Tag & Nacht

Der Frühling 2024 war nicht nur meteorologisch ein Wechselbad der Gefühle. Während Europa zwischen Aufbruch und Dauerkrisen schwankte, liefen auch weltweit die Drähte heiß. Deutschland, Frankreich, die EU und der Rest der Welt – alles hatte seine eigenen Baustellen, und dennoch verband sie eines: Es blieb keine Zeit zum Durchatmen. Aber wo sticht man am besten den ersten Spaten in diese globale Gemengelage?

Deutschland: Der Osten rührt sich, der Westen grübelt

Wer dachte, Deutschland hätte nach dem Jahresauftakt den Kurs gefunden, wurde im Frühjahr eines Besseren belehrt. Besonders die neuen Bundesländer machten Schlagzeilen. Die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst warfen ihre Schatten voraus.

Sahra Wagenknechts Bündnis schien dabei zum Katalysator für die ohnehin brodelnde politische Landschaft zu werden. Während die AfD im Osten weiter zulegte, suchte man im Westen nach Antworten. Und ehrlich, was wird eigentlich aus den klassischen Parteien? Die SPD kämpfte mit mageren Umfragewerten, die Grünen stolperten über die eigene Heizungsdebatte, und die FDP? Sie wirkte oft wie das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen.

Gleichzeitig keimte an manchen Stellen etwas Optimismus auf. Die deutschen Exporte zogen langsam an, insbesondere in Richtung Asien. Aber so richtig kamen wir wirtschaftlich noch nicht aus der Deckung.

Frankreich: Proteste, Reformen und ein Hauch von Hoffnung

Frankreich blieb sich treu und machte auch im Frühling ordentlich Alarm. Die Protestwellen gegen Präsident Macron ebbten nicht ab. Ob Rentenreform, Inflation oder schlicht die Wut über eine gefühlt entkoppelte politische Elite – die Straßen von Paris und anderen Städten füllten sich regelmäßig.

Und doch war da auch ein Moment des Stolzes. Die Olympischen Spiele, die im Sommer starten sollten, warfen ihre Schatten voraus. Man spürte eine gewisse Vorfreude, fast wie ein kollektives Durchatmen zwischen den ständigen Demonstrationen. Klar, die Spiele sind teuer – aber Frankreich hofft, damit einen Imagewandel und wirtschaftlichen Schub zu erzielen.

Europa: Ein Kontinent sucht seinen Weg

Der Frühling war für die EU eine Art Selbstfindungstrip. Die Europawahlen standen bevor, und überall brodelten Diskussionen über die künftige Richtung. Mehr Integration oder weniger? Nachhaltigkeit oder Wachstum? Rechtsruck oder liberale Gegenbewegung?

Besonders spannend war der Blick nach Italien und Polen. Italien wurde von einer Regierungskrise in die nächste geschleudert – nichts Neues also. Und in Polen deutete sich an, dass die anstehenden Parlamentswahlen ein Prüfstein für den Einfluss der EU auf Mitgliedsstaaten sein würden.

Die Weltbühne: Zwischen Konflikten und Fortschritten

Auch global ging es heiß her. Der Ukraine-Krieg dominierte weiter die Schlagzeilen, aber es waren vor allem die diplomatischen Ränkespiele, die auffielen. Während China und Russland enger zusammengerückt schienen, bemühte sich die EU, ihre eigene Position in der neuen Weltordnung zu finden.

Im Nahen Osten gab es eine überraschende Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Iran, die von China vermittelt wurde. Ein Hoffnungsschimmer in einer ansonsten oft angespannten Region.

Und dann war da noch die Frage nach der Klimakrise. Der erste „Globale Klimainnovationsgipfel“, der im Mai in Singapur stattfand, zog weltweit Aufmerksamkeit auf sich. Große Technologieunternehmen und Regierungen kamen zusammen, um Lösungen zu präsentieren. Ob die allerdings jemals die Realitäten des Alltags erreichen, bleibt fraglich.

Was bleibt hängen?

Der Frühling 2024 fühlte sich an wie ein Puzzle, bei dem die Teile nicht so recht zusammenpassen wollten. Deutschland und Frankreich suchten nach Stabilität, Europa wollte sich neu erfinden, und die Welt schien sich langsam, aber sicher neu zu ordnen.

Es ist dieser Moment, in dem man sich fragt: Wohin soll das alles führen? Aber vielleicht ist das genau die Frage, die uns wachhält. Schließlich – und das ist eine altbekannte Wahrheit – entstehen die besten Geschichten oft aus den chaotischsten Momenten.

Weiter geht’s, 2024! Wir sitzen in der ersten Reihe.


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