Tag & Nacht


Ein einzelner Funke reicht – und in diesen Tagen scheint er fast unvermeidlich.
In Spanien wüten derzeit Dutzende Waldbrände, so zahlreich und schnell, dass selbst erfahrene Einsatzkräfte kaum Schritt halten können. Betroffen sind vor allem Castilien und León, aber auch Madrid, Galicien, Cádiz, Toledo und Cáceres. Bereits rund 60.000 Hektar sind seit Monatsbeginn den Flammen zum Opfer gefallen – so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Zwei Menschen starben, Tausende mussten ihre Häuser verlassen.

Ein Cocktail aus Hitze, Wind und trockenem Grün
Die unmittelbare Ursache? Eine Hitzewelle, die seit elf Tagen ununterbrochen anhält und wohl noch einige Tage bleiben wird.
„Das ist nicht die Hitze vergangener Jahrzehnte, das ist etwas Neues – und es ist ausschließlich dem Klimawandel geschuldet“, warnt José Manuel Moreno, emeritierter Professor für Ökologie an der Universität Castilla-La Mancha.

Solche langen Hitzeschübe bringen eine sogenannte thermische Dürre mit sich. Sie unterscheidet sich von der klassischen Wassermangeldürre: Selbst wenn es zuvor geregnet hat, entzieht die heiße, durstige Luft den Pflanzen in Rekordzeit ihre Feuchtigkeit. Das Frühjahr 2025 war ungewöhnlich regenreich – was zunächst wie ein Segen wirkte, entpuppte sich jetzt als Brandbeschleuniger. Denn die üppig gewachsene Vegetation ist inzwischen ausgedörrt und brennt wie Zunder.

Wenn aus Feldern Wälder werden – und Feuer freie Bahn hat
Zu dieser gefährlichen Mischung kommt ein langfristiger Trend: der Rückzug der Menschen aus dem ländlichen Raum. Seit den 1960er-Jahren wurden viele Felder und Weideflächen aufgegeben. Was früher als natürlicher Brandschutz diente, ist inzwischen von Wald bedeckt – ein lückenloses Band an Brennmaterial.

Victor Fernández-García, Pyrogeograph an der Universität Lausanne, sieht genau darin eine Hauptursache für immer größere und intensivere Feuer. Besonders stark betroffen: die entvölkerten Provinzen Ourense, Zamora und León im Nordwesten.

Viele Feuer – aber keine Verschwörung
Dass gleich mehrere Großbrände gleichzeitig ausbrechen, ist unter diesen Bedingungen keine Überraschung, erklären Experten. Verschwörungstheorien über koordinierte Brandstifter weist der Feuerökologe Víctor Resco de Dios zurück. Die meisten Brände gehen zwar auf menschliche Aktivitäten wie Strohverbrennung, Weidepflege oder in seltenen Fällen Brandstiftung zurück – doch oft spielt auch der Zufall mit. In den größten Feuern steckt nicht selten ein Blitzschlag als Auslöser.

Warum mehr Löschflugzeuge nicht die Antwort sind
Trotz Klagen über fehlende Mittel betonen Fachleute: Spanien zählt zu den Ländern mit den meisten Löschressourcen weltweit – sogar mehr pro Waldhektar als Kalifornien. Das Problem: Megafeuer der „sechsten Generation“ – riesige, durch den Klimawandel befeuerte Brände – übersteigen schlicht jede technische Löschkapazität.

Die Lösung liege daher nicht allein im Aufrüsten der Einsatzkräfte, sondern in einer klugen Landschaftspflege: weniger zusammenhängende Waldflächen, mehr Weiden und Felder als natürliche Brandsperren, Belohnungen für landwirtschaftliche Tätigkeiten, die Feuer vorbeugen.

Feuer wird bleiben – aber wie es brennt, liegt an uns
Alle befragten Experten sind sich einig: Waldbrände werden künftig häufiger und heftiger. Der Schlüssel liegt darin, vorbereitet zu sein – durch Bildung, Prävention und Landschaftsgestaltung.

„Feuer begleitet die Erde seit 400 Millionen Jahren“, sagt Adrián Resco. „Die Frage ist, ob wir es klein und ungefährlich halten oder ob wir zulassen, dass es Häuser zerstört und Katastrophen schafft.“

Die Entscheidung liegt in unserer Hand.
Und sie muss bald fallen.

Autor: Andreas M. Brucker

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