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Besonders hohe Temperaturen, sehr lange Hitzeperioden… Frankreich hat gerade einen Rekordsommer hinter sich, seinen zweitwärmsten nach dem Sommer 2003. In einem Lagebericht zieht Météo France eine Bilanz der letzten Monate und blickt auf die kommenden Jahrzehnte.

Immer wiederkehrende Hitzewellen und gebrochene Temperaturrekorde… In den letzten Monaten hatten die Franzosen zweifellos den Eindruck, einen außergewöhnlichen Sommer zu erleben. „Außergewöhnlich“, so lauteten auch die Worte der Wetterexperten von Météo France, die am Dienstag, den 30. August, ausführlich auf die seit Juni letzten Jahres aufgezeichneten Wetterdaten zurückblickten. Und dann kam die Warnung: Sommer wie in 2022 werden zweifellos zur Norm in Frankreich werden.

Wie sah es in den letzten Monaten aus? Ein in vielerlei Hinsicht „heißer und trockener“ Sommer, der dem Sommer 2003 in Frankreich relativ ähnlich war. Das Land erlebte „den heißesten Sommer nach 2003“, so Matthieu Sorel, Klimatologe bei Météo-France. Das Thermometer spielte von Juni bis August verrückt: In diesen drei Monaten waren Temperaturen durchschnittlich 2,3°C höher als „normal“.

Einige Regionen litten besonders unter den Hitzewellen: „Es gibt ein sehr starkes Signal von Hitze-Anomalien in den südlichen Regionen des Landes und in den Regionen der Westküste“, sagt der Klimatologe Matthieu Sorel. Konkret ist es das Departement Pyrénées-Orientales, das in den letzten drei Monaten die am weitesten von der Norm abweichenden Temperaturen verzeichnet hat.

Mehrere Dutzend Wetterstationen registrierten Rekordtemperaturen, die seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1947 noch nie beobachtet wurden. Dies war unter anderem in Arcachon der Fall: Am Samstag, dem 18. Juni, wurden in Belin-Béliet im Val de l’Eyre im Osten des Arcachon-Beckens 43,2 °C gemessen – so viel wie noch nie zuvor in der Gironde. Auch in Biarritz (Pyrénées-Atlantiques) stieg das Quecksilber Mitte Juni bis auf 42,9 °C an. Sogar an der Spitze der Bretagne stieg das Thermometer im Juli auf 39,3 °C…

Insgesamt listete Météo France 33 Tage mit starker Hitze im Jahr 2022 auf: eine bisher unerreichte Zahl. „Frankreich hat seit Juni drei Hitzewellen erlebt, was die Gesamtzahl der seit 1947 im Land registrierten Wellen auf 46 erhöht“, erklärt Matthieu Sorel.

Auch bei diesen längeren Episoden mit besonders hohen Temperaturen waren der Südwesten und die Atlantikküste die Leidtragenden. 32 französische Departements, darunter Ariège, Tarn, Aude oder Aveyron, verzeichneten einen Rekord an lang anhaltenden Hitzewellen. In Albi zum Beispiel verharrte das Thermometer 21 Tage lang über 30 °C.

Météo France verzeichnete zusätzlich zu den Hitzewellen 25% weniger Niederschlag als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Juli war sogar der trockenste Monat seit 1958. In Kombination mit dem ausbleibenden Regen sorgte die Hitze für eine ausgeprägte Trockenheit. „Die Trockenheit begann in diesem Jahr schon im Spätwinter und im frühen Frühling“, sagt Matthieu Sorel. „Wir sind also schon mit extrem trockenen Böden in die Sommersaison gestartet.“ Solche ausgetrockneten Böden werden sehr hart und haben grosse Schwierigkeiten, Feuchtigkeit aufzunehmen. Das führt dazu, dass in diesem Herbst starke Überschwemmungen zu befürchten sind, wenn es heftig regnet.

Was wird in den kommenden Jahren zu erwarten sein?
Ähnelt der Sommer 2022 tatsächlich einem „durchschnittlichen Sommer in der Mitte des Jahrhunderts“, wie es Météo France formuliert? Samuel Maurin, Forscher und Direktor des Centre national de recherches météorologiques, bestätigt: „Wir erwarten nicht, dass alle kommenden Sommer dem von 2022 ähneln werden. Es wird Wetterschwankungen geben. Aber die Perspektive ist eine globale Erwärmung und es ist sicher, dass wir mehr Sommer mit ähnlichen Wetterbedingungen wie 2022 erleben werden„.


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