Tag & Nacht




Frankreichs Südwesten ächzt. Seit Tagen liegt eine bleierne Hitze über der Region, eine Welle, so brütend, dass selbst die Nächte keine Erleichterung bringen. Bis zu 43 °C messen die Thermometer – Werte, die eher an nordafrikanische Wüsten erinnern als an das Herz Europas.

Die Ursache: eine massive Warmluftblase, herangeführt vom ehemaligen Tropensturm „Dexter“. Seit dem 8. August hält sie das Land fest im Griff. Orte wie Carcassonne, Agen, Auch oder Cahors sind zu Brennpunkten geworden, wo die Hitze förmlich zwischen den alten Mauern gefangen bleibt.

Selbst nach Sonnenuntergang kühlt es kaum ab. 20 bis 24 °C als Tiefstwerte, in manchen Städten sogar 25 °C – das sind tropische Nächte, in denen der Körper keine Pause bekommt. Für ältere Menschen, Kranke oder Kleinkinder ist das brandgefährlich.


Alarmstufe Rot für zwölf Départements

Météo-France hat reagiert: Zwölf Départements stehen auf „Vigilance rouge“. Von der Charente bis zur Aude zieht sich der rote Streifen über die Landkarte. Dazu kommt eine zweite Zone, in Orange eingestuft, mit weiteren 41 Départements.

Was bedeutet das? Rot heißt: höchste Warnstufe, maximale Vorsicht, alle Kräfte im Bereitschaftsmodus. Selbst gesunde Menschen können bei solchen Temperaturen rasch Kreislaufprobleme entwickeln – von Kopfschmerzen bis zum Hitzschlag.


Feuergefahr am Mittelmeer

Wo Hitze und Trockenheit zusammentreffen, ist das Feuer nicht weit. Erst vor wenigen Tagen hat ein Brand im Département Aude Tausende Hektar Wald verschlungen. Ein Funke, ein weggeworfener Zigarettenstummel, und binnen Minuten kann sich ein Flächenbrand entwickeln.

Die Behörden appellieren: Keine Funkenquellen, keine Grillfeuer, keine Fahrzeuge auf trockenem Gras. Wer gegen die Sperren in Wäldern verstößt, riskiert nicht nur ein Bußgeld – sondern auch das Leben anderer.


Die nächsten Tage – keine echte Entlastung

Bis mindestens 15. August bleibt die Hitzewelle bestehen. Am Dienstag erneut Spitzenwerte um 40 °C im Midi toulousain, dazu Hitzeschübe Richtung Osten: Burgund, Île-de-France, Grand Est – dort wird’s zwar „nur“ 36 bis 38 °C heiß, aber auch das liegt weit über dem Schnitt.

Mittwoch soll es im Westen etwas milder werden, doch in Elsass und Lothringen hält sich die Hitze wie ein lästiger Gast, der einfach nicht gehen will. Landesweit liegen die Temperaturen weiter über dem saisonalen Durchschnitt.


So schützt man sich – und andere

Die Tipps klingen simpel, sind aber in diesen Tagen überlebenswichtig:

  • Regelmäßig trinken, auch ohne Durst.
  • Körperliche Anstrengung in die frühen Morgenstunden verlegen – zwischen 11 und 21 Uhr besser Ruhe bewahren.
  • Fenster und Läden tagsüber schließen, nachts lüften.
  • Orte mit Klimaanlage aufsuchen – Einkaufszentren, Bibliotheken, öffentliche Kühlräume.
  • Kontakt zu älteren oder kranken Angehörigen halten – gerade Einsamkeit wird in Hitzewellen schnell gefährlich.

Wer Anzeichen eines Hitzschlags erkennt – Fieber über 40 °C, heiße trockene Haut, Kopfschmerzen, Übelkeit, Verwirrung – sollte sofort den Notruf wählen.


Ein neues Normal?

Die Hitzewelle im August 2025 reiht sich ein in eine Serie extremer Wetterlagen, die Frankreich in den letzten Jahren erlebt hat. Auch im Juni 2025 gab es eine Rekordperiode – nun folgt das nächste Extrem.

Zufall? Kaum. Meteorologen und Klimaforscher sehen darin klare Zeichen der globalen Erwärmung. Wärmere Sommer, längere Hitzephasen, häufigere Spitzenwerte – das alles zwingt Städte, Dörfer und Bürger zum Umdenken.

Denn Hitze tötet still. Sie hinterlässt keine spektakulären Bilder wie ein Sturm oder eine Flut, aber ihre Opferzahlen sind hoch. Und genau das macht sie so heimtückisch.

Frankreich steht damit nicht nur vor einer Wetterlage, sondern vor einer Realität, die in Zukunft zur Regel werden könnte. Die Hitze von heute ist vielleicht der Durchschnitt von morgen – und was das für unser Leben bedeutet, werden wir früher erfahren, als uns lieb ist.

Autor: C.H.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!