Ein Blick auf die Welt
An einem 21. August geschahen Dinge, die das Gesicht der Welt veränderten. 1911 etwa: Ein einfacher Anstreicher namens Vincenzo Peruggia, der im Louvre arbeitete, schnappte sich kurzerhand die „Mona Lisa“ und verschwand. Zwei Jahre lang war das Gemälde verschwunden – erst in Florenz tauchte es wieder auf. Der Coup machte das Bild endgültig zu einer Ikone. Ironisch, nicht? Ausgerechnet der Diebstahl besiegelte den Ruhm.
1831 revoltierte in Virginia der Sklave Nat Turner. Sein Aufstand erschütterte die Plantagen-Gesellschaft der Südstaaten, forderte Dutzende Tote auf beiden Seiten und führte zu noch brutaleren Gesetzen gegen Schwarze. Ein düsteres Kapitel, das bis heute nachhallt – denn es zeigt, wie tief die Risse im Fundament der amerikanischen Gesellschaft damals schon waren.
Weniger blutig, aber nicht weniger einschneidend: Am 21. August 1959 trat Hawaii als 50. Bundesstaat den USA bei. Eine Trauminsel wurde Teil einer Supermacht. Wer hätte damals geahnt, dass die Strände von Waikīkī später Touristenmagnet und Militärstützpunkt zugleich sein würden?
1991 dann der gescheiterte Putsch gegen Michail Gorbatschow. Panzer rollten durch Moskau, die Welt hielt den Atem an. Am Ende zerbrach nicht nur der Putsch, sondern gleich die Sowjetunion. Fast zeitgleich erklärte Lettland seine Unabhängigkeit – ein Schritt, der den Domino-Effekt in Osteuropa beschleunigte.
Auch Wissenschaft und Technik hatten an diesem Tag ihre Höhepunkte. Galileo Galilei präsentierte 1609 in Venedig sein Teleskop und leitete damit eine Revolution des Himmelsblicks ein. Jahrhunderte später, 1888, ließ sich William Burroughs die erste funktionierende amerikanische Rechenmaschine patentieren – eine kleine Vorahnung der digitalen Welt, die uns heute komplett umgibt.
Und noch ein trauriges Kapitel: Am 21. August 2000 verkündete die russische Marine, dass keiner der Seeleute im U-Boot „Kursk“ überlebt hatte. Der Kalte Krieg war zwar vorbei, aber die Tragödie zeigte, wie verletzlich auch moderne Militärtechnik ist.
Frankreichs 21. August
In Frankreich trägt dieser Tag eine ganz eigene Prägung. 1242 etwa: In der Schlacht bei Taillebourg schlug König Ludwig IX. die Engländer. Ein Sieg, der die französische Krone stärkte und den Einfluss auf dem Kontinent vergrößerte.
Ein Sprung in die Neuzeit: Am 21. August 1853 fand in Bayonne der erste Stierkampf Frankreichs statt – eine kulturelle Importware aus Spanien, die damals für viel Aufsehen sorgte.
Der 21. August ist aber auch politisch geprägt. 1849 hielt Victor Hugo auf dem dritten internationalen Friedenskongress eine Rede, in der er die „Vereinigten Staaten von Europa“ beschwor. Ein Gedanke, der lange wie eine ferne Utopie wirkte, heute aber in der Europäischen Union seinen Nachhall findet.
1944 wiederum, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, übernahm in Saint-Étienne die Résistance die Kontrolle über die Presse. Ab dem 21. August erschien nur noch die Zeitung „La République“ – Sprachrohr des Komitees der Befreiung. Zeitungen als Waffe des Widerstands, als Stimme der Freiheit.
Und nicht zu vergessen: Am 21. August 1947 starb Ettore Bugatti, der geniale Autokonstrukteur. Seine Wagen waren nicht einfach Fahrzeuge, sondern rollende Kunstwerke. Bis heute gilt Bugatti als Synonym für Geschwindigkeit und Eleganz.
Ein roter Faden
Erstaunlich, oder? Ein einzelner Tag, und doch so viele Geschichten. Kunst, Kriege, Aufstände, Wissenschaft und Technik – alles verdichtet sich am 21. August.
Das Bild ist bunt: vom mittelalterlichen Schlachtfeld über die leidenschaftliche Rede Victor Hugos bis hin zum kalten Metall eines gesunkenen U-Boots. Manche Ereignisse wecken Stolz, andere Wut oder Trauer. Gemeinsam zeigen sie, wie eng unsere Gegenwart mit der Vergangenheit verwoben ist.
Und mal ehrlich – wer denkt beim Blick auf den Kalender schon daran, dass an genau diesem Datum die Mona Lisa im Kofferraum verschwand oder dass sich Hawaii der Weltmacht USA anschloss?
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