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Spanien wird in diesem April von einer ungewöhnlich frühen Dürre heimgesucht, die für Verluste bei den Ressourcen des Landes verantwortlich ist. Das kann Folgen auch für Frankreich haben.

In diesem April wurde Spanien von einer frühen Dürre mit Temperaturen von bis zu 40 Grad heimgesucht, die zahlreiche wirtschaftliche und ernährungswirtschaftliche Folgen für das Land mit sich brachte. Die Iberische Halbinsel leidet unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung durch „die Zufuhr warmer Luft aus dem Maghreb, die eine Verschiebung des Klimasystems und einen Treibhauseffekt verursacht“, erklärt der Klimatologe Alain Mazaud gegenüber La Dépêche du Midi. Diese warmen Winde, die hauptsächlich aus der Sahara kommen, könnten seiner Meinung nach „nach Frankreich aufsteigen“. Abgesehen von den zu erwartenden klimatischen Folgen, welche Auswirkungen könnte diese Hitzewelle auf die französische Wirtschaft haben?

Karte mit den am stärksten von Trockenheit betroffenen spanischen Regionen Staatliche spanische Wetteragentur.

Höhere Nachfrage nach französischen Produkten
Als Folge des bereits erlittenen und noch zu erwartenden Niederschlagsdefizits wird Spanien „die Produktion von Regenfeldfrüchten, insbesondere Wintergetreide, erheblich reduzieren“, wird Sergio Vicente-Serrano, Forscher am Pyrenäeninstitut für Ökologie in Saragossa, von Euronews zitiert. Spanien wird also Getreide importieren müssen und dieses mehr als bisher in Frankreich einkaufen, um den entstandenen Mangel zu beheben.

Französischer Mais, aber auch ukrainischer Mais sind übliche Importquellen für Spanien. Werden die französischen Erzeuger dadurch mehr verdienen können? Nichts ist weniger sicher, denn die Folgen der allmählich auch in Frankreich einsetzenden Dürre könnten die spanischen Maiseinkäufer bald dazu zwingen, sich auf der Suche nach ausreichenden Mengen nach Lateinamerika zu wenden. Die spanische Regierung lockerte daher bereits Mitte März die Einfuhrbestimmungen für argentinischen und brasilianischen Mais zur Verwendung als Tierfutter.

Wird Obst und Gemüse teurer?
Spanien steht auch vor wachsenden Problemen bei seinen Exporten. Der größte Olivenöl-Produzent, könnte wegen der anhaltenden Trockenheit bald einen 70% geringeren Ertrag erwirtschaften. Bisher produzierte Spanien etwa 1 Million Tonnen Oliven pro Jahr, vor allem in Andalusien. Auch die Produktion von iberischem Schinken wird zurückgehen, da sein Trocknungsprozess Wasser benötigt. Auch hier wird der Export sinken.

Bei Obst und Gemüse ist Spanien bisher der größte Produzent in Europa. Die Folgen der Dürre könnten hier zwar unter Kontrolle gehalten werden, da in Spanien die Produktion in Gewächshäusern weit verbreitet ist. Experten geht davon aus, dass es bei de spanischen Agrarprodukten nicht sofort zu Engpässen kommen wird, aber die Preise werden steigen.

Weniger Ressourcen für französische Fischer
Aufgrund der Dürre verdunstet das Wasser in Stauseen, das Grundwasser regeneriert sich nicht schnell genug und die Wasserstände sind niedrig. Um dem entgegenzuwirken, sieht sich Spanien gezwungen, immer mehr Meerwasser zu entsalzen. Die Entsalzungsanlagen stören jedoch das Ökosystem der Küste, auch der benachbarten französischen Küste.

Die Freisetzung von Salzlauge sowie die durch den Prozess der Entsalzung verursachte Erwärmung des Wassers wirken sich auf die Fischerei. Die Folge: Französische, aber auch marokkanische und italienische Fischer sehen ihre Fänge zurück gehen.

Auch der Tourismus leidet unter den Hitzewellen
Die spanische Regierung denkt über restriktive Maßnahmen in Bezug auf den Wasserverbrauch nach. Aus Angst vor Wasserknappheit und einem heißen Sommer könnten ausländische Touristen, insbesondere Franzosen, von einer Reise nach Spanien in diesem Jahr absehen. Sie werden möglicherweise in gemäßigtere Gebiete reisen.
Angesichts der Gefahr eines Einbruchs des Tourismusgeschäfts haben sich die Behörden die Einführung eines „Trockentourismus“ ausgedacht. Hierbei geht es beispielsweise darum, dass bisher unter Wasser versunkene Bauwerke wie die Kirche Sant Romà de Sau in Katalonien zur Besichtigung freigegeben werden…


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