Ein Funke reicht.
Wenn die Sonne erbarmungslos brennt, der Wind durch dürre Wälder pfeift und das Land seit Wochen keinen Regen gesehen hat – dann wird jeder kleine Funke zur Gefahr. Portugal erlebt in diesem Sommer erneut, was sich längst zu einer beängstigenden Routine entwickelt hat: großflächige Waldbrände, die sich mit beängstigender Geschwindigkeit durch die Landschaft fressen.
Aktuell lodern die Flammen vor allem im Norden und Zentrum des Landes. Fast 2.000 Feuerwehrleute sind im Einsatz, unterstützt von 26 Löschflugzeugen und Helikoptern. Die Lage ist angespannt. Besonders kritisch: ein Großbrand bei der Gemeinde Arouca, wo trockene Eukalyptuswälder lichterloh brennen.
Hier, so betont Mario Silvestre von der nationalen Zivilschutzbehörde, konzentrieren sich derzeit sämtliche Kräfte – 600 Einsatzkräfte kämpfen rund um die Uhr gegen das Feuer. Und sie kämpfen gegen einen Gegner, der jedes Jahr stärker wird.
Ein Land im Ausnahmezustand
Der Dienstag 29. Juli 2025 war kein gewöhnlicher Tag in Portugal. Das ganze Land wurde in Alarmbereitschaft versetzt – „maximale oder sehr hohe Brandgefahr“, warnt das meteorologische Institut IPMA. Und es ist keine leere Floskel: Der Boden ist knochentrocken, die Temperaturen liegen weit über 35 Grad, der Wind weht kräftig.
Es ist die perfekte Mischung für eine Katastrophe.
Die Regierung reagiert mit Präsenz: Premierminister Luis Montenegro und Innenministerin Maria Lucia Amaral informierten sich persönlich beim nationalen Krisenzentrum. „Wir wollen genau wissen, womit wir es zu tun haben – und was noch auf uns zukommen könnte“, erklärte die Ministerin.
Vom Klimawandel befeuert
Was früher Ausnahme war, ist heute Regel.
Früher gab es schlimme Feuer – heute gibt es eine Feuersaison. Der Klimawandel hat die Brände nicht nur häufiger, sondern auch heftiger gemacht. Hitzeperioden dauern länger, Regen fällt seltener, das Unterholz in den Wäldern trocknet aus wie Zunder.
Dabei ist Portugal ein Land, das mit Feuer lebt. Seit Jahrzehnten brennen jeden Sommer große Flächen ab – doch in den letzten Jahren hat sich das Risiko in eine neue Dimension geschraubt.
Gefährliches Zusammenspiel: Natur, Mensch, Klima
Eine besondere Rolle spielt die Vegetation: Besonders Eukalyptuswälder, die wegen ihres schnellen Wachstums gerne angepflanzt wurden, gelten als Brandbeschleuniger. Die ätherischen Öle in den Blättern sind leicht entzündlich – im schlimmsten Fall explodieren sie förmlich bei Kontakt mit Feuer.
Doch nicht nur die Natur ist verantwortlich. Auch der Mensch trägt seinen Teil bei. Achtlos weggeworfene Zigaretten, illegale Feuer, falsch gelagerte Grillasche – kleine Nachlässigkeiten mit katastrophalen Folgen.
Mario Silvestre bringt es auf den Punkt: „Das Einzige, was wir beeinflussen können, ist das menschliche Verhalten.“
Knapp unter Kontrolle – vorerst
Zwei Brände, einer bei Penamacor, der andere bei Ponte da Barca im Norden, sind unterdessen laut Zivilschutzbehörde „ziemlich gut unter Kontrolle“. Dennoch: Auch hier waren die Einsatzkräfte am Limit. Rund 2.000 Hektar Wald wurden zerstört, vier spanische Löschflugzeuge waren im Einsatz.
Besonders dramatisch war die Lage in Penamacor am Montagabend: Das Feuer fraß sich bis an Wohnhäuser heran, Anwohner mussten fluchtartig evakuiert werden – Schutz fanden sie in einer nahegelegenen Kirche.
Wird der Sommer zur Überlebensfrage?
Die Brände in Portugal sind mehr als ein nationaler Notstand. Sie sind ein Fieberzeichen. Ein Alarmruf der Natur, der uns zeigt, wie fragil das Gleichgewicht geworden ist. Es geht längst nicht mehr nur um Klimadaten oder Hitzerekorde – es geht um Leben, Lebensgrundlagen, Heimat.
Autor: Andreas M. Brucker
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