Eine kalte Luftwelle wird in dieser Woche ganz Frankreich erfassen und die Temperaturen deutlich unter die saisonalen Normalwerte drücken, warnt Météo-France.
Der Sommer ist zwar noch nicht lange vorbei, doch ab Mittwoch, dem 11. September, soll es in ganz Frankreich spürbar kälter werden. Météo-France beschreibt auf seiner Webseite, dass „eine Störung über den Ärmelkanal in das Land zieht und zwischen Dienstagabend und Mittwoch kalte Luft mit sich bringt, die bis Donnerstag das gesamte Gebiet erfasst.“ Diese kühle Luft, die polaren Ursprungs ist, wird einen deutlichen Temperatursturz verursachen – eine Tatsache, die auch der Klimatologe Christophe Cassou auf der Plattform X (ehemals Twitter) anhand von Satellitenbildern unterstreicht.
Am Dienstag war es bereits kälter als üblich: Die Durchschnittstemperatur lag um 0,1°C unter dem typischen Wert für einen 10. September zwischen 1971 und 2000.
Temperatursturz in ganz Frankreich
Ab Mittwoch werden die Höchstwerte deutlich unter den saisonalen Durchschnitt fallen – im Norden Frankreichs sind nur noch 17 bis 18°C zu erwarten, im Südwesten 19 bis 22°C. Die Mittelmeerregion und Korsika bleiben zwar zunächst noch von der Kälte verschont, doch auch dort wird es ab Donnerstag merklich frischer. Météo-France betont, dass die Höchsttemperaturen am Donnerstag oft 5 bis 7 Grad unter den üblichen Werten für Mitte September liegen werden – Werte, die sonst eher Ende Oktober üblich sind.
Beispielsweise werden am Donnerstagmorgen in Lille nur 7°C erwartet, in Straßburg und Clermont-Ferrand 6°C, in Paris und Rennes 9°C. Eine solche morgendliche Kälte sei für diese Jahreszeit ungewöhnlich, so der Meteorologe Olivier Proust von Météo-France gegenüber der Zeitung „Libération“. Er fügt hinzu: „In den jüngsten Messungen tritt dies selten vor dem 15. September auf.“
Schnee auf 1.500 Metern und Frostgefahr
Eine weitere bemerkenswerte Folge dieser Kaltfront ist die Rückkehr des Schnees in den Alpen ab 1.500 Metern Höhe sowie in den Pyrenäen ab 1.800 Metern. Auch in den Hochlagen des Jura und der Vogesen wird es den ersten Schneefall geben, und „Reifbildung ist am frühen Morgen vom Zentralmassiv bis in den Nordosten möglich“, so Météo-France. Das ist jedoch nicht das erste Mal – im September 2020 fiel bereits Schnee auf etwa 2.000 Metern in den Pyrenäen und Alpen. Damals erlebte Frankreich ebenfalls eine kühle Phase, die jedoch nicht so intensiv war wie die aktuell erwartete.
Besonders kalt wird es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, mit erneutem Frostrisiko im Zentralmassiv und Nordosten Frankreichs. Laut Météo-France wird Freitag der kälteste Tag der Woche sein, mit einem landesweiten Temperaturdefizit von über 5 Grad. Dann soll sich die Sonne zurückmelden und das Wochenende wird laut Prognosen sonnig, mit langsam ansteigenden Temperaturen.
Widerspruch zwischen Kälte und Klimawandel?
Die aktuellen kühlen Temperaturen stehen im starken Kontrast zu den außergewöhnlich hohen Werten, die im September 2023 gemessen wurden. Doch eine kältere Phase im September ist „nicht unvereinbar mit dem Klimawandel“, analysiert Météo-France. Solche kühleren Ereignisse treten jedoch jetzt seltener und weniger intensiv auf als in der Vergangenheit.
Zur Erinnerung: Der Sommer 2024 war der heißeste Sommer, der jemals auf globaler Ebene verzeichnet wurde, so das europäische Copernicus-Programm. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Durchschnittstemperatur der Erde um 1,1°C gestiegen – eine Erhöhung, die nachweislich auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist, insbesondere auf den massiven Verbrauch fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas. Dieser beispiellose und rasche Temperaturanstieg bedroht sowohl unsere Gesellschaften als auch die Biodiversität.
Kampf gegen den Klimawandel – Hoffnung trotz Krise
Der Klimawandel und seine Auswirkungen erscheinen uns oft überwältigend. Es ist, als ob wir auf einem sinkenden Schiff sitzen und versuchen, das Wasser mit Gläsern herauszuschöpfen. Aber es gibt auch Lösungen: erneuerbare Energien, mehr Energieeffizienz und die Reduzierung unseres Fleischkonsums sind einige der Schlüssel, um das Ruder herumzureißen. Die Frage ist doch: Wollen wir das Ruder wirklich in die Hand nehmen, oder lassen wir uns weiterhin treiben?
Diese plötzliche Kältewelle zeigt uns einmal mehr, wie unvorhersehbar das Wetter in Zeiten des Klimawandels wird, und unterstreicht, wie komplex der Klimawandel ist – doch sie darf uns nicht davon abhalten, entschlossene Maßnahmen zu ergreifen.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!