Tag & Nacht






Der bekannte chinesische Dissident und Künstler Ai Weiwei wurde bei der Einreise in die Schweiz abgewiesen. Die Behörden begründeten dies mit fehlenden Reisedokumenten. Ai Weiwei dokumentierte den Vorfall live auf Instagram – inklusive einer Nacht auf einer Bank im Transitbereich des Züricher Flughafens.

Was steckt hinter dieser Entscheidung? War es ein bürokratisches Missverständnis oder steckt mehr dahinter?


Eine unerwartete Rückweisung

Ai Weiwei, der seit 2019 in Portugal lebt, war bereits mehrfach in der Schweiz – zuletzt 2023 für eine Ausstellung. Dieses Mal wurde ihm jedoch die Einreise verwehrt.

Der Künstler reiste aus London an und wurde bei der Ankunft informiert, dass er nicht in die Schengen-Zone einreisen dürfe. Laut der Züricher Polizei fehlten ihm die erforderlichen Reisedokumente für einen chinesischen Staatsbürger. Daher musste er im Transitbereich des Flughafens bleiben, bis sein Rückflug nach London organisiert war.

Ai Weiwei zeigte sich von der Situation überrascht. Auf Instagram schrieb er: „Ich schlafe heute Nacht auf einer Bank mit einer Decke und werde morgen früh um 6:50 Uhr abgeschoben.“

In einem späteren Video filmte er seine Rückreise durch das fast menschenleere Terminal in Zürich.


Ein Missverständnis oder eine gezielte Maßnahme?

Die Schweizer Behörden betonten, dass Ai Weiwei nicht festgenommen wurde und sich frei bewegen konnte. Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf. Der Künstler war in der Vergangenheit bereits mehrfach in der Schweiz, ohne Probleme mit den Einreisebestimmungen zu haben. Warum nun diese abrupte Änderung?

Denkbar ist ein bürokratischer Fehler. Da Ai Weiwei China 2015 verlassen hat und seitdem in Europa lebt, könnte es Unklarheiten über seine Reisedokumente gegeben haben.

Allerdings sind einige Beobachter misstrauisch. Ai Weiwei ist nicht nur ein weltweit gefeierter Künstler, sondern auch eine der bekanntesten Stimmen gegen die chinesische Regierung. Könnte seine politische Vergangenheit eine Rolle gespielt haben?


Von China gefeiert – und verstoßen

Ai Weiwei war einst eine zentrale Figur im chinesischen Kulturbetrieb. Er half sogar bei der Gestaltung des berühmten „Vogelnest“-Stadions für die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Doch seine scharfe Kritik an der Regierung brachte ihn in Konflikt mit den Behörden.

2011 wurde er verhaftet und 81 Tage lang eingesperrt. Danach durfte er China für einige Jahre nicht verlassen, bevor ihm 2015 schließlich die Ausreise nach Deutschland gestattet wurde. Seitdem lebt er in Europa, mittlerweile in Portugal.

Seine Kunst beschäftigt sich oft mit Themen wie Menschenrechten, Überwachung und Repression – Themen, die der chinesischen Führung ein Dorn im Auge sind.


Was bedeutet das für die Kunstfreiheit in Europa?

Der Fall Ai Weiwei zeigt, wie selbst renommierte Künstler mit bürokratischen Hürden konfrontiert werden können. Doch es bleibt unklar, ob es sich tatsächlich nur um ein administratives Problem handelte oder ob politische Faktoren eine Rolle spielten.

Sicher ist: Ai Weiwei wird weiterhin unbequem bleiben – für China, aber auch für westliche Regierungen, die sich mit schwierigen diplomatischen Beziehungen konfrontiert sehen.

Von C. Hatty

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