Tag & Nacht

Jean-Luc Mélenchon ist wegen seiner früheren, manchmal sehr milden Stellungnahmen gegenüber Wladimir Putin Zielscheibe der Kritik geworden. Sein Umfeld spielt die Auswirkungen der Polemik herunter.

Für das Wahlkampfteam der „Insoumis“ gibt es keine Debatte: Jean-Luc Melenchon ist in erster Linie der Kandidat des Friedens. Seine als pro-Putin bewerteten Äusserungen seien aus dem Zusammenhang gerissen.

Jean-Luc Mélenchon war in der Vergangenheit oft zumindest zweideutig. So sagte er 2016, Putin werde in Syrien „das Problem lösen“, oder im Dezember letzten Jahres, „Russland ist kein Feind, sondern ein Partner“ – und das sind nur zwei Beispiele un einer Reihe ähnlicher Äusserungen.

Seine Zweideutigkeiten, seine mögliche Blindheit gegenüber Pution drängen Jean-Luc Mélenchon in die derzeit nicht sehr komfortable Ecke der Freunde Russlands. Von der linken Seite wird er von Anne Hidalgo und Yannick Jadot nun schwer angegriffen.

Einige seine Anhänger wollen allerdings glauben, dass diese Angriffe ihren Kandidaten stärken können. Wenn Anne Hidalgo erklärt, Jean-Luc Mélenchon sei „Komplize von Diktatoren“, er sei „ein Agent im Dienste Putins“, schreckt sie das nicht ab: „Das ist so grotesk, dass es uns nützt“, spielt ein LFI-Abgeordneter die Situation herunter. „Unseren Wählern ist das egal, sie hören auf das, was wir inhaltlich sagen, und nicht auf die Karikaturen, die man von uns zeichnet“, will ein enger Vertrauter des Kandidaten glauben.

Wahlkampfstudien stellten aber fest, dass die Dynamik, von der Jean-Luc Mélenchon seit Februar profitierte, sich seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine verlangsamt hat. Die Polemiken werden ihn nicht zu Fall bringen, aber es wird ihm wahrscheinlich schwerer fallen, Wähler vom linken Meinungsspektrum zu rekrutieren, meinen die Meinungsforscher.

Heute liegt Jean-Luc Mélenchon in der Linken immer noch weit vorne, die letzte Ipsos-Sopra Umfrage sieht ihn bei 11% der Wählergunst.

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