Tag & Nacht




Was zum Teufel schwimmt denn da?

In Spanien erleben Dutzende Freibäder gerade den Albtraum aller Bademeister: menschliche Exkremente mitten im Becken. Kein Unfall. Kein technisches Versagen. Sondern ein Phänomen, das sich rasant ausbreitet – und dabei nicht nur Chlorreserven, sondern auch das Vertrauen der Badegäste auf die Probe stellt.

Seit Beginn des Sommers berichten immer mehr Gemeinden von exakt demselben Bild: ein „Objekt“, das da definitiv nicht hineingehört, treibt gut sichtbar im Wasser. Das Resultat: Badeverbot. Pool zu. Und zwar für mehrere Tage. Mitten in der Hitzewelle.

„Gerade als wir am Abend schließen wollten, haben wir die Überreste entdeckt“, sagt Jose Manuel Martínez Robles, Bürgermeister des andalusischen Örtchens Segura de la Sierra. „Wir haben einen chemischen Schock durchgeführt und dann für zwei Tage dichtgemacht. Die Leute sollen kapieren, dass das nicht lustig ist.“

Ein makaberer Trend – oder reiner Zufall?

Dass sich die Vorfälle häufen, ist unbestritten. Rund 50 Schwimmbäder sind laut spanischen Medien bereits betroffen. Aber was steckt dahinter? Die Verantwortlichen vor Ort rätseln.

Zwar ist es denkbar, dass hier und da ein Kind mit zu lockerer Windel im Wasser planscht. Doch bei dieser Anzahl scheint das unwahrscheinlich. Ist das Ganze also ein absichtlich provozierter Trend?

Im Netz findet sich keine offene Aufforderung zum sogenannten „Pool Pooping“. Und doch lassen vereinzelte Posts auf sozialen Plattformen durchblicken, dass das Thema in der digitalen Welt längst angekommen ist – inklusive empörter Reaktionen.

Wenn Spaß zur Gesundheitsgefahr wird

„Das ist kein Scherz, sondern ein Risiko“, warnt Jorge Angel, Krankenpfleger und TikTok-Aufklärer. In einem seiner Videos listet er die möglichen Folgen auf: Salmonellen, Hepatitis A, Rotaviren, Monoviren – um nur ein paar zu nennen. Sein sarkastischer Lösungsvorschlag für die Täter? „Ich würde ihnen eine Geldstrafe geben. Und als Bonus einen Monat Durchfall – damit sie mal selbst merken, wie das ist.“

Kein Wunder: Bei jedem Fund muss das Becken sofort geschlossen werden. Und das bedeutet nicht einfach nur ein bisschen mehr Chlor ins Wasser. Oft wird der gesamte Pool entleert, intensiv gereinigt, desinfiziert – ein Aufwand von mehreren Tagen.

Betroffene? Viele. Täter? Keine.

Bislang ist niemand überführt worden. Kein einziger Fall konnte bisher einem Täter zugeordnet werden. Was bleibt, ist die Wut der Unschuldigen: Familien, Freunde, Nachbarn, die einfach nur ins Wasser wollten – und dann vor verschlossenen Toren stehen. Ausbaden müssen sie den Unfug anderer.

In Zeiten von Hitzewellen, in denen Abkühlung im Freibad fast schon zur Notwendigkeit wird, sind solche Sabotageakte mehr als nur ein dummer Streich. Sie sind eine Zumutung. Für die Badegäste – und für die Betreiber, die zunehmend ratlos dastehen.

Eine neue Form der Provokation?

Man könnte fast meinen, wir hätten alles schon gesehen. TikTok-Challenges, bei denen Jugendliche auf Autos tanzen. Instagram-Trends, die zu lebensgefährlichen Mutproben aufrufen. Aber das? Ein gezielter Griff ins Klo – buchstäblich.

Was bringt jemanden dazu, ein öffentliches Schwimmbad in eine Art biologischen Tatort zu verwandeln? Ist es reine Provokation? Die Lust an der Grenzüberschreitung? Oder schlicht ein infantiler Witz, der völlig aus dem Ruder läuft?

Ein Appell an den gesunden Menschenverstand

Vielleicht braucht es gar keine Trendanalyse. Sondern einfach ein bisschen mehr gesunden Menschenverstand – und Respekt vor dem öffentlichen Raum. Wer glaubt, mit einem „Streich“ dieser Art nur ein paar Badegäste zum Lachen zu bringen, dem sei gesagt: Niemand lacht. Schon gar nicht, wenn er mit Hautausschlag oder Magen-Darm-Infekt aus dem Wasser kommt.

Spaniens Schwimmbäder haben Besseres verdient. Und ihre Besucher erst recht.

Autor: Daniel Ivers

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