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Frankreich startet mit einiger Verspätung in den technologischen Wettlauf um kleine modulare Kernreaktoren, die weniger leistungsfähig als herkömmliche Reaktoren, aber leichter in Serie zu bauen sind. Sie werden allerdings nicht vor 2035 ans Netz gehen können.

Nach einem gewissen Wettlauf zum Gigantismus mit immer leistungsfähigeren Reaktoren ist die Atomindustrie jetzt sehr an kleinen modularen Reaktoren (SMR) interessiert. Was ist das für eine Technik?

Der kleinste dieser Reaktoren kann zehn Megawatt (MW) erzeugen, der größte etwa 300 MW, während die französischen Kraftwerke derzeit jeweils zwischen 900 und 1.450 MW erzeugen. SMR nutzen die Kernspaltung wie „herkömmliche“ Reaktoren und lassen sich leichter in Fabriken in Serie bauen und vor Ort montieren. Außerdem verfügen sie über einen Sicherheitsmechanismus, der es ihnen ermöglichen soll, ohne menschliches Zutun und mit weniger Wasser zu kühlen. Und schließlich können SMR aufgrund ihrer geringen Größe als Reserve oder zur Stromversorgung isolierter Standorte eingesetzt werden.

Der erste SMR wird nicht vor 2035 gebaut werden
Das französische Projekt ist nicht neu. Seit 2017 entwickelt die französische Regierung einen 170-MW-Druckwasser-SMR namens „Nuward“. Er ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der französischen Atomenergiekommission, dem Stromversorger EDF, dem Marinekonzern Naval Group, einem Spezialisten für Kompaktreaktoren und soll fossil befeuerte Kraftwerke ersetzen.

Ursprünglich für den Export geplant, hat EDF bereits den Bau eines Prototyps in Frankreich geplant. Obwohl die Regierung im Dezember 2020 50 Millionen Euro zur Finanzierung der Vorentwurfsphase angekündigt hat, dürfte der erste französische Minireaktor bestenfalls 2035 ans netz gehen können.

Russland hat die Nase vorne
Frankreich hinkt eindeutig hinterher, und Länder wie China und Russland sind weit voraus. Im Juli 2021 starte China auf der tropischen Insel Hainan die Konstruktion eines solchen Reaktortyps, der als erster SMR der Welt in Betrieb gehen soll. Mit einer Kapazität von 125 Megawatt soll er 526.000 Haushalte mit Strom versorgen können.

2019 erreichte das erste schwimmende Kernkraftwerk der Welt, das von Russland entwickelt wurde, nach einer 5.000 Kilometer langen Reise durch die Arktis seinen endgültigen Standort in Pevek im Osten Russlands.


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