Tag & Nacht

Stell dir vor, du öffnest deine Haustür und anstelle eines Stapels Briefe erwartest du dein Mittagessen, frisch und direkt an deine Haustür geliefert. Das ist keine ferne Zukunftsmusik mehr – es ist die Vision der französischen Post, La Poste, für das Jahr 2035.

In einer Welt, die zunehmend digitaler wird, ist der traditionelle Brief fast so etwas wie eine bedrohte Spezies geworden. E-Mails, Messaging-Apps und Online-Rechnungen haben das gute alte Papier verdrängt. Was bedeutet das für Institutionen wie La Poste, die ihr Brot (wortwörtlich) mit dem Versenden von Briefen verdient haben?

Philippe Wahl, der Chefstratege hinter dieser Transformation, präsentierte jüngst vor den französischen Senatoren einen Plan, der so ehrgeizig wie zukunftsweisend ist. Der Knackpunkt? Die Postboten Frankreichs tauschen Briefe gegen Brokkoli, Rechnungen gegen Ragout und Werbung gegen Wein – sie werden zu den neuen Sterne-Lieferanten des Landes.

Ein Blick zurück zeigt: Noch im Jahr 1990 stammten 70% des Umsatzes von La Poste aus dem Briefgeschäft. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Bis Ende 2024 wird dieser Anteil auf schmale 15% gesunken sein. Ein Dilemma, das zum Umdenken zwingt.

Was aber, wenn dieses Umdenken zu einer Idee führt, die so simpel wie genial ist? Essen auf Rädern – und das nicht nur als Nebengeschäft, sondern als das neue Aushängeschild. In 2023 lieferte La Poste bereits fünf Millionen Mahlzeiten aus. Tendenz: steil nach oben.

Die Zielgruppe? Vor allem Senioren. Die Kooperationen? Lokale Sozialzentren, Krankenhäuser und spezialisierte Restaurants. Die Herausforderung? Gewaltig, aber mit einem Netzwerk von 65.000 Postboten nicht unmöglich.

Doch während die einen den neuen Service feiern, blicken andere wehmütig auf die schwindende Zahl der Postämter. Von ehemals 14.000 in den Neunzigern ist die Zahl auf 7.000 gefallen. Besonders in ländlichen Gebieten ein herber Schlag.

Warum also diesen radikalen Wandel? Ist es die Angst, in der digitalen Welt den Anschluss zu verlieren? Oder ist es die Chance, den Briefträgern eine neue, zentrale Rolle in der Gesellschaft zu geben?

La Poste zeigt Mut zur Veränderung. Anstatt an alten Zöpfen zu hängen, greift das Unternehmen nach den Sternen – oder besser gesagt, nach dem nächsten leckeren Gericht. So wird aus einem Dienst, der einst auf Papier basierte, ein Service, der sich um das leibliche Wohl der Menschen kümmert. Ein kluger Schachzug in Zeiten, in denen der persönliche Kontakt seltener, aber umso wertvoller wird.

Wirst du in Zukunft deinen Postboten als Lieferanten für dein Abendessen begrüßen? Eine spannende Vorstellung, die zeigt: In einer sich ständig wandelnden Welt ist Flexibilität der Schlüssel zum Erfolg. Und wer weiß – vielleicht wird der nächste Besuch deines Postboten der Beginn einer köstlichen Freundschaft.


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