Tag & Nacht




Da sitzt man morgens am Tisch, schneidet eine Bio-Gurke auf – und denkt plötzlich: Wer schützt das eigentlich noch?

Ich bin kein Landwirt. Kein Lobbyist. Kein Funktionär. Ich bin einfach nur jemand, der glaubt, dass wir diese Welt nicht bis zum letzten Tropfen auspressen dürfen. Und ich frage mich: Was geht eigentlich im Kopf eines Ministers vor, der ernsthaft meint, 60.000 Bio-Betriebe in die finanzielle Bedeutungslosigkeit zu schicken?

Fünfzehn Millionen Euro gestrichen – und mit einem Federstrich verpuffen Jahrzehnte voller Aufbauarbeit. Als wäre Bio nur ein Lifestyle für Wohlstandsbürger. Als wäre es nicht unser aller Überlebensstrategie.

Mich macht das wütend. Und traurig.

Denn hinter jeder Bio-Möhre steckt ein Mensch, der sich bewusst gegen industrielle Landwirtschaft entschieden hat. Der oft mit weniger Geld, aber mit mehr Überzeugung arbeitet. Der Böden erhält, Tiere artgerecht hält und uns Lebensmittel gibt, die diesen Namen verdienen. Und jetzt? Jetzt heißt es plötzlich: Sorry, Geld ist alle.

Was ist das für ein Signal?

Bio soll also wachsen, sich entwickeln, mehr Fläche gewinnen – aber ohne Mittel, ohne Kommunikation, ohne Struktur. Man erwartet, dass das System funktioniert, während man ihm gleichzeitig die Beine wegzieht. Das ist, als würde man einem Läufer die Schuhe klauen und dann sagen: „Lauf schneller!“

Und dann diese absurde Anekdote mit dem Couscous, der zu Cassoulet wird. Ernsthaft? Im Jahr 2025 diskutieren wir darüber, welches Gericht „französisch genug“ ist – statt über die Frage, wie wir unsere Landwirtschaft retten? Wie peinlich ist das eigentlich?

Ich will, dass meine Kinder später auch noch wissen, wie eine Tomate schmeckt, die nicht nach Plastik riecht. Ich will nicht in einer Welt leben, in der das einzig Grüne noch der Kunstrasen vorm Einkaufszentrum ist.

Bio ist keine Nische. Bio ist Notwendigkeit.

Und deshalb darf man nicht schweigen, wenn eine Regierung sie finanziell kaputtmacht. Denn wenn wir jetzt wegschauen, wird uns bald nicht nur der Geschmack vergehen – sondern die ganze Hoffnung auf eine bessere, gesündere Zukunft.

Andreas M. Brucker

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