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Ein luxuriöser Ausflug, der als Feier eines juristischen Triumphs gedacht war, endete in einer Katastrophe. Vor der Küste Siziliens, nahe dem Hafen von Porticello, wurde die Superyacht Bayesian am Montag von einem schweren Sturm erfasst und sank. Das Unglück hat mindestens sechs Menschen das Leben gekostet, eine Person wird weiterhin vermisst. Unter den Toten befinden sich mehrere prominente Persönlichkeiten, darunter der britische Tech-Mogul Mike Lynch, der bekannte Anwalt Christopher Morvillo und der Investmentbanker Jonathan Bloomer.

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Mike Lynch: Vom gefeierten Unternehmer zur tragischen Figur

Mike Lynch, der als einer der bedeutendsten Technologiepioniere Großbritanniens gilt, war eine der bekanntesten Personen an Bord der Bayesian. Der 59-jährige Unternehmer hatte gerade einen jahrelangen Rechtsstreit in den USA erfolgreich hinter sich gebracht und plante, nach Großbritannien zurückzukehren, um neue Projekte zu verwirklichen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

Lynch erlangte Berühmtheit durch sein Unternehmen Autonomy, das eine bahnbrechende Suchtechnologie entwickelte, die Unternehmen half, wichtige Informationen schneller zu erlangen. Autonomys Erfolg brachte ihm den Spitznamen „Britanniens Bill Gates“ ein und die Ehrung mit dem Titel des „Order of the British Empire“ im Jahr 2006.

Doch das, was sein größter Erfolg zu sein schien – der Verkauf von Autonomy an Hewlett-Packard für 11 Milliarden Dollar im Jahr 2011 – verwandelte sich schnell in einen Albtraum. Lynch wurde beschuldigt, die Bücher gefälscht zu haben, um den Verkaufspreis in die Höhe zu treiben. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, der schließlich in seiner Auslieferung in die USA und einem aufsehenerregenden Prozess endete. Doch im Juni 2023 wurde Lynch von allen Anklagen freigesprochen.

Dieser Freispruch war ein Anlass zur Feier, und so wurde der Ausflug auf der Bayesian geplant. Doch die Freude währte nicht lange – Lynch ist tot und seine Tochter Hannah wird noch vermisst.

Christopher Morvillo: Der Anwalt, der seine Karriere Lynch widmete

Christopher Morvillo, ein prominenter US-amerikanischer Anwalt und enger Vertrauter von Lynch, befand sich ebenfalls auf der Yacht. Der Partner der renommierten Kanzlei Clifford Chance war seit über einem Jahrzehnt tief in den Fall Lynch involviert. Er hatte ursprünglich als Bundesanwalt in New York gearbeitet und unter anderem an der Untersuchung der Terroranschläge vom 11. September 2001 mitgewirkt.

Morvillo war nicht nur beruflich, sondern auch persönlich stark in den Lynch-Fall investiert – er beschrieb den Fall als eine „konstante Präsenz“ in seinem Leben. Nach dem Freispruch dankte er öffentlich seinem Team und seiner Familie für deren Unterstützung und äußerte sich optimistisch über die Zukunft. Nun bleibt nur noch die Erinnerung an einen Mann, der in der Verteidigung von Lynch einen bedeutenden Teil seines Lebenswerks sah.

Jonathan Bloomer: Ein Bankier auf Erfolgskurs – bis zum tragischen Ende

Jonathan Bloomer, Vorsitzender von Morgan Stanley International und der Hiscox Group, befindet sich ebenfalls unter den Opfern. Bloomer war ein hoch angesehener Banker, der sowohl in der Finanzwelt als auch in der Versicherungsbranche eine Schlüsselrolle spielte. Er hatte Lynch unterstützt, indem er 2010 in den Vorstand von Autonomy eintrat und während des Verkaufsprozesses an Hewlett-Packard Vorsitzender des Prüfungsausschusses war.

Bloomer war nicht nur eine zentrale Figur im Lynch-Prozess, sondern auch ein einflussreicher Akteur in der Londoner Finanzszene. Sein Tod ist ein herber Verlust für die Branche.

Weitere Tragödien: Der mysteriöse Tod von Stephen Chamberlain

In einem unheimlichen Zufall starb wenige Tage vor dem Yachtunglück ein weiterer enger Vertrauter von Lynch, Stephen Chamberlain, bei einem Unfall in England. Chamberlain, ein ehemaliger Autonomy-Manager, der zusammen mit Lynch freigesprochen wurde, wurde beim Joggen von einem Auto erfasst. Seine Familie und Kollegen beschrieben ihn als einen Mann von „unvergleichlicher Integrität“, der sein Leben der Unterstützung anderer gewidmet hatte.

Ein ruhiger Held: Recaldo „Rick“ Thomas

Recaldo Thomas, ein erfahrener Koch, war der erste bestätigte Todesfall des Unglücks auf der Bayesian. Thomas, der für seine ruhige und gelassene Art bekannt war, stammte ursprünglich aus Kanada und hatte sich in Antigua niedergelassen. Seine Karriere auf See begann als Barkeeper in Jolly Harbor, bevor er sich zu einem angesehenen Koch auf großen Schiffen hocharbeitete. Die Reise auf der Bayesian sollte eines seiner letzten Projekte vor dem Ruhestand sein.

David Isaac, ein Cousin von Thomas, beschrieb ihn als „freien Geist“ mit einem ansteckenden Lachen, der in der Küche und auf See seine wahre Berufung gefunden hatte.

Ein schwerer Verlust

Die Tragödie um die Bayesian reißt tiefe Wunden in das Leben der Hinterbliebenen und erinnert daran, wie flüchtig das Leben sein kann. Prominente oder nicht – das Schicksal zeigt uns immer wieder, dass es unerwartete Wendungen nimmt, die uns zutiefst erschüttern können.

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