Tag & Nacht

In Paiporta, nahe Valencia, bot sich ein ungewohntes Bild: Als König Felipe VI. und Königin Letizia, begleitet von Premierminister Pedro Sánchez, den Katastrophenort besuchten, wurden sie von empörten Rufen und sogar geworfenen Steinen empfangen. „Mörder, Mörder!“ skandierten einige Anwohner – ein heftiges Signal für die aufgestaute Frustration und das Gefühl, von den Verantwortlichen im Stich gelassen worden zu sein.

Die verheerenden Überschwemmungen der vergangenen Woche haben ein großes menschliches Drama ausgelöst und mindestens 217 Todesopfer gefordert, die meisten davon in der Region Valencia. Da immer noch Vermisste gesucht werden – oft in schwer zugänglichen Gebieten – könnte die Zahl der Opfer weiter steigen. Die Einwohner sind nicht nur erschüttert über den Verlust von Menschenleben, sondern auch über die massiven Zerstörungen, die das Hochwasser hinterlassen hat.

Kritik an mangelnder Reaktionsfähigkeit der Behörden

Warum aber diese massive Wut? Seit Beginn der Überschwemmungen wird den Behörden mangelnde Reaktionsfähigkeit vorgeworfen. Trotz einer beeindruckenden Zahl an Rettungskräften – über 17.000 Polizisten, Militärangehörige und Zivilschützer wurden mobilisiert – beschreiben Betroffene, dass Hilfe teils zu spät oder gar nicht ankam. Die Fluten rissen Straßen, Brücken und ganze Häuser mit sich, oft war jede Minute entscheidend.

„Wir haben um Hilfe geschrien und erst nach Stunden kam jemand!“ – solche Aussagen häufen sich unter den Betroffenen. Viele fühlten sich im Chaos der Überflutungen allein gelassen, während das Leben um sie herum buchstäblich weggeschwemmt wurde. Die Trauer hat sich in Wut verwandelt – und das zeigte sich deutlich bei dem Besuch des Königspaares und des Premiers.

Unwetterwarnungen und düstere Prognosen

Die Region kämpft weiterhin mit extremen Wetterbedingungen. Am Wochenende hat das nationale Wetterinstitut Alarmstufe Rot für Almeria und die umliegenden Gebiete ausgegeben – eine Warnung vor weiteren „sintflutartigen Regenfällen“ und starkem Sturm. Die Bevölkerung wurde dringend aufgerufen, nur im Notfall das Haus zu verlassen. Bereits jetzt erwarten die Meteorologen eine weitere regenreiche Wetterfront, die Ende der Woche erneut Valencia treffen könnte – eine bedrückende Aussicht für die ohnehin schwer getroffene Region.

Militärhilfe und amphibische Schiffe im Einsatz

Um die betroffenen Gebiete zu unterstützen, hat die spanische Regierung zusätzliche Maßnahmen eingeleitet. Premierminister Sánchez kündigte die Entsendung eines Marineschiffs an, ausgestattet mit Operationssälen, Hubschraubern und weiteren Notfallfahrzeugen, das bald im Hafen von Valencia ankommen soll. Diese Unterstützung ist dringend nötig, denn viele Straßen sind nicht befahrbar und in weiten Teilen der Region herrscht weiterhin Ausnahmezustand.

Ein Land in Trauer und Wut

Spanien blickt auf Tage voller Trauer und Wut zurück, und die Spannungen zwischen der Bevölkerung und den Behörden scheinen täglich zu wachsen. Die Betroffenen fühlen sich nicht nur von der Gewalt des Wassers überwältigt, sondern auch von einer Bürokratie, die für viele zu zögerlich und ineffektiv handelt, im Stich gelassen. Wie hätte es anders laufen können? Dieser Gedanke treibt die Menschen um – sie fühlen sich machtlos in einem Chaos, das viele für vermeidbar halten.

In dieser schweren Zeit zeigt sich jedoch auch die Solidarität und das Engagement innerhalb der Gesellschaft. Freiwillige Helfer unterstützen Rettungskräfte, während Familien und Gemeinden zusammenhalten, um das Unfassbare zu verarbeiten.


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