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Ein halbes Jahrhundert nach der Verabschiedung der Loi Veil, die 1975 die Abtreibung in Frankreich legalisierte, fordert ein Kollektiv aus Feministinnen, Künstlerinnen und Politikerinnen die Rehabilitierung der Frauen, die vor dieser historischen Wende verurteilt wurden. Diese Frauen, die oft unter unmenschlichen Bedingungen litten oder sogar starben, sollen nicht länger in Vergessenheit geraten.

Ein Kampf um Würde und Anerkennung

„Wir können nicht diejenigen vergessen, die gelitten haben oder sogar starben – noch diejenigen, die von ungerechten Gesetzen verurteilt wurden“, betont der offene Brief, der von prominenten Persönlichkeiten wie der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux und der Schauspielerin Anna Mouglalis unterzeichnet wurde. Die Forderung ist klar: Die Wiedergutmachung für Frauen, die vor 1975 wegen Abtreibung stigmatisiert und kriminalisiert wurden.

Die Loi Veil, benannt nach der unermüdlichen Frauenrechtskämpferin Simone Veil, stellte 1975 einen Meilenstein dar. Anfangs nur für fünf Jahre verabschiedet, wurde die Legalisierung der Abtreibung 1979 endgültig. Dennoch bleibt die Zeit davor ein dunkles Kapitel, in dem Frauen für die Kontrolle über ihren eigenen Körper verurteilt wurden.

Eine unabhängige Kommission für Gerechtigkeit

Das Kollektiv schlägt die Schaffung einer unabhängigen Kommission vor, die sowohl symbolische als auch materielle Wiedergutmachung leisten soll. Diese würde den Frauen, die wegen Abtreibung verurteilt wurden, ihre Würde zurückgeben und ihre Bedeutung für die Geschichte der Frauenrechte anerkennen.

Eine Inspiration dafür ist das Gesetz, das 2024 in Frankreich verabschiedet wurde und die Diskriminierung von homosexuellen Menschen zwischen 1942 und 1982 offiziell aufarbeitete. Die Forderung nach einer ähnlichen Maßnahme für Frauen unterstreicht die Dringlichkeit, historische Ungerechtigkeiten zu korrigieren.

Ein Zeichen gegen globale Rückschritte

Die Forderung nach Rehabilitierung hat nicht nur historische Relevanz, sondern auch eine starke politische Botschaft. Während in Ländern wie den USA der Zugang zur Abtreibung immer weiter eingeschränkt wird, setzt Frankreich mit der Verankerung des Rechts auf Abtreibung in der Verfassung 2024 ein klares Zeichen für die Autonomie der Frauen.

„Die Rehabilitierung, die wir verlangen, ist nicht nur ein symbolischer Akt – sie ist ein notwendiger Schritt, um die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung zu würdigen“, betont das Kollektiv.

Frauen, die Geschichte schrieben

Diese Forderung ist ein Aufruf, die Geschichten der Frauen, die sich trotz widrigster Umstände für ihre Freiheit entschieden, in das kollektive Gedächtnis einzuschreiben. Die Anerkennung ihres Leidens und ihres Mutes wäre ein starkes Signal – nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft.

Denn wie können wir uns weiter für die Rechte der Frauen einsetzen, wenn wir die Opfer der Vergangenheit ignorieren? Die Antwort darauf ist eindeutig: Wir dürfen nicht stillstehen. Die Rehabilitierung dieser Frauen wäre ein erster Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren Welt.

Es grüßt die Redaktion von Nachrichten.fr!


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