Tag & Nacht

Laut den offiziellen Zahlen ist die Zahl der Inhaftierten am 1. Oktober gestiegen. Es befinden sich zur Zeit mehr als 72.000 Menschen in Haft, denen aber nur 60.709 Haftplätze zur Verfügung stehen. Derzeit schlafen 2.053 Häftlinge auf einer Matratze auf dem Boden.

Am 1. Oktober 2022 befanden sich in den 188 französischen Strafvollzugsanstalten 72.350 Häftlinge, die sich nur 60.700 betriebsbereite Gefängnisplätze teilen müssen. Diese Überbelegung zwingt mehr als 2.000 Personen dazu, auf einer Matratze auf dem Boden zu schlafen. „Die Situation ist katastrophal“, warnt Dominique Simonnot, Generalkontrolleurin der Gefängnisse.

fDie Situation ist katastrophal, insbesondere in den Haftanstalten, die am stärksten von der Überbelegung betroffen sind. Diese Überbelegung schränkt die Häftlinge unverhältnismässig ein: Sie verhindert den Zugang zu Aktivitäten, zur Gesundheitsversorgung usw.

„Man sieht entsetzliche Orte für die Häftlinge, aber auch für die Aufseher, die es nicht schaffen, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.“ (Dominique Simonnot gegenüber Franceinfo)

Der Justizminister spricht von einem Defizit von 10.000 Gefängnisplätzen, was durch ein für 2027 geplantes Bauprogramm mit 15.000 neuen Gefängnisplätzen behoben werden soll.

Allerdings bezweifelt die Generalkontrolleurin Dominique Simonnot, dass diese Gefängnisplätze jemals entstehen werden. In Mulhouse wurde ein Gefängnis bereits im Jahr 2009 angekündigt und schließlich erst im Jahr 2021 eröffnet. Bei den geplanten Gefängnisneubauten gibt es viele Einsprüche von Anwohnern, die kein Gefängnis in ihrer Nähe haben wollen.

Außerdem ist es inzwischen erwiesen, dass je mehr Gefängnisplätze gebaut werden, die Gefängnisse um so schneller voller werden. Das zeigt deutlich, dass es besser ist, sich um Resozialisierung zu kümmern und so Rückfälle zu verhindern, als neue Gefängnisse zu bauen.

Häftlinge verbringen in Frankreich Monate eingesperrt wie Batteriehühner. Sie haben einen Lebensraum, der manchmal nur aus 0,8 m² pro Person besteht. Und auf diesem kleinen Raum leben sie 22 Stunden am Tag. Das sind keine günstigen Bedingungen, um irgendwann zu einem normalen Leben zurückzufinden. Dominique Simonnot fordert: Es müssen Alternativen entwickelt werden, so wie in Deutschland, wo man immer mehr auf Strafen außerhalb des Gefängnisses setzt. Mit 20 Millionen Einwohnern mehr als Frankreich gibt es in Deutschland 14.000 Häftlinge weniger. In deutschen Gefängnissen gibt es einen Häftling pro Zelle, das ist der Beweis, dass man es auch anders gehen kann.


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