Ein Schiff mit dem Namen „Handala“ macht sich bereit.
Am 13. Juli 2025 soll es vom sizilianischen Syrakus aus in See stechen – mit einem Ziel, das ebenso symbolisch wie politisch ist: die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen.
Organisiert wird diese Mission von der „Coalition de la Flottille de la Liberté“ (FFC), einem internationalen Bündnis aus Aktivisten, Journalisten, Ärzten und Anwälten. Ihr gemeinsames Anliegen: Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung zeigen – und die Aufmerksamkeit der Welt auf eine humanitäre Katastrophe lenken, die längst nicht mehr auf den Nachrichtenseiten der großen Agenturen präsent ist.
Auf dem Schiff „Handala“ befindet sich eine symbolische Hilfslieferung: Lebensmittel, medizinisches Material und Produkte des täglichen Bedarfs. Alles Dinge, die in Gaza fehlen, seit Israel die Grenzen des Küstenstreifens abgeriegelt hat.
Doch geht es nur um Nahrungsmittel?
Die Organisatoren sagen klar: Nein. Ihr Ziel ist auch politisch. Sie wollen wachrütteln – Regierungen, Vereinte Nationen, die Öffentlichkeit –, um den Druck auf Israel zu erhöhen und die Folgen der Blockade sichtbar zu machen.
Handala, nach der bekannten Figur des palästinensischen Karikaturisten Naji al-Ali benannt, gilt als Sinnbild für Widerstand und Standhaftigkeit. Ein barfüßiger Junge mit dem Rücken zum Betrachter, der die Welt beobachtet, ohne sich ihr zuzuwenden – so zeichnete ihn sein Schöpfer, und so ist er bis heute ein stilles Symbol für ein Volk, das nicht aufzugeben scheint.
Der Aufbruch der „Handala“ kommt nur wenige Wochen nach der letzten spektakulären Aktion.
Am 9. Juni 2025 hatte die israelische Marine in internationalen Gewässern das Schiff „Madleen“ abgefangen. An Bord: zwölf internationale Aktivisten, darunter die Klimaschützerin Greta Thunberg und die französische Europaabgeordnete Rima Hassan. Ihre Festnahme löste heftige Debatten aus. War es ein legitimer Eingriff zur Sicherung Israels – oder ein Verstoß gegen das Völkerrecht?
Die Fronten bleiben verhärtet.
Die Flottille-Koalition betont stets die zivile und friedliche Natur ihrer Aktionen. Für sie ist es ein moralisches Gebot, dort zu helfen, wo Regierungen tatenlos zusehen. Israel hingegen sieht in den Hilfsschiffen eine politische Provokation unter humanitärem Deckmantel. Die Regierung argumentiert, der seit Jahren bestehende Blockade-Ring um Gaza sei notwendig, um Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.
Und während sich das Schiff in Syrakus auf seinen Aufbruch vorbereitet, steigt die Anspannung.
Internationale Beobachter schauen mit gespannter Aufmerksamkeit auf diese Mission. Unterstützer hoffen auf ein Zeichen der Menschlichkeit und Solidarität. Kritiker warnen vor Sicherheitsrisiken und möglichen Gewalteskalationen, sollten israelische Streitkräfte erneut eingreifen.
Doch eines ist sicher: Die Reise der „Handala“ ist nicht einfach eine weitere Hilfsaktion. Sie ist ein schwimmendes Symbol für die Frage, ob moralischer Protest gegen politische Realitäten jemals ankommen kann – oder ob er auf hoher See untergeht, bevor er überhaupt die Küste erreicht.
Autor: C.H.
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