Tag & Nacht

Am 12. Juni 1944 wurde der Widerstandskämpfer Edmond Réveil Zeuge der Hinrichtung von 47 Deutschen in Meymac in der Region Corrèze. Doch erst Ende 2019 enthüllte der heute 98-jährige die Existenz eines Massengrabs, in dem sich die sterblichen Überreste dieser Soldaten befinden. Die Suche nach dem Grab beginnt am Dienstag, dem 27. Juni, um nach 79 Jahren endlich Licht in die Sache zu bringen.

Die Corrèze, eine Hochburg des französischen Widerstands, öffnet ein schmerzhaftes Kapitel ihrer Geschichte.
Ab dem 27. Juni könnten Forschungsarbeiten die Überreste von 36 deutschen Wehrmachtssoldaten ans Licht bringen, die am 12. Juni 1944 in Meymac in der Haute-Corrèze hingerichtet wurden.

Diese vergessene, aber nicht gänzlich unbekannte Episode ist jetzt nach den Enthüllungen eines ehemaligen Widerstandskämpfers wieder ans Tageslicht gekommen. Edmond Réveil hat als einziger noch lebender Zeuge die Hinrichtungen miterlebt, er war zum Zeitpunkt des Geschehens 19 Jahre alt. Edmond Réveil, ein ehemaliges Mitglied der Freischützen-Partisanen (FTP) und später Eisenbahner und stellvertretender Bahnhofsvorsteher in Paris-Austerlitz. Ende 2019 lässt er bei der Generalversammlung der Association nationale des anciens combattants et résistants de Corrèze (ANACR) eine Bombe platzen. „Er ist am Ende der Sitzung aufgestanden und sagte: Ich möchte mit euch über etwas sprechen“, erzählt der Bürgermeister von Meymac, Philippe Brugère, der an der Sitzung teilnahm. „Es gibt nur wenige Schritte von hier entfernt eine Grube, in der Deutsche begraben sind“.

Edmond Réveil berichtete dann über die Hinrichtung von 47 Wehrmachtssoldaten und einer französischen Kollaborateurin, die von seiner FTP-Brigade getötet wurden. „Ich habe an diesem Massaker nicht teilgenommen“, sagt er. Elf dieser Leichen wurden bereits 1967 im Zuge erster Ausgrabungen zwischen Enceaux und Le Vert in der Gemeinde Meymac gefunden. Für viele Historiker und Mitglieder der ANACR sind diese „Enthüllungen“ keine wirklichen Enthüllungen, da diese Hinrichtungen bereits mehrfach in Büchern über den Widerstand in der Region Corrèze beschrieben wurden.

Die Körper von 36 Wehrmachtssoldaten sollen jedoch noch immer in einer zweiten Grube vergraben sein, die noch nicht lokalisiert wurde. Dies hat jetzt eine neue Suchaktion zum Ziel, die Ende Juni mithilfe eines Georadars beginnen sollen, einer Technologie, die es ermöglicht, unter dem Boden vergrabene Objekte aufzuspüren. Die deutschen Behörden verfolgen diese Suchaktionen genau und werden voraussichtlich ein Team vor Ort entsenden. Auf der anderen Seite des Rheins ist es der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der die sterblichen Überreste deutscher Soldaten, die während der beiden Weltkriege in Frankreich gefallen sind, verwaltet und für die Ermittlungen zuständig ist.

Am 7. und 8. Juni 1944 nahmen etwa 30 Widerstandskämpfer der FTP-Brigade insgesamt 53 Deutsche und eine Frau gefangen, die sich bei der Befreiung der Stadt in die Mädchenschule von Tulle geflüchtet hatten. Die Widerstandskämpfer sind jedoch nicht in der Lage, ihre Gefamgenen zu bewachen oder zu ernähren. Gleichzeitig verübt die schreckliche SS-Division „Das Reich“ eine Reihe von Gräueltaten: 99 Bewohner von Tulle werden am 9. Juni gehängt und 643 Einwohner von Oradour-sur-Glane am 10. Juni massakriert.

Nach dem Bericht von Edmond Réveil gab General Koenig, Kommandant der französischen Streitkräfte des Inneren (FFI), am 12. Juni den Befehl, die Gefangenen von Meymac zu erschießen. Von den 53 Soldaten werden sechs verschont, da sie von der Wehrmacht angeworben worden waren. Es handelte sich um tschechoslowakische und polnische Kämpfer, die in die Internationale Arbeiterbewegung (MOI) integriert waren. Es wurden also 47 Deutsche erschossen und in einer Grube hastig beerdigt.

Die Suche nach dem zweiten Massengrab, in dem die sterblichen Überreste der 36 Wehrmachtssoldaten im Unterholz von Meymac vergraben wurden, wird in Deutschland sehr aufmerksam verfolgt. „Es gibt ein Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland, das es ermöglicht, Leichen, die nach den Weltkriegen in Frankreich gefunden werden, an die Deutschen zurückzugeben und umgekehrt“, sagt Xavier Kompa, Leiter der Abteilung Tulle des Office national des anciens combattants et victimes de guerre (ONAC-VG), des französischen Amtes für Kriegsveteranen und Kriegsopfer. Das zweite Grab soll sich nur etwa 20 Meter vom ersten entfernt befinden, aus dem 1967 in aller Heimlichkeit die sterblichen Überreste von 11 deutschen Soldaten exhumiert wurden. „Für die deutschen Familien ist das sehr wichtig, da solche Ereignisse immer ein Trauma sind. Das Ziel ist es, ihnen die Körper ihrer Vorfahren zurückzugeben.“

Ab 27. Juni 2023 sollen Spezialisten für Anthropologie und Archäologie vor Ort mit der wissenschaftlichen Arbeit zur Lokalisierung des zweiten Grabes beginnen. Seit 1967 und der Exhumierung von 11 Leichen haben die Einwohner von Meymac lange Zeit über diese Hinrichtungen geschwiegen.


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