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Viele Internet-Nutzer haben kürzlich eine E-Mail erhalten, die angeblich von der Polizei, Europol oder der französischen Justiz stammt und in der der Empfänger zu einem Fall von Kinderpornografie vorgeladen wird. Dieser Betrug hat mindestens 3,5 Millionen Euro Schaden verursacht und zu 6 Selbstmorden geführt. Eine Razzia führte jetzt zur Festnahme von neunzehn Personen in ganz Frankreich.

In einem groß angelegten Schlag haben Polizei und Gendarmerie am Montag in Frankreich und Belgien insgesamt 19 Personen festgenommen, die des Betrugs mit falschen Gerichtsvorladungen verdächtigt werden, wobei ein Schaden von mindestens 3,5 Millionen Euro entstanden sein soll. Achtzehn Personen wurden in der Ile-de-France, in Nantes, Le Mans, Toulouse, Sens (Yonne), Orléans und Nizza festgenommen, eine Person in Belgien, wie die Gendarmerie und die Polizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt gaben. Fünfzehn von ihnen werden sich vor Gericht wegen Betrugs und Geldwäsche in organisierter Form zu verantworten, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte.

Bei dem Betrug mit falschen Gerichtsvorladungen werden im Namen der Gendarmerie oder der Polizei, von Richtern oder Institutionen wie Europol E-Mails an zufällig ausgesuchte Personen geschickt, in denen diese insbesondere der Kinderpornografie durch den Besuch illegaler Internetseiten beschuldigt werden. Den Opfern drohe eine strafrechtliche Verfolgung, es sei denn, sie zahlen eine „Geldstrafe“. Die Ermittler stellten fest, dass das ergaunerte Geld zum Teil in Frankreich ausgegeben, aber grösstenteils an die Elfenbeinküste und andere afrikanische Länder geschickt wurde.

Anfang 2021 überschwemmten diese Betrugs-Mails Frankreich und veranlasste die auf Internetkriminalität spezialisierte Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft, Ermittlungen einzuleiten. Mit den Ermittlungen wurden die Polizisten der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (OCLCTIC), die Gendarmen der Forschungsabteilung (SR) von Versailles, die Gendarmen der ComCybergend und die Forschungsbrigade von Nizza mit Unterstützung der Europäischen Kriminalpolizeiagentur Europol betraut.

Im Juni 2022 wurden 150.000 E-Mails, die mit diesem Betrug in Zusammenhang standen, gezählt. Ein Jahr später wird der dadurch entstandene Schaden mindestens auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Fast 400 Personen haben Klage eingereicht. Die von den Opfern gezahlten Summen reichen von weniger als 5.000 Euro bis zu 150.000 oder sogar 200.000 Euro. Ausserdem haben sich sechs Personen in Zusammenhang mit diesem Betrug das Leben genommen.

„Eines der Opfer war einer doppelten Erpressung ausgesetzt. Nach einer ersten Zahlung in Höhe von 5.978 Euro forderten die Täter ihn auf, erneut 7.480 Euro zu zahlen. Da er sich hilflos und in die Falle gelockt fühlte, nahm er sich das Leben“, berichteten die Polizei und die Gendarmerie.

Zunächst gingen die Ermittler davon aus, dass der Betrug von einer zentralen Struktur gesteuert wird. Tatsächlich aber stellte sich heraus, dass es sich um mehrere kleine Teams handelte, etwa zehn, die wohl keine Verbindung untereinander hatten.

Die Verdächtigen sind zwischen 20 und 50 Jahre alt, während das Durchschnittsalter ihrer Opfer bei etwa 60 Jahren liegt.


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