Glamours, sondern ein Ort für Geschichten, die sonst niemand erzählen wollte.
Sundance war sein Gegenentwurf zu Hollywoods Maschinerie. Eine Filmbewegung mit Rückgrat.
Der Aktivist mit Cowboyhut
Parallel zur Filmkarriere engagierte sich Redford früh für Umwelt- und Bürgerrechte. Er kämpfte gegen Kohlekraftwerke, setzte sich für indigene Gemeinschaften ein, gründete das Redford Center – und blieb dabei stets unbequem.
Er war kein lauter Demonstrant, aber ein beharrlicher. Einer, der seinen Prominentenstatus für politische Anliegen nutzte. Auch auf die Gefahr hin, sich Feinde zu machen.
Privat blieb Redford gezeichnet von Verlusten: 1959 starb sein Sohn Scott kurz nach der Geburt, 2020 verlor er Sohn James an Krebs. Seit 2009 war er mit der deutschen Künstlerin Sibylle Szaggars verheiratet – eine Partnerschaft voller künstlerischer Verbindung.
Der letzte Vorhang
2018 zog sich Redford mit dem Film The Old Man & the Gun offiziell von der Schauspielerei zurück. Doch ganz still wurde es nie: 2025 überraschte er mit einem ironischen Gastauftritt in der Serie Dark Winds – gemeinsam mit George R. R. Martin. Ein Augenzwinkern zum Abschied.
Ein Leben für die Kunst – und die Wahrheit
Robert Redford war kein Lautsprecher, kein Egomane, kein Blender. Er war ein Mann mit Prinzipien. Einer, der der Verlockung des schnellen Ruhms widerstand. Einer, der mit Integrität zur Legende wurde.
In einer Branche, die oft mehr Schein als Sein bietet, blieb er glaubwürdig. Als Schauspieler, Regisseur, Mentor, Aktivist.
Die Filmwelt trauert. Und verneigt sich.
Nicht nur vor einem Star – sondern vor einem ihrer letzten echten Überzeugungstäter.
Andreas M. Brucker
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