Tag & Nacht

Guadeloupe, das französische Überseedepartement, sieht sich mit einer alarmierenden Herausforderung konfrontiert: der Küstenerosion und dem Anstieg des Meeresspiegels. Eine Studie des Centre d’études et d’expertises sur les risques, la mobilité et l’aménagement (Cerema) prognostiziert, dass bis 2050 über 5.000 Häuser aufgrund dieser natürlichen Erosion unbewohnbar werden könnten.

Der Minister für ökologischen Wandel, Christophe Béchu, beschreibt die Situation drastisch: „Jede Woche verschwindet ein Fußballfeld unter dem Einfluss der fortschreitenden Ozeane.“ Dieses Bild macht deutlich, wie ernst die Lage ist und wie dringend Handlungsbedarf besteht.

In der Gemeinde Petit-Bourg hat die Erosion die Küstenlinie dramatisch verändert. Einheimische, wie der Wassersportlehrer Diego, sind Zeugen des schnellen Verfalls ihrer natürlichen Umgebung. „Alles das ist eingestürzt, und es wird schlimmer. Früher konnte man hier überall entlanglaufen“, erklärt er, während er auf das, was einmal ein Strand war, blickt. Heute ist der Strand verschwunden, ersetzt durch Erdmassen, tote Bäume und Betonblöcke.

Einige Häuser sind bereits den Erdrutschen zum Opfer gefallen, andere stehen gefährlich nahe am Rand der Klippen. Vania, 68 Jahre alt, lebt seit ihrem 17. Lebensjahr in einem dieser Häuser. Die Abbruchkante der Klippe nähert sich unaufhaltsam ihrem Zuhause, und ein Umzug ist unvermeidlich. „Niemand verlässt gerne sein Zuhause“, sagt sie, ein Gefühl, das viele teilen, die bereits umgesiedelt wurden.

Die Situation ist kompliziert, da viele der bedrohten Immobilien illegal auf staatlichem Land erbaut wurden, oft vor 50 bis 100 Jahren. Die Betroffenen besitzen keine formalen Eigentumsrechte, was die Umsiedlung erschwert. Rony Saint-Charles, Leiter der Agentur „50 Pas Géométriques“, erklärt: „Die Menschen sind keine Eigentümer, also können sie nicht einfach enteignet werden. Sie haben keine Eigentumstitel.“ Sein Team arbeitet daran, den Bewohnern zu helfen, indem es ihnen ermöglicht, anderswo als Eigentümer angesiedelt zu werden – eine Lösung, die sowohl physische als auch juristische Sicherheit bietet.

Das Modell der Umsiedlung und Eigentumsübertragung, das in Petit-Bourg entwickelt wurde, soll in rund zwanzig weiteren bedrohten Gemeinden in Guadeloupe repliziert werden. Der Anstieg des Meeresspiegels und die damit einhergehende Küstenerosion sind nicht nur ein lokales Problem Guadeloupes, sondern eine globale Bedrohung, die konkrete und dringende Maßnahmen erfordert.


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