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In jüngster Zeit wurden mehrere Studien durchgeführt, um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Covid-19 und der Alzheimer-Krankheit gibt. Eine bereits vor der Pandemie entwickelte Hypothese ging schon davon aus, dass eine Infektion zur Neurodegeneration führen kann.

Trägt die Ansteckung mit Covid-19 zum Risiko bei, an Alzheimer zu erkranken? Mehrere Wissenschaftler versuchen derzeit zu verstehen, warum einige Patienten nach der Erkrankung mit einer schweren Form von Covid-19 anhaltende Symptome aufweisen. Obwohl die Studienergebnisse bislang noch dürftig sind, könnten einige Erkenntnisse einen Zusammenhang zwischen den Anzeichen von Hirnschäden, die sich bei älteren Menschen, die sich mit dem Virus angesteckt hatten, entwickelt haben, und Alzheimer aufweisen.

Menschen mit Long-Covid berichteten laut National Geographic, dass sie unter bestimmten kognitiven Einschränkungen litten, die denen der neurodegenerativen Krankheit Alzheimer sehr ähnlich waren. Eine weithin akzeptierte Hypothese besagt, dass Alzheimer „abnormalen hohe Konzentrationen von zwei Proteinen: Beta-Amyloid (…) und Tau“ voraussetzt, berichtet National Geographic. Eine andere Hypothese, die derzeit an Boden gewinnt, geht jedoch davon aus, dass eine Virus-, Bakterien- oder sogar Pilzinfektion eine Reihe von Ereignissen auslösen könnte, die zu einer Neurodegeneration führen.

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Einige Studien untersuchen, wie ein Virus – SARS-CoV-2 oder ein anderes – eine „molekulare Kaskade auslösen und zu Demenz führen kann“, so National Geographic.
In einer im Juni 2021 veröffentlichten Autopsiestudie wurden Gehirnproben von acht Patienten, die an einer schweren Form von Covid-19 verstarben, entnommen. Die Ergebnisse zeigten zwar keine Anzeichen eines Virus im Gehirn, fanden aber Mikroglia, Zellen, die als Teil des Immunsystems des Gehirns agieren, mit pathologischen Veränderungen, die denen ähnelten, die bei Alzheimerpatienten beobachtet wurden.

Eine weitere Studie, die diesen Monat veröffentlicht wurde, ergab, dass Patienten, die wegen einer schweren Form von Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden und kognitive Symptome zeigten, aber keine Demenz in ihrer familiären Vorgeschichte aufwiesen, erhöhte Proteinwerte im Blut hatten, was auf das Vorhandensein von Hirnschäden hindeutet. Solche Proteine werden üblicherweise im Blut gefunden, wenn Patienten neuronale Schäden durch Schlaganfälle oder Sauerstoffmangel erleiden, berichteten die Autoren der Studie.

Vor kurzem führten Wissenschaftler des National Institutes of Health Autopsien an 44 Patienten durch, die sich mit Covid-19 infiziert hatten. Einige der Patienten starben an der Krankheit, während andere nach einer akuten Infektion noch bis zu sieben Monate lebten. Von den 11 Gehirnen, die sie untersuchten, enthielten 10 das SARS-CoV-2-Virus. Serena Spudich, Professorin für Neurologie an der Yale School of Medicine, sagte dazu: „Die Autopsiedaten waren sehr aufschlussreich, aber es gibt einige Warnungen bezüglich dieser Art von Daten, da es sich um Menschen handelt, die eine schwere Form von Covid-19 hatten und die gestorben sind. Wenn sie sich in den letzten Lebensphasen befinden, passieren alle möglichen schrecklichen Dinge mit dem Körper und dem Gehirn“.

Störungen auch bei Kindern festgestellt
Im Oktober 2020 veröffentlichte die Spezialistin für neurokritische Pflege Jennifer Frontera und ihr Team von der NYU Langone Grossman School of Medicine eine Studie, die von National Geographic beschrieben wurde und zeigte, dass 13,5% der Patienten, die nach einer Infektion mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, neue neurologische Störungen entwickelten: Enzephalopathie, epileptische Anfälle oder Schlaganfälle.

Wissenschaftlern zufolge wird es noch Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis man mit Sicherheit sagen kann, ob die Ansteckung mit Covid-19 zum Risiko, die Alzheimer-Krankheit zu bekommen, beiträgt. Denn trotz ähnlicher Symptome bei Long-Covid und der Alzheimer-Krankheit unterscheiden sie sich erheblich: Alzheimer entwickelt sich allmählich im Laufe der Zeit, während sich der durch Covid-19 verursachte „Gehirnnebel“ schnell einstellt. Im Allgemeinen ist die Alzheimer-Krankheit eine Krankheit der über 65-Jährigen, während kognitive Störungen nach Covid-19 sogar bei Kindern auftreten können, erklärt Ziyad Al-Aly, Leiter des Zentrums für klinische Epidemiologie am Veterans Affairs St. Louis Health Care System in Missouri. „Aber es ist möglich, dass ein besseres Verständnis dieser Art von Hirnschädigung die Tür für die Entwicklung neuer wirksamer Behandlungen gegen Demenz öffnen könnte“, hoffen die Wissenschaftler.

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