Tag & Nacht

Die Schweiz und Frankreich sind Nachbarn und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind (meist) freundschaftlich. Aber wie sehen sich die Menschen auf beiden Seiten der Grenze?

In der Schweiz – vor allem in den französischsprachigen Kantonen – hört man die Menschen manchmal über die Nachbarn jenseits der Grenze schimpfen. Aber auch die Franzosen scheinen nicht gerade begeistert von den Schweizern zu sein.

Dies wurde deutlich, als der französische Fernsehsender M6 seine Sendung „Enquête exclusive“ am 16. September der Schweiz widmete.

Unter dem Titel „Unsere erstaunlichen Schweizer Nachbarn“ stellten die Macher der Sendung fest, dass die Schweizer „nur wenige Kilometer von uns entfernt leben, oft dieselbe Sprache sprechen und doch so anders sind“. Das Wort „erstaunlich“, war in diesem Zusammenhang nicht unbedingt als Kompliment gemeint – zumindest nicht nur. In diesem speziellen Kontext bedeutete es eher „verwirrend“ oder „verblüffend“.

Die Sendung konzentrierte sich nicht auf die typischen Stereotypen, Käse, Schokolade und Jodeln, mit denen die Schweiz oft beschrieben wird. Stattdessen wurden andere Aspekte der heutigen Schweiz hervorgehoben: etwa die Liebe der Menschen zu Schusswaffen. In der Sendung wurde eine „typische“ Schweizer Familie vorgestellt, in der alle – auch die Kinder – schießen und deren Schränke voller Sturmgewehre sind.

Aber – und das muss ehrlicherweise betont werden , sind Gewalttaten mit Schusswaffen in der Schweiz trotz eines scheinbaren Überflusses an Feuerwaffen sehr selten.

Insgesamt scheinen die Franzosen die Schweiz als ein Land mit vielen Bunkern zu sehen, mit Milizsoldaten, die in den Bergen lauern und jederzeit bereit sind, Feinde abzuwehren, eifrige Zollbeamte, die die Kunst beherrschen, im Ausland gekauftes Fleisch zu entdecken, Gemeindebedienstete, die auf der Lauer liegen, um denjenigen abzustrafen, der seinen Müll in die falsche Tonne geworfen hat…

So zumindest schildert es der Sender M6 – aber, Schweizer seid mal ehrlich, es steckt doch ein mehr oder minder grosses Quäntchen Wahrheit darin, oder?

Auch die Schweizer Medien haben eine Umfrage durchgeführt, die sich mit der Wahrnehmung der Franzosen durch die Schweizer Bevölkerung befasst.

Eine Mehrheit der befragten Schweizer sieht Frankreich durchaus nicht als ein grossartiges Land, sondern sie sehen mehr negative als positive Aspekte. Ein Fünftel der Schweizer fühlt sich den Franzosen ganz einfach überlegen.
Und 36 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen die Franzosen sogar „auf die Nerven gehen“. Manche finden sie „nervig“ und „unerträglich“. Fast die Hälfte der Schweizer sind der Meinung, dass die Franzosen eine „große Klappe“ haben und sich für wichtiger halten, als sie sind.

Einige Schweizer Arbeitgeber – und das ist das wirklich erschütternde – bezeichneten bei der Umfrage ihre französischen Arbeitnehmer als „faul“ und „arrogant“, die sich „ständig beschweren“ und sich „montags und freitags gerne krank melden“. Aber zum Trost sei gesagt: Die überwiegende Mehrheit der Schweizer Unternehmen, die französische Grenzgänger beschäftigen, weiß deren Einsatz durchaus zu schätzen: „Ohne die französischen Grenzgänger würden unsere Spitäler nicht funktionieren“, wurde Bertrand Vuilleumier, Chef des Waadtländer Spitalverbands, in der Zeit der Covid-19-Pandemie zitiert.

Das alles soll aber nicht schmälern, dass insgesamt das Verhältnis zwischen den Bewohnern der beiden so unterschiedlichen Länder meist herzlich ist – abgesehen von lautem Unmut und ein paar kleineren Auseinandersetzungen, wenn Frankreichs Fußballnationalmannschaft gegen die Schweiz spielt…


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