Tag & Nacht

Franzosen haben immer weniger Bargeld bei sich. Das ist besonders schlecht Obdachlose, die auf der Strasse um Geld betteln. Studenten einer Ingenieurschule und ein Unternehmen aus Lyon haben jetzt ein bargeldloses Spendensystem mit dem Namen Vagadons entwickelt.

Der Obdachlose Alexandre sitzt auf einer Fußgängerbrücke im Stadtzentrum von Lyon, die über die Saône führt. Er spricht Spaziergänger an. „Guten Tag, haben Sie schon von dem Vagadons-System für kontaktlose Spenden für Obdachlose gehört?“, fragt er. Auf einem Schild, das zu seinen Füßen liegt, steht der QR-Code, den die großzügigen Spender einscannen sollen. Der QR-Code ist mit einem Online-Pool verbunden und individualisiert. Jeder Obdachlose, der an diesem Test teilnimmt, hat seinen eigenen Code. Innerhalb einer Woche hat Alexandre auf diese Weise 150 Euro gesammelt. „So können auch Leute spenden, die kein Kleingeld haben. Abends kann ich eine Pizza oder einen guteEssen zu mir nehmen“, freut er sich gegenüber France Télévisions.

Das Vagadons-System wurde von elf Studenten der ECAM LaSalle mit Hilfe des Unternehmens Dynergie, das auf Innovationsberatung spezialisiert ist, entwickelt. Vier Obdachlose erklärten sich sofort bereit, das System zu testen. Zurzeit verteilen noch die Studenten das gesammelte Geld an die Obdachlosen. Ziel ist es, in Zukunft eine autonomere Nutzung zu ermöglichen. „Das Ziel ist, dass der Obdachlose eine Prepaid-Karte oder ein Zahlungs-Armband hat, damit er in Geschäfte gehen und das gesammelte Geld ausgeben kann“, erklärt Angélique Gemeto, Studentin im fünften Jahr an der ECAM LaSalle.

Die erste Experimentierphase war für die Initiatoren sehr lehrreich. „Wir haben in einer Woche sehr viel gelernt. Erstens: Die Menschen sind bereit, bargeldlos zu spenden. Zweitens: Die durchschnittliche Spende wird höher. Sie liegt bei Vagadons bei vier Euro. Mit Bargeld liegt sie weit darunter“, erklärt Emmanuel Théry von der Firma Dynergie. Vor der endgültigen Einführung von Vagadons sind noch einige Experimente erforderlich. In den nächsten Monaten soll eine eigene App entwickelt werden.


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