Jeden Sommer kämpft Frankreich gegen lodernde Flammen, die ganze Landstriche verwüsten. Der Klimawandel wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger. Während der Süden traditionell die höchsten Risiken trägt, geraten nun auch bislang verschonte Regionen ins Visier des Feuers. Welche Gebiete sind besonders gefährdet – und wie verändert sich die Landkarte der Brandrisiken?
Der Süden: Altbekanntes Brandgebiet
Ein Erlass vom 6. Februar 2024 klassifizierte die Wälder und Forste von 24 Départements als hochgradig brandgefährdet. Darunter:
Provence-Alpes-Côte d’Azur – Bouches-du-Rhône, Var, Vaucluse, Alpes-Maritimes, Alpes-de-Haute-Provence, Hautes-Alpes
Occitanie – Gard, Hérault, Aude, Ariège, Aveyron, Lozère, Tarn, Pyrénées-Orientales, Hautes-Pyrénées
Nouvelle-Aquitaine – Gironde, Landes, Dordogne, Lot, Lot-et-Garonne, Pyrénées-Atlantiques
Auvergne-Rhône-Alpes – Ardèche, Drôme
Korsika – Haute-Corse, Corse-du-Sud
Hier treffen dichte, oft dürre Vegetation, sommerliche Hitze, Trockenheit und Wind aufeinander – ein Cocktail, der Waldbrände begünstigt wie Zunder.
Doch das Feuer zieht nach Norden und Westen
Das Risiko bleibt inzwischen aber längst nicht mehr auf den Mittelmeerraum beschränkt. 2025 wurde die Liste der gefährdeten Départements erneut ausgeweitet – diesmal auf Regionen, die man bisher kaum mit Feuersbrünsten verband: Charente, Cher, Eure, Indre-et-Loire, Loire, Loiret, Maine-et-Loire, Sarthe, Savoie, Deux-Sèvres, Tarn-et-Garonne und Vienne.
Was heißt das? Ganz einfach: Der Waldbrand ist zum französischen Nationalproblem geworden.
Bretagne – die neuen Flammeninseln
Ein bitteres Erwachen erlebte die Bretagne im Sommer 2022, als Feuer in den Monts d’Arrée wüteten. Seitdem gelten 167 bretonische Kommunen als gefährdet:
Côtes-d’Armor: 15
Finistère: 42
Ille-et-Vilaine: 60
Morbihan: 49
Besonders im Fokus stehen die Presqu’île de Crozon, die Monts d’Arrée, die Montagnes Noires, die Wälder um Rennes-Liffré-Corbière, der Brocéliande-Wald, die Landes de Lanvaux sowie der morbihanische Küstenstreifen rund um Auray.
Brennpunkte: Gemeinden mit höchstem Risiko
Manche Kommunen stechen in der Risikoliste hervor:
Terssac (Tarn) – Gefährdet durch Waldbrand, ohne Präventionsplan.
Carmaux (Tarn) – Gleiches Problem: Risiko ja, Schutzplan nein.
Saliès (Tarn) – Ebenso ohne Plan gegen Feuergefahr.
Le Bosc (Hérault) – Verwundbar, aber mit Schutzplan seit 2013.
Les Matelles (Hérault) – Ebenfalls präventiv ausgestattet.
Le Puech (Hérault) – Hat ebenfalls seit 2013 einen Plan Départemental de Protection des Forêts contre les Incendies.
Diese Beispiele zeigen: Ob mit oder ohne Präventionsplan – die Bedrohung ist real, und ein Stück weit sind alle Regionen Frankreichs dem Feuer ausgeliefert.
Droht ein Sommer voller Sirenen?
Die Behörden rüsten sich landesweit:
Präventionspläne: In allen gefährdeten Départements entstehen umfassende Waldbrandschutzpläne, zugeschnitten auf jedes einzelne Forstgebiet.
Aufklärungskampagnen: Bürger werden für den richtigen Umgang mit offener Flamme und glimmender Kippe sensibilisiert. Kein Grillabend ohne wachsame Augen mehr.
Überwachung: Kameras und Patrouillen sichern die Wälder und reagieren bei kleinsten Rauchfahnen.
Feuerwehrschulungen: Besonders in neu betroffenen Regionen werden Feuerwehrkräfte auf Waldbrände spezialisiert. Löschtechniken, Geländetaktik, schnelles Eindämmen – all das ist plötzlich nicht mehr nur ein Thema für Südfrankreich.
Ein Land passt sich an – oder verbrennt
Eines ist klar: Der Klimawandel zwingt Frankreich zu einer neuen Realität. Vorbeugung, Sensibilisierung und eine robuste Löschinfrastruktur sind längst kein Luxus mehr, sondern ein Überlebensprinzip – für Menschen, Häuser, Tiere und jahrhundertealte Wälder.
Autor: Andreas M. B.
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