Tag & Nacht

Die steigenden Preise für Energie, Agrarprodukte oder den Transport erklären nicht allein den Anstieg der Lebensmittelpreise, die in Frankreich im Mai im Jahresvergleich um 14,1 % gestiegen sind. Produzenten, Industrie, Einzelhandel… Wer profitiert von der Inflation?

In seinem neuesten Konjunkturbericht kündigt das Statistik-Institut Insee an, dass „die Verbraucherpreise für Lebensmittel bis Ende 2023 deutlich nachlassen könnten“… Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie sinken, sondern dass sie weniger schnell steigen werden. Es muss gesagt werden, dass der Takt der Preiserhöhungen in Frankreich ein rasantes Tempo erreicht hat. Das statistische Amt spricht von „noch nie dagewesenen Niveaus“: Auf ein Jahr gerechnet erreichte die Lebensmittelinflation im Mai 14,1 %. Die Preisexplosion in den Supermärkten ist die größte Sorge im Leben der Franzosen und trifft die 13 Millionen Menschen, die am stärksten von der Inflation betroffen sind, und die 3 Millionen, die bereits ein „eingeschränktes“ Budget haben, besonders hart, wie das Beratungsunternehmen NielsenIQ feststellt.

Wer aber ist für diesen Preisanstieg verantwortlich, die Erzeuger, die Händler und die Industrie? Die Analyse des Insee fällt recht eindeutig aus. Zwar sind die Agrarpreise im letzten Jahr sogar um 23 % gestiegen, aber das Institut stellt fest, dass auch die Einzelhändler und die Industrie ihre Preise erhöht haben, um höhere Gewinne zu erzielen.

So habe es eine „Verringerung der Stückmargen der Einzelhändler ab Ende 2021 bis Ende 2022 gegeben, danach erfolgte eine Gegenbewegung“. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire forderte daraufhin die Branche auf, zunächst für drei Monate und dann bis Ende dieses Jahres einen Anti-Inflationskorb einzuführen, Produkte, deren Preis eingefroren oder sogar gesenkt wird. Das Insee beobachtete seit dem zweiten Quartal 2022 bei den Lebensmittelherstellern eine Erstarkung der Gewinnspannen. Diese habe sich auch im ersten Quartal 2023 stark erhöht und sogar eine seit rund 20 Jahren nicht mehr erreichte Margenquote von 48 % erreicht.

Daher die unverhohlene Verärgerung mehrerer Bosse der großen Einzelhandelsunternehmen. „Einige Hersteller sehen ihre Kosten stark sinken, da die Preise für Getreide und Öl gesunken sind. Heute erzielen sie daher völlig unzulässige Margen und müssten den Franzosen etwas zurückgeben“, sagte Jacques Creyssel, Generaldelegierter der Fédération du Commerce et de la Distribution, im Fernsehsender TF1. Und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire droht Industrieunternehmen, die ihre Preise nicht senken wollen, mit der Bekanntgabe ihrer Namen und sogar mit finanziellen Sanktionen.

Schlussendlich gibt es vielleicht doch noch gute Nachrichten für die französischen Verbraucher: Um „das Vorgehen der Regierung zu unterstützen“, werden die Industriellen „ihre Gewinnspannen senken“, hat Jean-Philippe André, Präsident von Ania, dem nationalen Verband der Lebensmittelindustrie, soeben angekündigt. So werden die Preise für 200 bis 300 Produkte großer Marken ab Juli tatsächlich sinken… Dabei wird es sich jedoch nur um Sonderangebote handeln und die Kampagne wird nur drei Monate dauern.


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