Was als Sommerregen begann, endete in einer Katastrophe: Am Samstag, dem 12. Juli 2025, wurden Teile Kataloniens von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich Straßen in reißende Ströme, Ufer traten über, das öffentliche Leben kam zum Stillstand – und zwei Menschen gelten seitdem als vermisst.
Verhängnisvolle Minuten in Cubelles
Cubelles – ein beschaulicher Küstenort südwestlich von Barcelona, beliebt für seine Nähe zum Meer und sein mediterranes Flair. Doch an diesem Tag wird die Stadt mit ihren 17.000 Einwohnern zum Schauplatz eines dramatischen Rettungseinsatzes.
Zwei Menschen werden vermisst, nachdem sie offenbar von der plötzlich anschwellenden Foix mitgerissen wurden. Die örtliche Feuerwehr hat eine großangelegte Suchaktion gestartet, unterstützt von Drohnen und Spezialeinheiten. Noch immer konzentrieren sich die Bemühungen auf das Flussufer und die Mündung.
Ein Wettlauf gegen die Zeit. Gegen das Wasser. Gegen das Schicksal.
Barcelonas Infrastruktur am Anschlag
Auch die katalanische Hauptstadt blieb nicht verschont. In einem Krankenhaus musste die Notaufnahme geschlossen werden, nachdem ein Stromausfall die Versorgung lahmlegte. In solch kritischen Momenten wird die Verletzlichkeit moderner Einrichtungen schmerzhaft sichtbar.
Am Flughafen El Prat sorgte ein weiterer Zwischenfall für Aufsehen: Ein US-Flugzeug musste nach einem schweren Hagelschlag umkehren – die Nase des Jets war beschädigt. Ein Vorfall, der fast schon sinnbildlich steht für die Wucht dieses Unwetters.
Nicht besser sieht es auf den Schienen aus: Der Bahnverkehr – egal ob Schnellzug, Regional- oder S-Bahn – kam stundenlang zum Erliegen. Pendler steckten fest, Verbindungen brachen ab. Stillstand im ganzen Netz.
Armee im Einsatz – Ausnahmezustand in mehreren Regionen
Spanien hat auf die dramatische Lage schnell reagiert. In den betroffenen Gebieten – neben Katalonien auch Aragonien und die Region Valencia – wurden Militäreinheiten mobilisiert, um Rettungskräfte zu unterstützen, Evakuierungen zu koordinieren und Infrastruktur zu sichern.
Über Notfall-Apps und Radiosender wurden Warnmeldungen verbreitet. Die Bevölkerung wurde dringend aufgefordert, gefährdete Gebiete zu meiden und in Sicherheit zu bleiben.
Ein weiteres Kapitel einer langen Serie
Dass ein solcher Starkregen mit derart verheerenden Folgen nicht einmal ein Jahr nach den tödlichen Überflutungen in Valencia geschieht, ist kein Zufall. Im Oktober 2024 kamen dort über 200 Menschen ums Leben – ein nationales Trauma, das noch nicht verarbeitet ist.
Nun wiederholen sich die Bilder: Verzweiflung, Evakuierungen, zerstörte Existenzen. Wieder droht der Ausnahmezustand zur Normalität zu werden.
Was früher als Jahrhundertereignis galt, scheint heute jedes Jahr zurückzukehren.
Klimawandel – die Kraft hinter der Katastrophe
Natürlich – der Regen war heftig. Aber nicht ungewöhnlich für eine Welt, die sich erwärmt. Höhere Temperaturen führen zu mehr Verdunstung, zu intensiveren Wetterlagen, zu unberechenbaren Extremen. Der Klimawandel hat den Mittelmeerraum längst fest im Griff.
Und mittendrin: Städte, die gewachsen sind, ohne auf solche Szenarien vorbereitet zu sein. Versiegelte Flächen, enge Flussläufe, mangelhafte Frühwarnsysteme – all das verwandelt starken Regen in tödliche Gefahr.
Was muss passieren – und zwar jetzt?
Experten fordern schon lange: Frühwarnsysteme müssen modernisiert, Flussschutzeinrichtungen verstärkt und die Stadtplanung an den Klimawandel angepasst werden. Ein Unwetter darf keine Frage von Glück oder Pech mehr sein – sondern eine, auf die man vorbereitet ist.
Wie also weiter?
Eine rhetorische Frage, die wie ein Echo über die überfluteten Straßen Kataloniens hallt. Und deren Antwort mehr verlangt als eine Debatte – sie verlangt Handeln.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – doch sie braucht Unterstützung
Während die Suche nach den Vermissten in Cubelles weitergeht, richten sich die Blicke nach vorne. Auf eine Zukunft, in der Extremwetter nicht mehr überraschen – sondern eingepreist sind. Auf eine Politik, die Vorsorge über Nachsorge stellt. Auf eine Gesellschaft, die weiß: Katastrophenschutz beginnt nicht erst mit dem Alarm.
Denn was uns heute überrollt, könnte morgen schon kalkulierbar sein.
Autor: Andreas M. B.
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