Portugal erlebt gerade eine der schlimmsten Waldbrandkatastrophen seiner jüngeren Geschichte. Seit Mitte September 2024 wüten über 120 Brände im Norden und Zentrum des Landes, insbesondere in den Regionen Aveiro und Porto. Diese Brände haben bisher mindestens sieben Menschen das Leben gekostet, darunter drei tapfere Feuerwehrleute, die versuchten, die Flammen einzudämmen. Mehrere Dörfer wurden evakuiert, Straßen gesperrt und Tausende Feuerwehrleute kämpfen Tag und Nacht, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen.
Doch was steckt hinter dieser verheerenden Feuerwelle, die Portugal jedes Jahr heimsucht? Die Antwort lässt sich nicht nur in der Trockenheit und den Winden finden, sondern tiefergehend im Klimawandel und den zunehmenden Hitzewellen, die das Land regelmäßig trifft.
Eine Naturkatastrophe im Zeichen der Klimakrise
2024 zeigt einmal mehr, wie der Klimawandel extreme Wetterereignisse weltweit verschärft. Portugal ist ein Paradebeispiel für diesen Trend. Während sich ein Großteil Europas mit Überschwemmungen herumschlägt, erlebt Portugal das Gegenteil: eine Dürre, die ungewöhnlich trockene Bedingungen schafft und die Waldbrandgefahr dramatisch erhöht. Von Mitte September bis zu den jüngsten Bränden herrschten Temperaturen von über 30 Grad Celsius, begleitet von starken Winden und einer Trockenheit, die jegliche Feuchtigkeit aus den Wäldern sog. Diese Kombination aus Hitze, Trockenheit und Wind sorgt für ideale Bedingungen, in denen sich Brände explosionsartig ausbreiten können. Feuerwehren sprechen von Windgeschwindigkeiten bis zu 70 km/h, die die Flammen unkontrollierbar machen.
Eine zusätzliche Herausforderung stellt die „Verlängerung“ der Brandsaison dar. Früher waren Waldbrände vor allem auf den heißen Sommer beschränkt, aber in den letzten Jahren haben sich verheerende Feuer bis in den Herbst und sogar den Winter ausgedehnt. Der Grund dafür ist eindeutig: Das Klima in Südeuropa wird trockener und heißer, was die Vegetation in Zunder verwandelt und die Waldbrandgefahr verlängert.
Warum trifft es Portugal so hart?
Portugal hat geografisch bedingt ohnehin schon eine hohe Anfälligkeit für Waldbrände. Die Vegetation in vielen Regionen besteht aus schnell brennenden Pflanzenarten wie Eukalyptus und Kiefern. Doch diese Brände nehmen zu—und das nicht zufällig. Der Klimawandel macht aus einem ohnehin trockenen, mediterranen Klima einen wahren Brandbeschleuniger. Es wird immer offensichtlicher, dass die steigenden Temperaturen und die häufigeren Dürren der letzte Tropfen sind, der das Fass zum Überlaufen bringt.
In den letzten Jahren haben sich die großen Waldbrandkatastrophen in Portugal gehäuft. Besonders verheerend war das Jahr 2017, als ein einziger „Mega-Brand“ 64 Menschen das Leben kostete. Diese Mega-Feuer sind mittlerweile keine Ausnahme mehr, sondern immer häufiger die Regel. Der Klimawandel sorgt für eine Intensivierung der Wetterextreme: heftige Hitzewellen und lange Dürreperioden setzen den Wäldern zu, und wenn es endlich regnet, ist der Boden so ausgedörrt, dass er das Wasser kaum aufnehmen kann—eine fatale Kombination.
Menschen und Natur leiden
Die Folgen dieser Brände sind verheerend. Tausende Hektar Wald und landwirtschaftliche Flächen sind verbrannt, zahlreiche Menschen wurden obdachlos, und das ohnehin fragile Ökosystem wird weiter zerstört. Portugal, einst bekannt für seine dichten Wälder und seine vielfältige Tierwelt, sieht sich einer zunehmend kargen Landschaft gegenüber, in der Bäume, Tiere und Böden Jahrhunderte brauchen werden, um sich zu erholen. Zudem haben Studien gezeigt, dass die durch Brände freigesetzten Treibhausgase das globale Klima weiter anheizen—ein Teufelskreis, aus dem wir nur schwer ausbrechen können.
Auch die Auswirkungen auf die Gesundheit sind massiv. Die Rauchentwicklung führt zu Atemwegserkrankungen, besonders bei älteren Menschen und Kindern. Ganze Dörfer mussten wegen der dichten Rauchwolken evakuiert werden, und das Gesundheitssystem stößt in betroffenen Regionen an seine Grenzen. In der Region Aveiro kamen durch die Brände mindestens drei Menschen ums Leben, und viele weitere leiden an schweren Verbrennungen oder Rauchvergiftungen.
Europa hilft, aber ist das genug?
Angesichts der Dimensionen der diesjährigen Brände hat Portugal das europäische RescEU-Programm aktiviert und um internationale Hilfe gebeten. Mehrere Länder, darunter Spanien, Frankreich und Griechenland, haben Löschflugzeuge geschickt, um die portugiesischen Feuerwehrleute zu unterstützen. Der europäische Zusammenhalt zeigt hier seine Stärke, aber auch die Grenzen: Selbst mit modernster Ausrüstung und Hilfe aus dem Ausland wird es immer schwieriger, solche Großbrände zu kontrollieren, wenn die Bedingungen weiterhin durch den Klimawandel verschärft werden.
Gibt es einen Ausweg?
Eine zentrale Frage bleibt: Was können wir tun, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen? Die Bekämpfung der Waldbrände ist ohne Frage entscheidend, doch langfristig geht es um mehr. Portugal muss nicht nur seine Feuerwehren modernisieren und Frühwarnsysteme ausbauen, sondern auch an der Klimafront aktiv werden. Das bedeutet: nachhaltige Forstwirtschaft betreiben, Monokulturen reduzieren und auf eine klimafreundliche Energiepolitik setzen. Langfristig führt kein Weg daran vorbei, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und das globale Klima zu stabilisieren. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.
Die andere betrifft die soziale Gerechtigkeit. Die Klimakrise trifft ärmere Regionen und Bevölkerungsgruppen härter, da ihnen oft die Ressourcen fehlen, um sich effektiv zu schützen. In ländlichen Gebieten, wo viele Menschen auf die Landwirtschaft angewiesen sind, vernichten die Brände nicht nur die Natur, sondern auch Existenzen. Wer ohnehin am Rande des finanziellen Abgrunds lebt, hat kaum eine Chance, sich zu erholen. Hier ist der Staat gefordert, aber auch die internationale Gemeinschaft, um die besonders gefährdeten Regionen besser zu schützen.
Hoffnung trotz der Flammen?
Trotz aller Zerstörung gibt es Hoffnung—und sie beginnt bei uns. In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für die Klimakrise stark zugenommen. Immer mehr Menschen engagieren sich in Klimabewegungen, Regierungen stehen unter Druck, und es gibt viele innovative Lösungsansätze, von denen wir mehr nutzen müssen. Doch klar ist: Die Zeit drängt. Jeder verlorene Wald, jedes zerstörte Dorf ist ein Weckruf, dass wir handeln müssen—und zwar jetzt. Wenn wir entschlossen und gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen, können wir das Blatt vielleicht noch wenden, bevor die Brände unser aller Zukunft in Rauch aufgehen lassen.
Quellen:
- DW, „Wildfires in Portugal fanned by unusually dry September“【6†source】.
- Wikipedia, „2024 Portugal wildfires“【7†source】.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!