Ein plötzlicher technischer Ausfall im Herzen der französischen Luftfahrt sorgt für massive Turbulenzen – und das nicht am Himmel, sondern am Boden. Seit Sonntagnachmittag ist der Pariser Flughafen Orly von einer schweren Störung im System der Flugüberwachung betroffen. Die Folge: gestrichene Flüge, genervte Passagiere und ein Verkehrschaos, das sich bis in den Montag hineinzieht.
Radar außer Betrieb – Flughafen im Notbetrieb
Die Ursache? Eine Radar-Panne. So trocken diese Erklärung klingt, so weitreichend sind die Konsequenzen. Ohne zuverlässige Radardaten können die Fluglotsen die Maschinen nicht mehr im gewohnten Takt koordinieren. Die Landeabstände müssen drastisch vergrößert werden, was die Abfertigung stark verlangsamt. Das System wurde quasi auf „Handbetrieb“ umgestellt – eine Notlösung, die schnell an ihre Grenzen stößt.
Bereits am Sonntag mussten rund 130 Flüge gestrichen werden. Viele Reisende erfuhren erst am Gate oder – schlimmer noch – bereits im Flugzeug von der Annullierung. Der Frust war greifbar. Für Montag gab die französische Luftfahrtbehörde DGAC die Devise aus: 15 Prozent weniger Flüge. Und auch wessen Flug nicht gestrichen wurde, hat mit Verspätungen zu kämpfen.
Geduld – der neue Reisebegleiter
Wer an diesem Wochenende und auch am Montag von oder nach Orly reisen wollte, braucht vor allem eines: starke Nerven. Während Familien mit Kindern verzweifelt versuchen, eine Umbuchung zu ergattern, müssen Geschäftsreisende wichtige Termine absagen. Und wer in einer langen Schlange vor einem überforderten Informationsschalter steht, fragte sich irgendwann: Warum gibt es für solche Fälle keinen Plan B?
Denn so eine Panne ist kein Einzelfall. Bereits im Juli 2024 legte ein weltweiter IT-Ausfall zahlreiche Flughäfen lahm. Paris-Orly war damals schon betroffen. Und jetzt wieder – diesmal durch einen lokalen technischen Defekt. Die Infrastruktur des Luftverkehrs erweist sich einmal mehr als empfindliches System, das bei kleinsten Störungen sofort zusammenbricht.
Schleppende Kommunikation
Während die Technik streikt, funktioniert auch die Kommunikation mit den Passagieren nur schleppend. Viele Reisende erfuhren erst aus den Medien, was überhaupt los war. Ansagen bleiben oft vage, Informationen widersprüchlich. Wer sich nicht aktiv bei seiner Airline meldet, tappt oft im Dunkeln. Dabei wären klare, schnelle Infos das Mindeste – gerade in so einer Ausnahmesituation.
Natürlich versuchen die Verantwortlichen zu beruhigen. Die DGAC versicherte am Montag, die Lage stabilisiere sich langsam. Dennoch seien Einschränkungen weiterhin notwendig. Es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis alles wieder rund laufe. Doch was heißt das konkret? Ein Tag? Zwei? Oder länger?
Die Schattenseite der digitalen Luftfahrt
Die Situation in Orly wirft ein Schlaglicht auf ein grundsätzliches Problem: Die zunehmende Abhängigkeit von hochkomplexer Technik. Flugzeuge, Tower, Radar – alles ist miteinander vernetzt. Und wenn eine einzige Komponente versagt, bricht das System ein wie ein Kartenhaus. Sicherheit hat natürlich oberste Priorität – aber was ist mit der Zuverlässigkeit?
Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie gut unsere Flughäfen für den Ernstfall gewappnet sind. Gibt es ausreichend Redundanzen? Gibt es Notfallpläne, die auch wirklich greifen? Oder bleibt am Ende nur das Prinzip Hoffnung?
Was Reisende jetzt tun sollten
Die DGAC rät betroffenen Passagieren, sich direkt an ihre jeweilige Fluggesellschaft zu wenden. Online-Check-ins, Apps und Hotlines – das ganze digitale Arsenal kommt nun verstärkt zum Einsatz. Dennoch bleibt die Lage unübersichtlich. Wer Glück hat, bekommt eine Umbuchung. Wer Pech hat, sitzt fest. Und wer zwischendrin landet – naja, der wird’s herausfinden.
Ein kleiner Trost: Die Situation bessert sich laut Behörde. Die technische Störung sei teilweise behoben. Der Flugverkehr nimmt wieder Fahrt auf – langsam, aber stetig. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Zwischenfall nicht schon lauert.
Oder anders gefragt: Wie viele solcher „Pannen“ kann und muss unser Flugverkehr noch verkraften?
Von Andreas M. B.
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