Tag & Nacht

Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen und die italienische Premierministerin Giorgia Meloni sind am Sonntagmorgen auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen. Unzufriedene Einwohner versuchten, die Fahrzeugkolonne am Flughafen zu blockieren.

Ursula von der Leyen und Giorgia Meloni trafen am Sonntagmorgen auf der italienischen Insel Lampedusa ein, wo sich die Anlandungen von Migranten von der nordafrikanischen Küste fortsetzen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission und die italienische Regierungschefin trafen sich auf der kleinen Mittelmeerinsel, auf der diese Woche Tausende von Migranten ankamen und die heikle Debatte über die Aufteilung der Verantwortung innerhalb der Europäischen Union neu entfachten. Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi sowie die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, sind ebenfalls angereist.

Verärgerte Einwohner empfingen den hohen Besuch am Flughafen mit Protesten. „Wir tun alles, was wir können“, antwortete Giorgia Meloni den Menschen und fügte hinzu: „Wie immer übernehme ich persönlich die Verantwortung“. Giorgia Meloni und Ursula von der Leyen begaben sich anschließend zum Hafen, wo Dutzende von schäbigen kleinen Booten vertäut sind, auf denen Flüchtlicnge, meist aus Tunesien, die Fahrt über das Mittelmeer gewagt hatten.

Das Italienische Rote Kreuz, das Aufnahmelager auf Lampedusa betreibt, berichtete am Sonntag, dass sich dort noch 1.500 Migranten befänden, bei einer Kapazität von 400 Personen. Die Transporte nach Sizilien und auf das Festland könnten mit den Neuankünften nicht Schritt halten. „Weitere Transfers werden im Laufe des Tages erwartet“, erklärte das Rote Kreuz. Große NGO-Schiffe, wie die Geo Barrents von Ärzte ohne Grenzen, die im Rahmen von 11 Einsätzen fast 500 Migranten aus Seenot gerettet hat, werden in große italienische Häfen geleitet. Dutzende kleine Boote kommen aber täglich über das Mittelmeer und gelangen direkt nach Lampedusa, wo die geduld der Menschen am Ende und die Kapazitäten schon lange erschöpft sind.

Allein zwischen Montag und Mittwoch kamen nach Angaben der UN-Migrationsbehörde etwa 8.500 Menschen – mehr als die gesamte Bevölkerung von Lampedusa – an Bord von 199 Booten auf der italienischen Insel an.

Die Migrationskrise ist seit drei Tagen Gegenstand intensiver diplomatischer Aktivitäten. An einer Telefonkonferenz am Samstag nahmen der französische, der italienische und der deutsche Innenminister, ein Vertreter der spanischen EU-Ratspräsidentschaft und Ylva Johansson teil. Die Konferenz wurde vom französischen Minister Gérald Darmanin vorgeschlagen, der bereits am Freitagmorgen mit seinen Amtskollegen aus Italien, Matteo Piantedosi, und Deutschland, Nancy Faeser, gesprochen hatte.

Gérald Darmanin wird „in den nächsten Tagen“ nach Italien reisen, vereinbarten Giorgia Meloni und Präsident Emmanuel Macron am Samstag und versprachen, „die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene (…) zu verstärken, um wirksame, sofortige und längerfristige Lösungen für diese Krise zu finden“.

Lampedusa liegt weniger als 150 km von der tunesischen Küste entfernt und ist einer der ersten Anlaufpunkte für Migranten, die das Mittelmeer in der Hoffnung überqueren, nach Europa zu gelangen. Jedes Jahr im Sommer machen sich Zehntausende von ihnen in behelfsmäßigen Booten auf den gefährlichen Weg über das Meer. „Der Migrationsdruck, unter dem Italien seit Anfang des Jahres steht, ist unhaltbar“, sagte Giorgia Meloni, die eine Koalition aus Rechten und Rechtsextremen anführt, am vergangenen Freitag. Sie schätzte, dass „Dutzende Millionen Menschen“ in Afrika ihre Länder aufgrund von Staatsstreichen oder Hungersnöten verlassen werden, und hält es für „offensichtlich, dass Italien und Europa diese enorme Masse“ von Migranten nicht werden aufnehmen können.

Insgesamt sind seit Jahresbeginn mehr als 127.000 Migranten an den italienischen Küsten gelandet, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Jahres 2022.


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